teilweise von den Tissaer, Schönbrunner und Schon-walder Juden als Beerdigungsstätte benützt. Im J. 1910 verließ die letzte Judenfamilie L. und hat sich seit dieser Zeit kein Jude daselbst angesiedelt. SCHÖNBRUNN ist 2 km von T. entfernt, hat 130 Häuser und 900 Einwohner und Hegt an der Straße nach Schönwald und Floss in Bayern. Die Ansiedlung der Juden daselbst muß allem Anscheine nach zu Beginn des vorigen Jhts. erfolgt sein. Die Martik zeigt die erste Eintragung im J. 1808. Im J. 1825 zählte das Dorf 14 Judenfamilien mit 75 Seelen, im J. 1845 11 Familien mit 53 Seelen, im J. 1885 3 Familien mit 18 Seelen. Die letzte Judenfamilie wanderte im J. 1896 aus. Die Juden daselbst, deren Erwerbszweig der Hausierhandel bildete, konnten, nachdem dieser Erwerhszweig sich nicht mehr lohnte, in diesem Dorfe, wegen ihrét Nähe zur Stadt, sich daselbst nicht erhalten und zogen schon in den achtziger Jahren von dort ab. Aus Seh. stammen die Familien Hornstein, Rothschild, Vogel und Auerbach. Die Rothschild siedelten sich bald in Tachau an, die Vogel zogen nach Amerika. Die Gemeinde hatte gar kein Vermögen, der Tempel befand sich in einem Miethause, als Beerdigungsstätte wurde der Friedhof in Langendörflas benützt, die Matrik wurde im J. 1839 vom Rb. Lengsfelder übernommen und von dieser Zeit an mit der Tachauer Matrik einheitlich geführt. legen, Schloß und Meierhof ehemals Fürst Windisch-graetz, gegenwärtig im jüdischen Besitze. (Eduard Werner.) In Schossenreith hatten sich schon im J. 1780 zwei jüdische Familien, Greil und Rosenbaum, angesiedelt, später kamen Kohners dazu. Die Juden der Umgebung u. zw. aus den Dörfern Uschau und Maschakoten schlössen sich mit den Schossenreithern zusammen und bildeten eine Gemeinde mit dem Sitze in Schossenreith noch vor Ende des 18. Jhts., da jedenfalls in Schossenreith sich eine größere Anzahl von Judenfamilien befand. Im J. 1820 wohnten daselbst 11 Familien, im J. 1835 13 Familien mit 89 Seelen, im 1855 12 Familien mit 54 Seelen. Im J. 1860 begannen die Juden von Schossenreith auszuwandern, so daß im J. 1875 bloß 5 Familien daselbst verblieben, und zwar die Familien Löwy, Kips, Glaser und 2 Familien Kohner. Gegenwärtig befindet sich daselbst Jbloß der Hofbesitzer Werner und eine Familie Löhner. Die Syna goge befand sich im Hause Nr. 34; wann diese verkauft wurde, ist nicht ersichtlich. Bei Schossenreith fällt die Eigentümlichkeit auf, daß sich die Ch. K. der Tachauer anschloß, während sich die in Schossenreith wohnenden Juden, mit denen in Uschau und Ma>schakoten, bei Inkrafttreten des Gesetzes v. J. 1890 der K. G. Neu Zedlisch anschlössen. SCHÖNWALD. TISSA (č. TISOVÁ) h (č. TISOVÁ) liegt an der Reichsstraße nach Haid, ist 5 km von T. entfernt, hat 77 Häuser mit 400 Einwohnern, einen großen Meierhof, ehemals .Eigentum der Herrschaft Windischgraetz und war in früheren Jahren sehr oft an Juden verpachtet. Dieser Meierhof wird jedenfalls schon vor zwei bis drei hundert Jahren die Ansiedlung einzelner Juden daselbst begünstigt haben. (Siehe Gesch. der Juden in Tachau, Seite 85.) Die daselbst wohnenden Juden schlössen sich der K. G. Neu-Zed-lisch an. Erst im vorigen Jht. schlössen sie sich zu einer eigenen K. G. zusammen, welches wohl mehr dem Einflüsse der jüdischen Hofpächter zu verdanken Í3t, darum umfaßt die Lebensdauer dieser Gemeinde nur eine kurze Spanne Zeit und zwar ca. von 1850 bis 1897. Dieser Gemeinde schlössen sich die in den umliegenden Ortschaften Vogelsang, Godrisch und Kumplilz •vereinzelt wohnhaften Juden an. In T. selbst wohnten die Familien Fisch], Gerber und Kran s. Ein Fischl war längere Zeit Pächter des Meierhofes. Die Matrik umfaßt die Zeit von 1868 bis 1897. 1870 wurde das Haus Nr. 56 angekauft und zu einem Bethause adaptiert. Dieses Gebäude wurde am 6. März 1891 durch Feuer vernichtet, neu aufgebaut und gleich von außen zweckentsprechend ausgestattet, wodurch es als Synagoge kenntlich wurde. Angeschlossen befand isich die Schule und die Wohnung des Lehrers. Im J. 1897 wurde T. von der K. G. übernommen. Gelegentlich einer Inventur am 24. Juni 1910 wurde das Tempelgebäude an Herrn Gustav Kraus verkauft, welcher Verkauf in der Sitzung am 10. Juli 1910 genehmigt wurde. Gustav Kraus verkaufte das Haus im J. 1913 an Johann Blobner. Gegenwärtig wohnt in T. kein einziger Jude mehr. NWALD. Dieses Dorf ist 9 km von T. entfernt und liegt an der Bezirksstraße Tachau-—Waldheim—Floss in Baiern, hat 119 Häuser mit 710 Einwohnern, ist Sitz der Herrschaft derer von Schierding. Der Zuzug.jüdischer Familien nach Seh. ist erst vom Beginne des vorigen Jhts. zu verzeichnen. Die liberalen josephinischen Gesetze haben auch liier den Zuzug der Juden günstig beeinflußt. Schönwald SCHOSSENREITH (č. ČÁSTKOV) Dorf mit 61 Häuser, ,,„j onn f ' Tnchau 12 Die Glashütten in Goldbach, Altfürsthütten, Waldheim, Reichental und andere bis in das bayerische Gebiet hinein, waren eine Domäne jüdischer Pächter, die zumeist Tachauer waren, die aber immerhin der Tachauer K. G. treu blieben. (Siehe Note 3.) Sie rechneten sich nicht zu den Mitgliedern der J. G. Schön-wakl, scheinen aber die daselbst ansässigen Juden geschäftlich unterstützt zu haben. Im ganzen waren den Juden 5 Häuser zugewiesen gewesen, die CNr. I—V, zu Beginn des J. 1850 he-wohnten jedoch schon Juden auch andere Häuser. Um diese Zeit befanden sich in Seh. 16 Familien mit 98 Seelen; ihr Ernährungsz.w.eig bildete zum großen Teile Ml der Hausier- und Kleinhandel, auch Glaser und Gerber befanden sich unter ihnen. Den Hauptstock der Gemeinde bildeten die Familien Auerbach, Schwarz und Schmid. Rb. Karl PolesL Der Tempel befand sich im Hause Nr. 77 im oberen Stockwerke und im Parterre die Schule und die Lehrerwohnung. Mit dem Beginn der Sechzigerjahre des vorigen Jhts. hegann sich die Gemeinde abzubröckeln. Im .]. 1880 wohnten bloß 5 Familien mit 39 Seelen mehr in Seh., zu Anfang 1900 bloß 4 Familien. Im J. 1892 Schönwald Tempel (Innenansiciit) wurde die K. G. Seh." aufgelöst und T. zugeteilt. Am 20. April 1900 wurde der Tempel an Elia« Schmid verkauft, mit der Bedingung, daß das obere Stockwerk lediglich zu gottesdienstlichen Zwecken verwendet werde. Dieses Servitut wurde im J. 1927 gelöscht und das Haus einem Andersgläubigen verkauft. Gegenwärtig wohnen daselbst bloß 3 Judenfamilien. x) Ein Häuschen an dieser Stelle, vielleicht CNr. 471, wurde Ende des 16. Jhts. noch „Häusl zum Judenfriedhof" genannt. , In den Häusern CNr. 472 bis 474 sah man noch vor ca. 30 Jahren Grabsteine mit kennbarer Schrift eingebaut. -') Auf dem Friedhofe befinden sich auch noch Grabsteinfragmente aus jener Zeit. 3) Im J. 1623 behauptete der damalige Ffandbesitzer in einer Eingabe: „Judenhäuser seien nur 4 gebaut" obwohl schon im J. 1606 die Stadt bereits 6 übernommen hatte. 4) Der Pfandbesitzer der Herrschaft war zu jener Zeit Johann Poppel von Lobkowitz. 5) Zu jener Zeit jedoch, wo der Bevölkerung noch der Begriff eines Kanalsystems fremd war, flössen die ganzen Abfallwässer mit den Fäkalien hier zusammen und mußten einen großen Tümpel gebildet haben, der zeitweise die Gasse unpassierbar machte. Wohl halfen sich die Juden, indem sie nach und nach am Bodenniveau durch die Stadtmauer kleine Öffnungen durchbrachen, durch welche die angesammelten Gewässer allmählich abflössen, die angesammelten Fäkalien jedoch blieben liegen. Erst nach dem Brande im Jahre 1818 wurde zwischen dem Hause 518 und 125 die Stadtmauer Wi Meter unterhalb des Bodenniveaus und oberhalb 1 Meter in einer Breite von 1 Meter durchbrochen und ein Kanal hindurch geleitet. e) Zur Hofseite der Häuser und der Stadtmauer war ein ziemlich breiter Raum, der als Verkehrsweg zu den in der Stadtmauer angebrachten Türmen diente. Dieser Weg hatte eine Mündung an der Stelle der Stallungen des Hauses CNr. 104 und die andere Mündung an der Stelle wo heute das Haus CNr. 125 steht. Ende des achtzehnten Jahrhunderts waren die Fortifikationen der Stadt gegenstandslos geworden und wurde die Fläche zwischen der Mauer und den Häusern bzw. Höfen den jeweiligen Anrainern zugeteilt, wodurch die Häuser Nr. 511 bis 518 so große geräumige Höfe erhielten, da diese bis zur Stadtmauer ausgedehnt werden konnten. 7) Schwarzes Amtsprotokoll 43. 8) Artikel 30 der Zunftordnung. B) Das sind die Häuser Nr. 511 bis 518. l0) Dieser Brand hätte bald sehr üble Folgen für die Juden nach sich gezogen. Das Feuer brach beim Mazzesbacken nachts bei Isak Samuel Bloch in der Judengasse aus. Zufolge dieses Umstandes und das auch dabei 5 Menschenleben zugrunde gingen, wurde die ganze Schuld Bloch in die Schuhe geschoben, der sich in einem Groll gegen alle Juden bemerkbar machte. An Hetzern fehlte es nicht, und wäre es zu Mord und Plünderung gekommen, wären die Juden nicht von der Garnison in Schutz genommen worden. Bloch mußte jedoch flüchten und hat sich in Neu-Zedlisch augesiedelt. (Gesch. der Juden in Tachau.) X1) Im citronengelben Grundbuche Fol. 12 ist ein Kaufvertrag über das Teilhaus II, 1. Teil, zwischen Jakob Juda (Jakob ben Juda-Jakob Adler) und dem Anschl Löwy, wonach ersterer dieses Teilhaus um den Betrag von 1100 Gulden kaufte. Dieser Kaufvertrag wurde noch vor der Anlage des Grundbuches abgeschlossen. 12) In einem nachgelassenen Manuskripte des Nachům Sofer. das sich über alle Fährlichkeiten erhalten und bis zum Rab. Dr. Wohl gelangte, von welchem es in den Besitz des Prof. S. H. Lieben gelangte, finden sich besonders ehrende und lobende Worte für Rabbi Raschwitz. Rabbi Nachům Sofer wurde während des Weltkrieges von den hier evakuierten Flüchtlingen zum Wunderrabbi gestempelt, zu dessen Grabe noch heute hunderte wallfahren. Unter Rabbi Raschwitz mußte die Talmudschule in Tachau ihre höchste Blüte erreicht haben. Hervorragende Gelehrte, namentlich Tachauer, gingen aus dieser Schule hervor. Unter anderen Rabbi Elasar Bloch, Rabbiner in Proswerk. Dieser beschloß seinen Lebensabend in Tachau und starb auch hier am 3. Schebat 5593 — 23. Jänner 1833. Abraham Adler, Rabbiner in Biskupitz, ein Urahne der Gattin des Prof. S. H. Lieben in Prag. Unter seinem Nachfolger Rabbi Schemuel Hakohen scheint diese Schule ihren Ruf eingebüßt und nach seinem Tode ganz eingegangen zu sein. Des letzteren Nachfolger scheint Markus Egerer gewesen zu sein, der sich als ..gewesener Sub-Kreisrabbiner" zeichnete. 13) Flußhäuser, gewöhnlich Pottaschehütten genannt, waren gesuchte Pachtungen, sie versprachen einen guten Erwerb bei guter Wohnungsgelegenheit. An den Flüssen gelegen, darum Flußhäuser genannt, boten sie die beste Gelegenheit zum Auslaugen der Holzasche; die Erzeugung der Pottasche war dadurch mit geringen Kosten verbunden. Seit dem Auffinden der Straßfurter Kalisalze ist dieser Erwerbszweig vollständig geschwunden. Bei den Tachauer Juden wurden diese Häuser gewöhnlich „Holzhäuser" genannt. ") Die Zünfte hatten bekanntlich ihre eigenen Privilegien, daraus resultiert, daß jüdische Zunftangehörige nicht dem Numerus clausus unterworfen waren; wir finden darum jüd. Zunftgeuossen, ihre eventuell angeborenen Familiantenrechte, ihren jüngeren Brüdern abtreten. Auch Seligmanu Adler hat sein Familiantenrecht, das er als Erstgeborener erworben, seinem jüngeren Bruder Emanuel abgetreten. 15) Die Häuser CNr. 410 und 434 in Tachau waren mit langjährigen Pachtverträgen zugunsten des Nathan Blaustern belastet. Grundbuch Stadt Tachau, Lit. F. In dieser Belastung ist jedenfalls ein versteckter Kaufvertrag verborgen. 10) Am 26. Feber 1791 verkauft Josef Steinhauser, beschworener Wundarzt in Tachau, dem Tachauer Schutzjuden Wolf Stern H.-Nr. 73, neu 125/126, IX 1/4 in der Judengasse. Grundbuch Stadt Tachau, Lit. C, Fol. 409. Diese grundbücher-liche Eintragung wurde sonderbarerweise von Seite der Behörde nicht angefochten; es findet sich vielmehr im Grundbuche der Q 4 "X Stadt Tachau, Lit. F, Fol. 555, noch folgende Eintragung: „Der Schutzjude Wolf Stern verkamt seinem Sohn, dem Schutzjuden David Stern, am 1. März 1807 das halbe Haus sub IX 1/4 125." Das Haus IX (519) befindet sich dem Hause CNr. 125 gegenüber. Auf diesem Hause ließ Wolf Stern im