im Sinne der Autonomie der K. G. (1893) sucht dieselbe um eine selbständige Matrikenführung bei der k. k. Bezirkshauptmannschaft an; die neuen Statuten werden durch den I. u. II. Vorsteher sowie Adolf und Ignaz Pick, Gabr. Taussig und Dr. Julius Hirsch ausgearbeitet und! eingereicht; die Grenzen des Gemeindesprengeis werden festgelegt (nördlich bis Zinnwald, östlich bis Bruch bei Brüx, westlich bis Türmitz-Schönfeld, südlich bis zum Schloßberg Teplitz); die Statuten wurden genehmigt und vom J. 1896 mit den Eintragungen begonnen, die bis zu dieser Zeit beim ehrw: Rabbiner in Teplitz erfolgten. Auch Wahlmänner wurden 1894 gewählt, u. zw. Karl W e i n f e 1 d, Massin Hab n, Karbitz, u- Adolf P i c k, Turn. Im selben Jahre wird ein neuer Gemeindekustos, Adolf L e d e r e r, aufgenommen, der 25 Jahre diesen Dienst treu versah. Der Rabbiner, resp. Lehrer, hatte bisher seine Wohnung neben der Schule. Die Schule war aufgelassen worden und die Wohnung des Seelsorgers stand weit unter dem Niveau der Zeit, so daß die K. G. sich zum Ankauf des neben dem Tempel stehenden kleinen Häuschens Nr. 31 um den Höehst-betrag von 850 fl. entschloß, um daselbst einen schönen Neubau zu errichten. Dieses neue Gemeindehaus mit Winterbetsaal (Sitzungssaal) wurde 1899 feierlichst eingeweiht. Auch Tempel und Turm wurde 1900 renoviert und in die kupferne Kugel des Turmes eine kurze, vom Rabbiner Heinrich Galandauer s. A. verfaßte Geschichte der Gemeinde, deren Daten für diese Arbeit verwendet wurden, nebst verschiedenen damals gültigen Geldmünzen eingelegt. Der allseits geachtete und gelehrte Rb. Galandauer verschied plötzlich am Rosch Haschano während seiner Amtsausübung im Tempel im 53. Lebensjahre. Gemeinde und Ch. K. ehrten sein Andenken durch die Errichtung eines würdigen Grabsteines und durch die Fürsorge für die hinterbliebene Witwe. Die Wahl um die Jahrhundertwende ergab folgendes Ergebnis: Vorst. Carl Weinfeld, II. Vorst., Kassier und Schriftführer Adolf B 1 o c h, Adolf Pick, Turn, Dr. Julius Hirsch, Gabriel T a u s-s i g, Modlan, Ignaz Pick, Massin Hahn, Karbitz. In die Repräsentanz wurden gewählt: Carl W e i n-f e 1 d, Adolf B 1 o c h, Ignaz Pick, Bernhard Steck-1 e r, Philipp B 1 o c h, Dr. Julius Hirsch, Josef Gunst und Ignaz Ornstein, Salomon Eckstein, Gabriel T a u s s i g, Modlan, Massin Hahn, Karbitz, Bernhard B 1 o c h, Eichwald, Philipp R o-b i t s c h e k, Karbitz, Nathan Steiner, Bruch, Adolf Pick, Turn; Ersatzmänner: Eduard L ö w y, Turn, Julius L a u b e r, Siegmund P o 11 a k. Im J. 1901 wurde der Tempel wieder gründlich renoviert. 1902 wird der renovierte Tempel im Beisein der Vertreter der Bezirksbehörde feierlich eingeweiht. Die Einweihung war wohl erhebend, aber mehr durch die Begeisterung für alles andere, fürs Neue und Fortschrittliche, als durch die Töne der nicht nur aus-, sondern auch derangierten Orgel, so daß die K. G. nach der Aufnahme des stimmlich äußerst begabten Kantors Nußbaum 1904—1908 zur Anschaffung einer neuen Orgel bei der Fa. Schiffner in Prag um den Preis 1600 K schritt. Kantor Nußbaum verließ den Posten, aber auch Rb. Galan-d a u e r, der in orth. konservativem Geiste erzogen, konnte sich nach Kantor Nußbaum schwer in d.en kantoralen Dienst mit Orgelbegleitung einfügen; der vorzeitige Tod hat ihm die Anpassung an den Geist der neuen Zeit erspart. Er war Literat und Verfasser des anerkannten Werkes: „Der Sozialismus in der Bibel und Talmud." Der täglich zweimalige Gottesdienst, zu dem die Juden mittels Hammerschlages auf ein glockenartiges Stahleisen gerufen wurden, hörte dann auf. Denn die Juden in S. wurden nicht nur weniger, sondern auch geschäftiger. Die Industrie und das Bergwerk nahmen ihren Aufschwung und man begnügte sich nunmehr mit dem Gottesdienst am Freitagabend und Sabbat und zu Jahrzeiten. Perek-Vortrag und Mincha-gebet am Sabbatuachmittag wurden ebenfalls weggelassen. Das rituelle Bad verfiel schon längst wegen Frequenzlosigkeit, aber auch die Beobachtung der Speisegesetze hat mit dem steigenden Wohlstande der Vorkriegszeit immer mehr und mehr eingebüßt. Von ] 906—1908 hatte S. keinen Rabbiner. Als Provisorium wurde Rb. Bass in Aussig für Funktionen bestellt. Tempel (Innenansiclu) Im Juni 1908 wurde dann der Lehrer Max Kohn aus Münchengrätz als Rabbiner und Kantor aufgenommen. Bei allen beliebt, erfüllte er die an ihn gestellten Aufgaben gewissenhaft. Besonders als Kt. hat er mit seiner klangvollen Stimme viel zur Hebung der Andacht beigetragen. 604 Rb. Heinrich Galandauer KaiL Wein fein. Rb. J. I-I. Schwarz Rb. I. Uděl Herzl In, '' I Leo Fischer (Turn) Siea.fi ipd Koh (Bruch) Josefine Weinfeld Klara Steckler Helene Bloch L'ugenie Bloch 605