gende jüdische Vorsteher zu Soborten angestellt: Zu Ältesten: Tobias L ö v y, Salomon S t r a s-s e r, Löbl A a r o n. Zu Gemeinde'ältesten : Joachim S c h a k, Abraham Pollak, Borochl Abraham, Joachim Schor. Zu Kirchenvätern: Abraham Khon, Abraham Jonas, Löbl Dreifus. Zu Kassierern: Joachim Schak, Abraham Pollak, David Strasser. Zu Revidenten: Samuel Pries-sen, Herschi Raudniz." Ohne Zweifel dürfte jedoch in S. schon im 17. Jht. ein reges Gemeindeleben bestanden haben, denn 1672 entstand ein Streit zwischen den Juden in S. unď Teplitz, der erst 1676 nach vielen Verhandlungen seine Schlichtung fand. 1677 werden die Juden aus S. zufolge blutiger Krawalle zum größten Teil auf kurze Zeit vertrieben. Von den noch leserlichen Grabsteinen verzeichnet Nr. 63 den K. V. Jekutiel bar Z e b i aus S., gest. 1692, was auf ein reges Gemeinděleben um diese Zeit schließen läßt. Der Grabstein Nr. 102 erzählt uns von einem großen Kaballa-Gelehrten mit Namen Za-charias Mendel (gest. 1712). Aus dem J. 1719 findet sich ein Grabstein des Rabbiners Reb David ben Simon. Im selben J. starb auch Abraha m, der Sohn A r o n s, K. V. von S. 1724 der Vorbeter Abraham. Merkwürdigerweise hat das Jahr 1731 wieder den Rabbiner und bald darauf den Vorsteher der Gemeinde dahingerafft. Es waren dies Rabbiner Wolf, Sohn des Rabbiner Note, und der Vorsteher Jonatan Ostreiche r. Das J. 1736 verzeichnet den Tod eines großen Philanthropen „Jonas recte Amiti, der viele Söhne anderer Eltern für die Tora erziehen ließ" (Chewrabuch d. Gh. K.). 1740 starb der Schochet Notil Leb (Grab Nr. 145). 1750 starb der Vorsteher dier Ch. K. Jeruchim Eidlitz — es gab schon damals, vor mehr als 180 Jahren, eine Ch. K. in S. Grabstein Nr. 189 berichtet uns von dem Tode eines vielgerühmten Kantors Ahron Perls in S., gest. 1753; ein Jahr später 1754. 1762 starb Josua L ö w i, Vorsteher der Ch. K. (Gr. Nr. 196). 1777 stirbt der Vorsteher der Ch. K. Anschl Schor; im J. 1791 wird in S. die Gattin des Teplitzer Rabbiners Isak Eisik K o 1 i s c h, Reisel K o 1 i s c h, beerdigt. Diesen noch gut erhaltenen Grabsteinen verdanken wir die Beweise des jüdischen Gemeindelebens in S. im 17. und 18. Jht. Aus dem Leben der Gemeindemitglieder, ihrer Rabbiner und Lehrer ist uns nichts bekannt. Im 18. Jht., um das J. 1750, erhält die Synagoge als Geschenk der Kaiserin Maria Theresia, anläßlich einer Jagd in S., eine Turmuhr, wodurch die Gemeindeleitung in die Zwangslage kam, entgegen der jüdischen Tradition an der Synagoge zur Unterbringung dieser Turmuhr einen Turm aufsetzen zu lassen. Der Sage nach hatten die Offiziere von der Kaiserin den Auftrag erhalten, das erste Gotteshaus zwecks Anbringung einer Turmuhr ausfindig zu machen und der Kaiserin zu melden. Sie dachte dabei sicherlich an keine Synagoge, aber das kaiserliche Wort mußte eingelöst werden und so kam die Synagoge von S. zu einem Turm mit einer Uhr und Glocke. Die Beschäftigung der Juden in S. um diese Zeit war größtenteils das Fleischergewerbe, der Hausierhandel (Mus.-Urk. Nr. 2898), das Geldgeschäft, damals „Wucher" genannt, Schanklizenzen usw. Es ist anzunehmen, daß in einer Gemeinde, wo durch die Ch. K. und andere humanitäre Vereine für soziale Zwecke, für Rabbiner, Kantor und Schochet und für kulturelle Zwecke gesorgt wurde, auch für die Erziehung der Jugend das notwendige Verständnis vorhanden gewesen sein muß, obwohl wir dafür keine Belege besitzen. Fehlte doch auch nicht eine „Mikwa", deren Reste noch heute in einem der Häuser in S. zu sehen sind. Dieselbe wurde gegen Ende des vorigen Jhts. wegen Mangel an Frequenz einem anderen Zwecke zugeführt. An Altertümern aus dem 17. und 18. Jht. besitzt die Gemeinde S. einen großen Messingluster aus dem J. 1654, der tadellos erhalten ist. Ein Silberbecher aus ganz alten schlesischen Silbermünzen verschiedener Jahrgänge zusammengestellt aus der Zeit Maria Theresias, 10 Torarollen mit ihrem silbernen Schmuck, fast 200 Jahre alte Perachoth und eine 150 Jahre alte, lederne, handbemalte Schulchandecke. Ein handgearbeiteter, großer, kunstvoll verzierter Behälter für die Jom-Kippur-Kerzen wurde vom Prager jüdischen Museum übernommen. Diese, unserem Geschlecht vererbten Kleinodien aus jenen Zeiten, eine beschränkte Anzahl von Urkunden im Teplitzer Museum und die Inschriften der alten Grabsteine bilden die Quellen für die bisherigen Ausführungen. Wir gelangen nun zum 19. Jht. Während in anderen jüdischen Gemeinden um diese Zeit die Reformbewegung ihren Einfluß geltend macht, bleibt in S., in diesem ausschließlich von Juden bewohnten Ort, das traditionelle Leben noch streng konservativ. Obwohl S. gegen die Mitte dies 19. Jhts. in rab-binischer Beziehung (auch matrikenamtlich bis 1896) dem KRb. David Pick in Teplitz unterstellt war, hegten die konservativen Juden von S. lange eine Abneigung gegen die Reformbestrebungen des genannten Kreisrabbiners und prägten das geflügelte Wort: „In Teplitz laß dich nicht nieder, dort haben sie gekürzt den Sider" (Siddur-Gebetbuch), bis sie selbst resp. ihre Kinder nach kurzem, hartem Kampf (1902) den modernen Gottesdienst in S. einführten. Die schriftlichen Quellen sind auch im 19. Jht. sehr spärlich. Erst vom J. 1880 besitzen wir regelrechte Protokollbücher der Gemeinde und von der Ch. K. seit 1834. Ein oder zwei Protokollbücher der Gemeinde müssen in Verlust geraten sein oder, was noch wahrscheinlicher ist, die Protokolle wurden auf einzelnen Bogen verfaßt und sind so verlorengegangen, zumal der Verfasser dieser Arbeit Protokolle einiger weniger Jahre aus altem Bodenkram aufgestöbert hat. Ein Verzeichnis vom 23. März 1820 und ein Protokollbuch der jüdischen Schule aus dem J. 1833 befind.et sich im Prager Jüdischen Museum. Nach dem Verzeichnis wurde im J. 1820 in S. eine zweiklassige jüd. Volksschule mit deutscher Unterrichtssprache errichtet. Diese Schule zählte im J. 1833 — 82 Schüler. Im J. 1852 erfolgte die Anstellung eines geprüften Lehrers, Josef Strasser, der die Schule au| ein hohes Niveau brachte und sich allgemeiner Wertschätzung erfreute. Er wirkte in S. bis zum J. 1865. An der Schule wirkten ferner als Lehrer: Josef Klieneberger bis 1865, Bernhard Rothenstein bis 1869, L. K 1 e i n z e 11 e r bis 1869 und bis 1871 Adalbert K o h n. Als Rabbiner (Dajan) der Gemeinde fungierte bis zum J. 1813 Joachim L o e b ; als K. V. und Obmann der Ch. K. bis 1832 Wolf T a u s s i g. Obmann der übrigen humanitären Vereine bis 1817 Jedide S e-g a 1 (Lewi); als Vorbeter „fromm und gelehrt" bis 1815 Nathan, Sohn des Chaim L o e b. In der Gemeinde gab es auch um diese Zeit einen jüdischen Arzt namens Josias Weissbach, der im J. 1824 starb. Von 1813 bis 1849 find.en wir als Rabbiner von „großer Gelehrsamkeit und allseitiger Wert-Schätzung'' Samuel L ö w y. Eine alte Tafel im Tempel enthält eine Huldigung für Kaiser Franz von Österreich, wahrscheinlich aus 602 Anlaß des Wiedersehensfestes der Herrscher und Fürsten in Teplitz im J. 1835. Neben dieser Tafel steht die Fahne, welche Fürst Edmund von Clary-Aldringen der jüdischen National-Garde von S. in den Sturmjahren 1848/49 widmete. In diesem Jht. vollzieht sich in S. eine bedeutende Wendung auf wirtschaftlichem und kulturellem Gebiete. Die Tradition wird wohl noch mit der alten Intensität gepflegt, die Vorbeter werden noch aus den' Reihen der Gemeindemitglieder gestellt, unter denen besonders Chaim Pick und Joachim Taus-s i g als stimmlich begabte Vorbeter dieses Ehrenamt ausübten. Auch die Ch. K., die um diese Zeit 47 Mitglieder zählte und deren Obmann viele Jahre hindurch Joachim T a u s s i g war, betrachtete es noch als Ehrenpflicht, im Todesfalle die Särge selbst zu zimmern und die Toten nach der üblichen Waschung der Erde zu übergeben. Als Kustos und Schächter finden wir in der zweiten Hälfte des 19. Jhts. Bernhard Rothenstein und nachher Moritz W i 11 n e r. Die Revolutionsjahre 1848/49 brachten trotz alle-dem neues Licht in die jüdische Gasse von S., die nur an ihrer Peripherie noch einige Christenhäuser hatte, deren Bewohner sich von der Sabbatarbeit bei den Juden ernährten. S., politisch zur Stadtgemeinde Graupen gehörend, erhält in diesen Jahren die erste fahrbare Straße, die bis zum J. 1852 bis Mariaschein verlängert wurde. Diese Straße, später bis zum Mük-kenberg verlängert, baute der damalige K. V. Chaim T a u s s i g, der dieses Amt viele Jahre hindurch innehatte. In letztgenanntem Jahre wird auch das Dach und die Turmuhr dies Tempels repariert. Durch den Bau der durch S. laufenden ersten Eisenbahn der A. T. E. und der bald darauf folgenden Entdeckung der Kohlenschächte, 1866—1870, nimmt S. (besonders in der Nachkriegszeit 1866) einen rapiden wirtschaftlichen Aufschwung. Nach relativ gründlicher Schulung durch den Lehrer Josef Strasser ziehen die Söhne der Juden von S. in die Stadt und die christ. Bevölkerung siedelt sich hier an. Schon im J. 1873 hat S. 93 Häuser mit 1220 Einwohnern. (In der ersten Hälfte des 19. Jhts. einige 40 Häuser mit 300—400 jüd. Seelen.) In diesem Jahre zählt die K. G. bloß 121 Seelen. Vorsteher Bernhard Stein. Ausschußmitglieder: David D a s c h, Salomon Neumann, Simson und Joachim Pick und Daniel C a n t o r. Lehrer, Kantor und Koreh: Adalbert K o h n. Schächter und Kustos: Bernhard Rothenstein. Die K. G. hatte zu dieser Zeit zu erhalten: 1. den Tempel, 2. Rabbiner-und Lehrerwohnung und die des Schächters, die Schule und den Friedhof durch die Ch. K., Schlachthof, rituelles Bad und Backofen für die Sabbatspeisen waren verpachtet. 1862 wird die neue deutsche Schule eingeweiht und Ende 1870 nach dem Abgang des letzten Lehrers der jüd. Schule wird diese Schule auch von den jüd. Kindern besucht. Wahrscheinlich wird auf Grund dieser eigenen Schule S. im J. 1868 zur selbständigen politischen Gemeinde ernannt. Im selben Jahre erhält S. Licht- und Kraftstation. Als Vorsteher der Ch. K. zeichnet Israel S c h 1 a d-nich. Weiterer Vorstand: Mosche L ö w y, Ephraim Eckstein, Jakob Gunst, Jakob L a n g s t e i n, Markus Pollak. In den folgenden Jahren zeichnet als Vorstand: Salomon Eckstein, Josef Gunst, M. N e u m a n n, Markus Pollak und Isak Bauch. Um diese Zeit errichtete Moses B 1 o c h, späterer langjähriger und verdienstvoller K. V., eine Posamentenfabrik (heute von den Söhnen Adolf und Gottlieb Bloch geleitet), die vielen im Orte noch heute Brot und Beschäftigung gibt. Letztere errichteten auch noch eine Dampffärberei und Hülsenfabrik. Das J. 1880 bringt neues Leben in die Gemeindestube. Außer dier Wiederwahl des Moses Bloch zum K. V. wird nach 30 jähriger Unterbrechung ein Rabbiner und Kantor namens J. H. S c h w a r z, bisher in Potsdam, geb. zu Neutra in Ungarn, gewählt, jedoch schon nach zwei Jahren gekündigt. Grund der Kündigung war die gleichzeitige Annahme des Rabbinates in Gablonz a. N. und der daraus sich ergebenden Meinungsverschiedenheiten in der Gemeindestube. Ein Jahr später (1883) wurde Heinrich Galandauer, Rabbiner in Mähr. Kromau, mit 500 fl. Jahresgehalt und einjähriger Kündigung akzeptiert. Dem engeren Ausschusse um diese Zeit gehörten an: M. N e u m a n n, Julius T a u s s i g, Ignaz Pick, Philipp Bloch, Bernhard Steckler und Alfred Pollak. Bernhard Rothenstein als Schochet und Schammes tritt 1884 zurück und an seine Stelle trat Moritz W i 11 n e r. In diese Zeil fällt auch die Modernisierung des Gottesdienstes. Man begann mit dem Ausschluß nichtschulpflichtiger Kinder aus dem Tempel, wegen Störung des Gottesdienstes (1888). Nicht lange darauf folgte der Sitzungsbeschluß, an die Adresse des Rabbiners gerichtet, die Gebete von nun an ohne Gesang und deutlich vorzutragen. Der Eindruck des Gottesdienstes in dem neuerbauten Tempel dier altehrwürdigen Nachbargemeinde Teplitz pochte auf die Gemüter der S. K. G. und entfachte sie zur Nacheiferung im Rahmen des Möglichen. Aus dem alten Teplitzer Gotteshause wanderten die Kandelaber in unseren Tempel und wurden 1901 elektrifiziert und aufgestellt. Eine Verhandlung mit den Herren der Bodenbacher K. G. (1888) wegen Anschlusses derselben an die K. G. S. führte zu keinem endgültigen Resultat. Eine Sammlung wird zwecks Errichtung einer „Zeremonienhalle" beschlossen und auch durchgeführt. Auch sämtliche Grabsteininschriften wurden im J. 1897 aufgefrischt. Friedhof Die Kultusgemeindewahlen im J. 1893 bringen neue Männer an die Spitze, die sich wohl schon vorher durch ihren Eifer und ihr großes Interesse für die K. G. besondere Verdienste erworben hatten. Karl W e i n f e 1 d als I. und Ad. Bloch als II. Vorsteher, Kassier und Rechnungsführer; als Revisoren Salomon Eckstein und Moritz N e u m a n n. Karl Weinfeld war gleichzeitig Obmann der Ch. K.; in seine Amtsperiode fällt die Erbauung der Zeremonienhalle und die Auffrischung der Grabinschriften sowie der Kauf eines Leichenwagens. 603