kulturellen Vereine im Sinne des § 9 des Gesetzes vom 5. November 1867 ihr Statut. Der von Lengsfelder ins Leben gerufene F. V. ,,Bik-kur Cholim" wurde vom Rb. Schidlof in einen F. V. „Talmud Tora" umgewandelt. Der jeweilige Rabbiner hatte bei Sterbefällen während des Trauermonates die Judengasse Tempel (Außenansicht) täglich und an Jahrzeit.tagen einen Mischnaabschnitt für ein verstorbenes Mitglied zu lesen27). Die starke Zuwanderung aus den-- umliegenden Gemeinden bewirkte ein Überwiegen dieser Elemente, welches zu verschiedenen unliebsamen Komplikationen führte. Ein Teil der Bodenständigen, glaubte sich gewisse Vorrechte aneignen zu dürfen, was die anderen nicht einzusehen vermochten, dies umso weniger, als sie überhaupt besser situiert waren. Es kam zu Prozessen verschiedener Art, die bei den Verwaitungs-und Gerichtsbehörden anhängig gemacht und bis zur höchsten Instanz durchgeführt wurden. Sogar der altehrwürdige Tempel mußte als Streitobjekt dienen, was für die K. G. besonders bedenklich war, da derselbe tatsächlich weder in sicherheitlicher noch in sanitärer Beziehung den Anforderungen entsprach. Der Tempel hatte keinen eigenen Zugang. An der Südseite war er mit der Stadtmauer verbunden, an der Nordseite mit dem HNr. 517 und von der Ost- und Westseite von den Häusern Nr. 516 und 518 eingeschlossen. Der Zugang führte durch den Hausflur des Hauses Nr. 617 und ein Teilbesitzer verlegte aus Bosheit diesen Zugang mit Brennholz, was zu einem Rattenschwanz von Prozessen führte28). Im August des J. 1895 feierte die K. G. das seltene Fest des 40 jährigen Dienstjubiläums ihres Rb. „Isak Schidlof", der bis zu seinem, am 12. November 1898 im 81. Lebensjahre erfolgten Tode in der K. G. wirkte 20). Im J. 1896 konstituierte sich die K. G. im Sinne des Gesetzes vom 21. März 1890, R. G. Bl. Nr. 57, bei welcher Gelegenheit die Gemeinden T i s s a mit Tempel, Schönwald mit Tempel und Langen dörflas mit Tempel und Friedhof der K. G. T. zugeteilt wurden. Der erste K. V. nach dem neuen Statut war Josef Adler. Im Feber 1899 trat Rb. Dr. Moses Wohl seine Stelle als Seelsorger in T. an. Im J. 1900 zählte die K. G. 59 Familien mit 310 Seelen. Am 28. April 1911 brach ein Feuer aus, das sämtliche Judenhäuser nebst dem Tempel vernichtete. Diese Judenhäuser waren schon zum großen Teile von NichtJuden bewohnt, aber immerhin noch im Besitze von Juden 3"). Von diesem Brande erholte sich nicht mehr. Mit der ihm eigenen Tatkraft und Energie nahm der damalige K. V. Sigmund S t r a u s s alle Maßnahmen wahr, um in das Chaos Ordnung zu bringen. Ein Gasthaussaal wurde gemietet und eingerichtet, wo der Gottesdienst abgehalten werden konnte, eine Hilfsaktion in großem Maßstabe eingeleitet, wozu sich alle Mitglieder der K. G. zur Verfügung stellten und dank dieser Maßnahmen konnte bereits am 2. Dezember desselben Jahres der Grundstein für den neuen Tempel gelegt werden. In den Grundstein wurde eine in hebräischer Sprache auf Pergament geschriebene Widmungsurkunde versenktJ1). Die detailliert ausgearbeiteten Pläne stellte Professor Dr. Ing. Alfred Grotte, Architekt in Posen, unentgeltlich zur Verfügung. Am 2. September 1912 konnte bereits der neue Tempel eingeweiht und an den folgenden hohen Feiertagen der Gottesdienst abgehalten werden 32). Der Weltkrieg hat auch die K. G. T. vor große Aufgaben gestellt. An 3000 Flüchtlinge, die aller Mittel bar und von der Reise zu Tode erschöpft ankamen, mußten versorgt werden. Unter der Leitung des K. V. Dr. L u r j e bildete sich ein Flüchtlingskomitee, welches sich alle Mühe nahm, die Not und das Elend unter den Flüchtlingen einigermaßen zu lindern. Von der kleinen, kaum 300 Seelen zählenden K. G. hat der Weltkrieg auch viele Opfer gefordert: Schmid Wilhelm, geb. am 8. März 1881, als Leutnant gefallen bei Woljevo in Serbien am 25. November 1914. Langschur Hugo, geb. am 25. Juni 1888, gest. an der Ruhr in Ungvar am 25. September 1914. Steiner Emil, geb.. 19. Juni 1888, gefallen bei Tohnein in Italien am 17. März 1915. BÄüE FRANiNEUBAUER DAVID STEINER EMiL STEINER-. Gedenktafel L ö w y Max, geb. am 10. April 1890, gefallen bei Jezierna in Galizien am 14. Oktober 1915. Wessi Ernst, geb. am 7. Feber 1897, gefallen als Leutnant bei Konjuki in Galizien am 1. Juli 1917. Neubauer Alfred, geb. 14. April 1887, gest. an der Ruhr am 13. Feber 1917 in Koloschvar. 036 ■ Kohner Hans, geb. 3. Juli 1897, als Leutnant gefallen in Mokre Set. Katarina, Italien, am 21. August 1917. Fleischer Ernst, geb. 10. Mai 1894, Fähnrich, gest. in Wien am 18. Mai 1917. Kohn Emil, geb. 26. Oktober 1896, gefallen in Italien am 17. Dezember 1917. Neubauer Franz, geb. am 21. Juni 1897, an der Grippe gestorben am 7. Oktober 1917. F i s c h 1 Eduard, geb. am 1. August 1898, als Leutnant gefallen am Foskatakanal an der Piave (Italien) am 18. Juni 1918. Steiner David, geb. 1878, gest. an der Ruhr in Krain am 4. Juli 1918. Salz Heinrich, geb. am 26. Juli 1895, verschollen in ital. Gefangenschaft. Schmid Theodor, geb. 18. März 1893, verschollen in russ. Gefangenschaft. Im J. 1922 wurde zum Andenken an diese Opfer des Weltkrieges eine Gedenktafel an der Außenmauer des Tempels angebracht. Im J. 1920 wurde eine Statutenänderung vorgenommen mit einer neuen Wahlordnung im Sinne der demokratischen Wahlreform, des Landes und im selben Jahre fand noch die Neuwahl des Gesamtvorstandes auf Grund der neuen Wahlordnung statt. Im J. 1921 zählte die K. G. 82 steuerzahlende Mitglieder mit 90 Familien und 260 Seelen. Am 31. Mai 1921 verschied nach 22 jährigen Tätigkeit in der Gemeinde Rb. Dr. Moses Wohl. Am 22. Jänner 1922 trat der neugewählte Rb. Dr. S. D. Margules seine Stelle an, die er — einem Rufe nach Salzburg folgend — am 31. Dezember 1929 verließ. Am 31. Dezember 1927 verschied plötzlich im 71. Lebensjahre Herr Josef Klein, der 30 Jahre das Amt eines T. V. in T. verwaltete. Im J. 1930 zählte die Gemeinde 80 Steuerträger unter 95 Familien mit 270 Seelen. Obwohl die K. G. sehr klein ist, bringt sie doch die Rb. Dr. S. D. Margules Rb. Wilhelm Stern Der Sprengel der K. G. umfaßt das Gebiet des Ge-richtsbezirkeö T. und vom Gerichts-bezirke Pfraumberg die Orte Hesselsdorf, Katharina, Klein- und Großmeierhöfen, Miles, Neudorf, Pfraumberg, Rosshaupt und Wusleben. Die Geschichte der K. G. T. wäre nicht vollständig, wenn nicht die Personen angeführt wären, die über den Alltag hervorragen und zufolge ihres Intellekts sich hervorgetan haben. großen Opfer auf, die die Erhaltung des ganzen Apparates (Rb. Kt. und Kustos) verlangt, noch für Erhaltung von vier Friedhöfen Sorge tragen muß, wozu jetzt ein neuer Friedhof, der fünfte, errichtet wurde, da der altehrwürdige Friedhof bereits überfüllt ist33); dabei werden noch alle Wohlfahrtsanstalten des Landes reichlich untenstützt. Trotz der geringen Mitgliederanzahl findet der regelmäßige Gottesdienst morgens und abends täglich statt. Die K. G. hat ein Stiftungsvermögen von 40.000 Kč, zumeist Jahrzeits- und Armenstiftungen, darunter eine Heirats-, bzw. Studienstiftung, die jedoch von der Neu-Zedlischer K. G. stammt. Dr. Wilhelm Lurje Sigmund Pollak An der industriellen Entwicklung der Stadt haben die Juden hervorragenden Anteil genommen. Die eigentlichen Begründer der Holzformenindustrie in T. sind Moritz Kohner und Leopold Schornstein. Ignatz Blau stern hat schon in den sechziger Jahren Glas mit Quecksilber belegt und dadurch Spiegel erzeugt. Der eigentliche Begründer der Perlmutterindustrie in T. ist Heinrich Adler. Am 15. Oktober 1922 ist hier der Oberbezirksarzt Dr. Emanuel Sperber gestorben. Ihm ist es hauptsächlich zu verdanken, daß in T. eine Wasserleitung gebaut wurde, deren Vollendung er leider nicht erleben durfte. Aus Tachau stammen: Simon Heller, der Direktor des Blindeninstitutes an der Hohen Warte in Wien, der als Blindenlehrer Weltruf genoß. Wilhelm Stern, geb. am 21. Jänner 1826, war Rb. in Liverpool und starb als Rb. in Kopenhagen. Dr. Max Schornstein, einer. Obrb. in Kopenhagen. Die Rb., die hier gewirkt haben, wurden bereits im geschichtlichen Teile angeführt. Als K. V. seit in Krafttreten des neuen Statutes auf Grund des Gesetzes vom 21. März 1890 waren tätig: Josef A d 1 e r 1896 bis 1898, Nathan Steiner 1898 bis 1902, Elias Neubauer 1902 bis 1903, Heinrich Adler 1903 bis 1904, Adolf Neubauer 1904 bis 1905, Josef Adler 1905 bis 1906, Sigmund S t r a u š s 1906 bis 1912, Heinrich Steiner 1912 bis 1913,