rende Persönlichkeiten treten hervor. Gemeindeälteste und geistliche Lehrer werden genannt. Wer mag nun der erste Rabbiner von Teplitz gewesen sein? Die Urkunden schweigen leider allzusehr. In dem Inschriftenverzeichnis des „alten Friedhofes", der die zweite jüdische Begräbnisstätte von Teplitz ist (eröffnet 16698), wird ein Rabbi Simon Spira genannt, 1655 verstorben. Die Vermutung Rosenzweigs 7), daß der älteste Leichenstein auf diesem Friedhof aus dem Jahre 1653 datiere, daß also schon vor der Überweisung dieser Stätte an die Judenschaft oder vor dem Statthaltereierlaß, der infolge des Streites über die Schließung des ältesten Friedhofes hinter dem heutigen Theater erging8). Juden auf dem „breiten Stein" beerdigt worden seien, ist somit nicht von der Hand zu weisen. Es wäre demgemäß Rabbi Spira zumindest als einer der ersten Rabbiner an der damaligen Synagoge zu betrachten. Er wäre der Vorgänger des Rabßi Löbl Baum, der 1654, also kurz vor Spiras Tode, sein Amt antrat. Ich glaube nicht, daß dieser Rabbi Löbl, den Rosenzweig Löwe nennt, der erste °) Rabbiner von Teplitz gewesen sei. Seine Grabinschrift ist bisher nicht festgestellt. Als Nachfolger Rabbi Löbl Baums, also als den dritten Rabbiner, betrachte ich Rabbi Jakob, Sohn des Dajja.n (Gerichtsbeisitzers) Rabbi Manes, der hochbetagt 1717 starb. Seine Grabinschrift (Nr. 338) lautet: , , "j-m 1311? pn np^i J'a nái bv D'ctr iöit px,i 72 npy ,*T"1Ö ] ♦TSX 7"? pH iTJXtt T,1tt ^lytPn "7,1 TtfX p7S"t2 p"p"i y"z nv &w jn^i p? pusb ivn p"p Seine Frau Keile starb 1722. Aus dem Jahre 1720 ist uns Rabbi Nathan JJtitz als Urkundenmann bekanntö); er scheint der Nachfolger des Rabbi Jakob Manes gewesen zu sein. Sein Grabstein ist nicht bekannt, dagegen findet sich Nr. 303 der Grabstein der „Riwka, Tochter des Rabbi Nathan Utitz, des Gerichtsvorsitzenden unserer Gemeinde, gestorben 3. Ellul 1785" 10). Um 1746 starb R. Abraham Poppers, ein Schüler des R. Jonathan Eibenschütz11). . Es folgt im Amte des Rabbiners Rabbi Simcha Poppers aus Prag, auch ein Schüler des großen Rabbi Jonathan Eibenschütz. Da die Gemeinde damals, etwa um das Jahr 1738, aus 73 Familien bestand 12) und wenig leistungsfähig war, erlegte Rabbi Simcha Poppers 200 Gulden, welche die Herrschaft für seinen Amtsantritt verlangt hatte, für die Gemeinde als Darlehen. Er trat warm für seinen Lehrer Rabbi Jonathan Eibenschütz ein, um ihn gegen den Vorwurf der Ketzerei zu verteidigen (siehe Rosenzweig, Gedenkbuch) und wurde während seiner Wirksamkeit von Rabbi Beer Herz Emden Heilpern als Dajjan unterstützt. Rabbi Simcha starb um 1760. Seine Grabinschrift (Nr. 143) ist erhalten. íi\s*i vrůsti tjd jmi .insjíy m T2$ ;xis p"pi >wi "ai 'oi cihöi ,! mi JYÍW ^7^,11 p7-Pí2. p"p1 3íi> no Dünn nbü f72in naip nathan Eibenschütz, Abraham Isah Eisig Kolisch Liebna (aus Lieben), der samt seinem Sohne -sogar'mit dem Synagogenbanne gegen die Feinde des Eibenschütz vorgegangen war und, wie Rosenzweig berichtet, deshalb als Anhänger Sabbatei Zewis verschrieen wurde. Isak Kolisch war sehr verehrt; von der tiefen Trauer der Gemeinde über seinen Tod (7. Adar 1781) gibt sein Grabstein Zeugnis (Nr. 97). Rabbi Eisig Kolisch Liebnas Grabinschrift (nach dem Abschriftenverzeichnisse des alten Friedhofes): „Hier ruht ein Fürst der Tora. Isak war ein vollkommenes Opfer. Vollkommen in seinen Taten. Seine Wege waren Wege der Lieblichkeit und rühmlich war er gebunden an den Altar mit allen Äußerungen seines Lebens. Viele Brunnen lebendigen Wassers grub er und schöpfte und tränkte die durstigen edlen Schüler. Er wich nicht aus dem Zelte der Lehre, um zu jedem Augenblick und zu jeder Zeit die Grenzmaße der Tora zu lehren. Seinem Munde entströmten Edelsteine und viele neue liebliche Erkenntnisse, süßer als Honig und Honigseim. Sie hat gesammelt und in die Tat umgesetzt der Mann, dessen Leben reich an Werken nach allen vier Seiten des Tisches war (eine Anspielung auf umfassende Gesetzeskunde), das ist unser Herr und Lehrer, unsere Leuchte, unsere Zierde und Pracht: Der fromme und bescheidene Rabbi und Lehrer Rabbi Abraham Isak Eisig Kolisch Libna, Vorsitzende des Gerichtes unserer Gemeinde und des Kreises, sie möge blühen, und man nannte seinen Namen Isak, damit er ihm Richtlinie und Gedanke sei." Auf der Rückseite des Steines: „Und vordem war sein Amtssitz zwischen erhabenen und hochedlen in der heiligen Gemeinde Prag, in der Stadt der großen Geisteshelden, im großen Lehrhause, wohin eine große Anzahl kam, die unter den Gewöhnlichen schon als große und berühmte Gelehrte galten und nachher wurde er aufgenommen in die berühmte Gemeinde Stampfen. Er starb durch einen Gotteskuß und seine Seele ging in Reinheit und Heiligkeit von ihm. Am Todestage Moses, der uns die heilige Tora als Erbe hinterlassen hat, Sonntag den 7. Adar des Jahres 541 (1781). Friede sei mit ihm." Sein Nachfolger war sein ehemaliger Rabbinats-beisitzer, der später weitberühmte Rabbi Nuphtali Herz Emden Heilpern, der vorher Rabbiner der alten Judengemeinde Eidlitz bei Komotau gewesen ist13). Herz Emden starb nach 13 jähriger Tätigkeit in Teplitz am 14. Siwan 5560 (1800) und ist auf dem hiesigen alten Friedhofe beerdigt (Gräbst. Nr. 96). Sein Tod wurde tief betrauert. Auch seine Frau Sara Gütel Emden ist hier gestorben und beerdigt. Es ist uns auch sein Jahresgehalt bekannt. Er bezog 208 Gulden. Seine Witwe 88 Gulden. Grabinschrift des Rabbi Herz Emden Heilpern: 11,1 "im iö.i 723 p p trní näD innü 7;n 7^7.3,11 Auf ihn folgt wiederum ein Schüler des Rabbi Jo- 22 inötw .isjp p2ři yy& p"D i"> ,injö inx 'p rotr vta 'K or ininü7 7HJi mm ■ ♦— upn nn*^ njr p^o Im Verzeichnisse der Verstorbenen ist ihm ein gleich ehrender Nachruf gewidmet. Als Nachfolger Rabbi Emdens ist Rabbi Josef Leipen1*), der Sohn Rabbi Abrahams, des ehemaligen Rabbiners in Böhm. Leipa, anzusehen. Nach der Inschrift seines Grabsteines Nr. 103 ist er auch um 1800 gestorben. Die Inschrift bedarf der genauen Nachprüfung, da das Todesjahr bisher als das gleiche gelesen wurde wie das seines Vorgängers Herz Emden. Allerdings bezeichnet Rosenzweig im Gedenkbuch das Jahr 1796 als Sterbejahr Herz Emdens lr'). Die Grabschrift Josef Leipen besagt (Nr. 103): „Hier ruht der Lehrer, unser Rabbiner, der Vorsitzende des Gerichtshofes Rabbi Josef s. A., der Sohn des großen Gelehrten Rabbi Abrahams, Gerichtsvorsitzenden der Gemeinde Leipen, gestorben und beerdigt am Montag den 26. Nissan 560 (1800)." Der darauffolgende Lehrer war Rabbi Isaias Lö'wi, der nach Rosenzweigs Aufzeichnung von stillem, frommen Charakter gewesen ist, nur in religiösen Dingen nicht zur Nachgiebigkeit neigte. Die Wirkungen der Aufklärung unter Jo-sef II. und die Nachwirkung Mendelssohnschen Geistes, die sich natürlich auch in der Teplitzer Judenschaft bemerkbar machten, scheinen dem geistlichen Oberhaupte mancherlei Widerwärtigkeiten bereitet zu haben, sodaß er in seinem Testamente den Wunsch äußerte, es mögen auf seinem schlichten Grabsteine nur sein Name, Geburtsort und Todesdatum angegeben werden, aber jeder Titel und irgendwelche Bezeichnung als Rabbiner seien zu unterlassen. Nach Rosenzweig 10) hat die Gemeinde später zu Füßen des Grabes noch einen zweiten Gedenkstein aufstellen lassen, dessen Aufschrift dem Wesen und Wirken dieses Mannes gerecht wird. Sein Todesdatum 25. Schewat 591 (1831). Grb. 129 a. 1807 starb s. Gattin Rifka, 6. Ijjar 5567 (siehe Sterbeverz.). Nach ihm verwaltet Rabbi David Kulb aus Deutschland bis zum J. 1832 das Rabbinat. David Kulb, der uns auch sonst in der Gemeinde als Pächter verschiedener öffentlicher Einrichtungen begegnet und das Amt eines Mohel bis zum Jahre 1841 ausübte, erlangte die Rabbinatswürde kraft seines anerkannten großen Wissens und seines guten und frommen Charakters. Sein Grabstein Nr. 30 erzählt uns davon. Er starb, 75 Jahre alt, 11. Adar. 21./2. 1842. In der Toten-Matrike ist er als „Beschneider" eingetragen (Judeng. Nr. 28). Mit dem Jahre 1832 tritt Rabbi Dr. Zacharias Fran-kel, geb. 1801, als erster graduierter Rabbiner am 26. April sein Amt an. Merkwürdigerweise enthalten die Archivschriften keinerlei Notizen über das Wirken dieses bedeutenden Geistes, der, wie man erzählt, bei seiner für die damalige Zeit immerhin fortschrittlichen Gesinnung durch verschiedene Anordnungen im Gottesdienste sich heftige Feinde erworben hatte. Es ist sogar die Kunde erhalten 1), man habe eines Tages dem LTnmute durch Steinwürfe gegen die Fenster der Rabbinerwohnung Ausdruck verliehen. Nach bloß vierjähriger Wirksamkeit verließ er Teplitz und folgte einem Rufe als Oberrabbiner nach Dresden, von wo er als Direktor des jüdisch theologischen Rabbinerseminares nach Breslau berufen wurde. - Noch im selben Jahre 18,36 übernahm Rabbi David Pick das Amt des Teplitzer Rabbiners. In seine Wirksamkeit fällt die Zeit der Umwandlung und Erneuerung unseres Gottesdienstes, über die wir weiter unten im Verlaufe unserer Darstellung noch ausführlicher sprechen werden. Vorderhand sei nur erwähnt, daß Rabbi David Pick, der fast 40 Jahre hier wirkte, während dieser unruhigen Zeit der Umwandlung des Kultus durch sein kluges, mitunter auch nach- giebiges Verhalten äußerst verdienstlich gewirkt hat, daß ihm vom damaligen Kaiser Franz Josef I. ah seinem 70. Geburtstage das goldene Verdienstkreuz verliehen wurde. Die Alten unserer Gemeinde erzählten noch^ wie Rabbi David Pick während des Gebetes für den Kaiser plötzlich vom Tode ereilt wurde; am Sabbath, den 5. Tamus 5638, 6. Juli 1878 (Herzschlag) 17). Seine Gattin Antonie Pick starb 1897. In seiner Amtszeit wandelt sich auch die politische und soziale Stellung der Judenschaft des damaligen Österreich. Die Juden werden Bürger mit dem Rechte der Freizügigkeit, wirtschaftlich und auf dem Gebiete der Wissenschaft treten viele Juden auch aus unserer Gemeinde ihren Höhenweg an. Zur Vervollständigung dieser übersichtlichen kurzen Geschichte des Teplitzer Rabbinates seien auch die folgenden Verwalter dieses Amtes genannt. Vom Jahre 1878 bis zum 2. April des Jahres 1887 versah Dr. Adolf Rosenzweig das Rabbinat. Mit 28 Jahren trat er sein Amt an. Ich darf ihn am besten selbst über sein Wollen und Wirken in Teplitz sprechen lassen und führe die Schlußworte an, die er am Ende seiner öfter genannten Darstellungen über Teplitz im Gedenkbuche uns hinterlassen hat. „Ich habe das Rechte angestrebt. Mit idealen Gedanken trat ich, 28 Jahre alt, mein Amt an — Gott als Weltenvater und Herr des Lichtes zu lehren, war mein Vorsatz und Ziel. Ich habe meine religiöse Anschauung nicht geändert. Ich habe redlich gearbeitet. Ich kannte nicht Schmeichelei, Reichtum imponierte mir nicht, Macht schreckte mich nicht... Ich habe mit Ernst gearbeitet und bin für alles Gute und Edle eingetreten, das ist mein Bewußtsein das ist mein Lohn... und wenn nicht allenthalben das erreicht wurde, was ich und andere erwarteten, so liegt es an den eigenartigen Verhältnissen unserer Gemeinde. Ich scheide nicht mit Groll, aber nicht ohne Betrübnis. Der Indifferentismus nagt an unserer Gemeinde, der es leider an Männern fehlt, die ihre Intelligenz selbstlos děni Dienste der Gemeinschaft zuführten. Erwählet euch weise, biedere, charaktervolle Männer, solche sollen Gemeinden leiten. Mit eurer Ehre begründet ihr die Ehre Israels! Plato hat recht, nur weise Männer sollen herrschen! Die Torheit der Menschen ist ihre Sünde! Unwissenheit äußert sich hier als Dummheit, dort als Bosheit — Dummheit und Bosheit sind die geschworensten Feinde aller Kultur und aller wahren Religion. Möge Gott euch mehren tausendfach und euch segnen, wie er verheißen Mit Lust und Liebe und Frieden. Amen! Teplitz, 1. Sept. 1887." '".: Ihm folgte im Amte Professor Dr. Adolf Kurrein, der bis zu seinem Tode im Oktober 1919 hier gewirkt hat und am 13. August 1920 wurde der Verfasser dieser Darstellung, Dr. Friedrich Weihs, in das hiesige Rabbinat eingeführt18). Vorsteher der älteren Zeit. Über die Vorsteher der Gemeinde aus früherer Zeit erfahren wir aus den Quellen sehr wenig. Es werden in einem Vertrag von der Gemeinde mit der Stadt Elias Josef und Nathan Jud genannt, später Josef ben Isak (siehe weiter unten), ferner am Ende des 17. Jahrhundert die bereits von Wanie 19) erwähnten Gemeindevorsteher Samuel Schmul, Judel Glaser.