spotte und herabsetze, die Würde des Gottesdienstes und der hebräischen Gebete verhöhne, sich überhaupt den althergebrachten Anschauungen durch allzu betonte Einführung neuer und deutscher Gebete gegen den Geist des Judentums erhebe, kurz seines Amtes unwürdig sei". Der Kreisrabbiner wendet sich an den Advokaten Dr. Franz Strádal, der in seiner Einrede an das löbl. Justizamt der Herrschaft Teplitz im Jänner 1848 gegen die Beschwerden Stellung nimmt. Der christliche Rechtsanwalt, für dessen Charakter und Lebensanschauung das seinem Namenszuge beigefügte Siegel mit der Umschrift „Grad und scharf" um einen kurzen Dolch so bezeichnend ist, weist die Angriffe der Kläger in dieser äußerst interessanten-Gegenschrift energisch zurück und bezeichnet unter Aufstellung überzeugender Gegengründe diese Anklagen als unberechtigt und als Ausdruck persönlicher Feindseligkeit gegen den wohl fortschrittlich gesinnten, gebildeten und durchaus im; Dienste wie in der Lebensführung korrekten und von der weitaus größeren Anzahl der Gemeindemitglieder sehr verehrten geistlichen Führer. Der Rabbiner verblieb ja auch in seinem Amte. Wir haben schon früher erwähnt, daß gerade Pick in dieser gährenden Zeit äußerer und innerer Umwandlung, die gewiß der Amtsführung mancherlei Schwierigkeiten brachte, die Gegensätze zu überbrücken wußte. Sein 40 jähriges verdienstvolles Wirken in unserer Gemeinde ist bis zum heutigen Tage unvergessen. Um die Mitte des vorigen Jahrhunderts und in den folgenden Jahrzehnten lebten Juden und Christen, wie überall nach den 48er Jahren, miteinander in bestem Einvernehmen. Diese Zeit liberalster Gesinnung im ehemaligen Österreich-Ungarn vereinigte die verschiedenen Konfessionen, sie hatte ihnen allen gemeinsame vaterländische, sittliche und wirtschaftliche Ziele gesetzt und die höheren gesellschaftlichen Kreise und Vereine in Teplitz zeigten ein durchaus harmonisches Zusammenleben der verschiedenen Glaubensbekenner. Erst mit dem Auftreten Schönerers, der am Versöhnungstage 1879 in Teplitz in öffentlicher Versammlung Anhänger für die christlichsoziale Partei zu gewinnen suchte, und mit der in diesen Jahren einsetzenden antisemitischen und rassenarischen Bewegung wurde dieses gute Einvernehmen zwischen Christen und Juden gestört. Fürst Edmund Clary Aldringen verkehrte leutselig mit der Bürgerschaft, ohne einen. merkbaren Unterschied zwischen Juden und Christen zu machen. Nur der Männergesangverein nahm keine Juden auf. Karl Béamt, der später als einer der liebenswürdigsten Männer vornehmer Gesinnung im Leben dier Gemeinde und in gemeinnützigen Vereinen mitwirkte, trat als erster Jude in das Schützenkorps ein. Manche jüdische Familie wußte sich in bester Weise in industriellen Kreisen Geltung zu verschaffen und es ist kaum möglich alle die Namen zu nennen, die damals in allen Kreisen einen guten Klang hatten und von denen manche bis heute bedeutend blieben und im öffentlichen Leben und in ihren Berufen eine hervorragende Stellung einnehmen 3S). So sei hervorgehoben Beer Rindskopf, kgl. sächsischer Kommerzialrat, Aron Marcus Birnbaum und dessen Sohn Leopold, Chef der Gummiwarenfabrik. Beer Perutz, dessen Sohn Landtagsabgeordneter, Mitgründer und Sprechwart des ersten Teplitzer Turnvereines gewesen, Balduin Heller, Gründer der Metallwarenfabrik, Leopold Samel, die Familien Menzel, Salomon Landesmann, I. Stern, Nathan Bechert, dessen Sohn Ernst Stadtrat wurde, Wolf Blumberg, I. u. W. Hauser, die alte Familie Sonnewald, deren Ahne Josua ehedem als tolerierter Jude in Teplitz als ansässig zugelassen wurde, dessen Sohn Isak und Enkel Leopold Sonnewald, Dr. Oskar Willner, Angelus Pick, Ignaz Bauer, die Familie David Kopetzki, die Familie Wilhelm Kantor, langjähriger Sekretär der Kultusgemeindie, der vom Prager Oberlandesgericht als Dolmetsch für französische und englische Sprache beeidet war, Philipp Kirchen-berger, Philipp Oesterreicher, Jakob Willner, Bankdirektor Veilchenfeld, der dann einer der bedeutendsten Wiener Finanzmänner wurde, Simon Pruesker, der einzige jüdische Major in der österreichischen Armee, Moritz Birnbaum, der kluge Nathan Bechert, die alte Familie Askonas, eine der ältesten Teplitzer Judenfamilien, sehr bekannt und beliebt war der Mitbegründer der Feuerwehr Josef Horwitz u. v. a. Ihrer vornehmen Gesinnung wegen standen auch manche christliche Familien in jüdischen Kreisen in hoher Achtung, so Bürgermeister Uherr und Karl Stöhr, Stadtrat Missel, Eduard Günther, Familie Strádal, Bürgermeister Siegmund Heroux u. a. m. Bedeutende Ärzte lebten auch damals in Teplitz. Dr. Langbein, Dr. Landau, Dr. Musil, Dr. Rezek, der beliebte Dr. Moritz Löwy und der verehrte Geheime Sanitätsrat Dr. I. Hirsch, dessen Wirken wir bereits gebührend dargestellt haben. Bedeutende Männer aller Berufskreise gingen aus der Teplitzer Judenstadt hervor und bewahrten ihr auch in der Ferne ihre Liebe. Im Jahre 1862 war der alte Friedhof, auf dem breiten Stein, nach dem er nahezu durch 200 Jahre der Teplitzer Judenschaft als letzte Ruhestätte gedient hatte, geschlossen wordien. Der neue Friedhof war eröffnet. Der neue Tempel. Inzwischen war mit dem Wachsen der Stadt die Anzahl der Juden bedeutend gestiegen und mehr und mehr machte sich der Mangel eines genügend großen Gotteshauses, besonders für die Festtage, geltend. Der Vorstand mußte daran denken, ein Gotteshaus in zureichenden Ausmaßen auch für die Zukunft zu schaffen, zumal das alte in der Judengasse gefahrdrohende Spuren des Verfalles aufwies. Nach eingehendsten Beratungen unter der Leitung des Gemeindevorstehers Dr. Oskar Willner wurden die vom Architekten und Baumeister Stiasny aus Wien vorgelegten Pläne genehmigt und im Jahre 1880 an den Bau des neuen großen Tempels, des zweiten in Teplitz, geschritten. Im Laufe von kaum zwei Jahren wurde das neue Gotteshaus in den Payeranlagen unter der Bauleitung der Architekten David Ferber und Richard Rudolph mit einem Kostenaufwande von 100.000 fl. geschaffen. Die neue Synagoge, eine der schönsten Bauten unserer Stadt, bietet in ihrer großzügigen, dabei feingegliederten Architektur einen wundervollen Anblick. Hoch ragt die Hauptkuppel, vom Davidsterne gekrönt, und von den vier kleineren Eckkuppeln, die auch den Davidstern tragen, flankiert, wie eine gewaltige und bergende Festung des Glaubens empor. Kilometerweit ist unsere Synagoge, die auf einem der hochgelegenen Punkte der Stadt steht, zu erblicken. Ihrer äußeren Formenschönheit entspricht die Innenarchitektur. Durch die geräumige Vorhalle, an deren beiden Seiten die Treppenaufgänge zu den Emporen sich befinden, betritt man den Innenraum, der, drei-schiffig, den Ausblick zu dem an der Ostséite ÚÚV Theodor Hirsch Karl Béamt Moritz Freud (Dax) Josef Rindskopf Richard Weiss Jarosl. Robitschek Ing. Wilhelm Buchwald Rat Rudolf Zentner Fanny Rindskopf Ludmilla Lan sie Louise Menzel Oberlehierin Irma Klein