Neu-Cerekwe. Nová Cerekev. Die Ortschaft Neu-Cerekwe beherbergte noch in der zweiten Hälfte des vorigen Jhts. eine ansehnliche jiid. Gemeinde von ungefähr 80 Familien und besaß außer ihrer Synagoge, in welcher Rabbiner und Kantor fungierten, ein eigenes Rabbinatsgebäude und eine jüdische Schule. Heute leben nur noch sechs jüdische Familien im Ort. Die Schule und das Rabbinatsgebäude sind in privaten Besitz übergegangen; der Synagoge droht dasselbe Schicksal. Nová Cerekev Friedhof (Alter Teil) Der alte Friedhof, landschaftlich sehr hübsch gelegen, bietet, von der prächtigen, weithin sichtbaren Synagoge hoch überragt, mit seinen schönen alten Gräbern, die nirgends mit stilwidrigen Blumenschmuck bedeckt sind, ein einheitliches, ehrwürdiges Bild. An der Stelle der ehemaligen Leichenhalle ist heute ein schweres, eisernes Tor, das den Eingang zum alten Friedhof bildet. Von diesem Tor führt ■ i muel Roubíček (Horní Cerekev) Wilhelm Štíng (llorni Cerekev) mitten durch den alten Friedhof ein Weg, der den alten mit dem neuen Friedhof verbindet. Beim Anlegen dieses Weges mußten viele Grabsteine entfernt werden, die später an der rechten Friedhofsmauer Aufstellung fanden. — Rechts und links von diesem Wege erheben sich die alten Grabdenkmäler, von denen manche eine überraschend künstlerische Gestaltung aufweisen. Auch das Hebräisch ihrer Inschriften ist frisch und geschmeidig, die Verwendung des Akrostychs sehr häufig. Auffallend sind mehrere Grabdenkmäler ohne jegliche Inschrift. Es sind zumeist große, roh behauene Steine, die so zumindest die Stelle eines Grabes andeuten. Der alte Friedhof umfaßt insgesamt 155 Gräber. Die ältesten, zum Teil von dichtem Gestrüpp überwucherten Grabsteine stammen aus der zweiten Hälfte des 17. Jhts. Unmittelbar an den alten Friedhof schließt sich der im J. 1866 angelegte, bestens gepflegte, einem Garten gleichende neue Friedhof mit fast 300 Grabdenkmälern an. Dr. Karl Blan, Trautenau. Tucap. Tucapy. Die Ortschaft Tučapy~ beherbergte ebenso wie die umliegenden Dörfer noch im vorigen Jht. eine ansehnliche jüdische Gemeinde. Diese ist heute fast zur Gänze ausgestorben und nur der ausgedehnte jüdische Friedhof vermag ein Bild von der einstigen Größe der Gemeinde zu vermitteln. Auf einem steil abfallenden Bachufer gelegen, von einer hoJien Mauer umgeben und von mächtigen Bäumen überragt bietet der Friedhof mit «einem unübersehbaren Gräberfeld ein einsam-düsteres Bild. Die Mauer ringsum trägt in sich alte verwitterte Steine, die ältesten des Friedhofes, von denen manche ein Alter von über 2 Jahrhunderten zählen. Mitten am Friedhof erhebt sich ein Denkmal von eigenartigem Aussehen: ein niedriger, quaderförmiger Ziegelbau mit einer rechteckigen Höhlung in der Mitte, auf deren Grund eine Tafel mit der Grabinschrift ruht; und an die Rückseite des Baues gelehnt zwei weitere, schön verzierte Grabinschriften in blumenreicher Sprache. Auch sonst findet sich manche Inschrift in schwungvollem, oft mit talmudisch-aramäischen Elementen versetztem Hebräisch. — Das Akro-tstych ist häufig, an drei Stellen findet sich auch das Chronostych. Viele Inschriften sind in Reime gefaßt, die manchmal ein kunstvolles Versmaß aufweisen. Die sprachliche Korrektheit der Inschriften ist sicherlich größer als auf anderen Provinzfriedhöfen, obwohl sich auch hier, namentlich auf den jüngeren Grabdenkmälern, stereotype Formelhaftigkeit und grammatikalische und orthographische Fohler und Unkorrektheiten finden. — Insgesamt zählt der Friedhof gegen 400 Grabinschriften. Dr. Karl Blan, Trautenau. A'ovd Cerekev 1 600 Neu-Cerekwe 1 Geschichte der Juden in Soborten. Bearbeitet von Rb. I. Hilel Herzl, Soborten. Am Fuße des Erzgebirges, unmittelbar anschließend an Turn-Teplitz (č. Trnovany), von der deutschen Grenze nur wenige Kilometer entfernt, liegt die rund 2000 Seelen zählende Ortschaft Soborten (č. Sobědruhy). Einst ausschließlich von Juden bewohnt, bildet heute der jüd. Teil der Bevölkerung nicht mehr als 3V2% (70 Seelen), der allein wohl kaum mehr als selbständige K. G. bestanden hätte, wenn nicht ein großer Teil der nahen Industriestadt Turn-Teplitz und die Umgebung von 30 polit. Gemeinden, darunter einige Städite von den Bezirken Aussig, Brüx, Dux der K. G. S. zugeteilt worden wären. In alter Zeit betrachteten sich die Juden von Bodenbach, Tetschen, Brüx und Leipa in religiöser Beziehung der Gemeinde S. angehörend und wurden auch zum Teile hier beerdigt. Nach der Verordnung des Min. f. K. u. U. v. 10. März 1893, Z. 102], gehören zum Sprengel der K. G. S. nachstehende Ortschaften: Aus dem Ger.-Bez. Dux die Ortsgeinein-den: Bruch, Fleyh, Georgendorf, Klostergrab, Ossegg und von der Ortsgemeinde Janegg die Katastralge-meinden: Hegeholz, Krinsdorf, Strahl und Werns-dorf. Aus dem Ger.-Bez. Te plitz die Ortsgemeinden: Dreihunken, Eichwald, Graupen, Grünwald!, Kosten, Moldau, Nicklasberg, Obergraupen, Rosenthal, Ser-bitz, Soborten, Tischau, Voitsdorf, Weißkirchlitz, Zinnwald, Zuckmantl und von der Ortsgemeinde Turn der Teil links des Flößbaches. Aus dem Ger.-Bez. Kafbitz die Ortsgemeinden: Hohenstein, Karbitz, Modilan und Schönfeld. Mit dieser Grenzbestimmung ist eine interessante Tatsache zu verzeichnen, die niedergeschrieben zu werden verdient. Als im J. 1892 der seinerzeitige Vorstand der K. G. S. die Parkstraße als Grenze des Gemeindesprengeis vorgeschlagen hatte, meinte der damalige Bezirkshauptmann in Teplitz, daß eine Straße mit der Zeit verbaut werden könne vmd empfahl den durch Turn fließenden Flößbach als natürliche Grenze zwischen der Sobortener und Tep-litzer K. G. festzulegen. Einige Jahre später wurde aber der Flößbach zugedeckt und nur mehr wenige Leute können sich an den Lauf des Baches erinnern, während die Parkstraße unverändert blieb. Ein Rückblick in die Vergangenheit dieser K. G. oder richtiger des jüdischen Ortes S. ist ganz trüb und verworren. Alle Aufzeichnungen aus der früheren Zeit fehlen. Der Tempel soll um das Jahr 1500 ein Raub der Flammen geworden sein, die sowohl das Gebäude als auch alle darin vorhandenen Aufzeichnungen vernichteten. Die Bewohner wurden obdachlos und wanderten aus. Ein Versuch, die Geschichte der Gemeinde S. von ihren Anfängen zu erforschen, mußte selbst von heimischen Geschichtsforschern bald aufgegeben werden, bis es vielleicht einmal nach Sichtung und Ordnung des Fürst Claryschen Archives in Teplitz möglich sein wird, Licht in die Geschichte der Vergangenheit von S. zu bringen. Der älteste urkundliche Nachweis über den Ort S. stammt aus dem J. 1334, obwohl die Ansiedlung schon viel früher bestanden haben muß. Die genaue Zeit der Gründung bezw. der Vorgründung läßt sich bei keinem Orte in dieser Gegend feststellen. Der Name Soborten (der Sage nach von „Sobor", Versammlungsruf) berechtigt zur Annahme, daß die ersten Häuser von Sorben (Wenden), die nach der Völkerwanderung im 7. oder 8. Jht. das Gebiet von Kaaden bis weit über Töplitz (TepLica) besiedelten, errichtet wurden. (Univ.-Prof. Dr. Schwarz im Prager Arch. f. slaw. Philologie.) In welchem Jahre oder in welchem Jht. sich die ersten Juden in S. ansiedelten, läßt sich nicht mehr genau feststellen. Aus älterer Zeit ist uns nur der Tempel und der Friedhof auf dem sogenannten „Judenberg", der aber heute bereits im Orte liegt, der Überlieferung nach bekannt. Während der erste hölzerne Tempel, der um das J. 1500 mit allen Erinnerungen niederbrannte, an einer anderen Stelle gestanden haben soll als der gegenwärtige, ist der Platz des Friedhofes derselbe geblieben. Der älteste entzifferbare Grabstein Nr. 90 stammt aus dem J. 1669 (Jeruehim Katz aus S.). Eine beträchtliche Anzahl von Grabsteinen stammt aus den nachfolgenden Jhztn. Grabsteine von Verstorbenen aus Dresden, Berlin, Hamburg, Eidlitz, Böhm. Leipa, Bodenbach usw. sind ebenfalls verzeichnet. In Dresden war die ? Bestattung von Juden bis 1751 untersagt und wurden daher größtenteils nach S. gebracht. Vom jüdischen Leben in S. im 16. Jht. bis zum J. 1618 findet sich keine Spur. Eine einzige kurze Notiz im Johnschen Jahrbuch, Bd. III, lautet: „Zu S. bestanden sich jüdische Familien 67, worunter keine einzige, die vor dem Normaljahre 1618 bestanden wäre, und auch keine einzige von diesen erst nach dem Normaljahre 1618 angekommenen einen kayser-lichen Konsens hatte." Diese kurze Nachricht läßt mit Sicherheit den Schluß ziehen, daß bereits gegen Ende des 16. Jhts. in S. eine größere Judengemeinde bestand. Eine weitere Nachricht aus dem J. 1724 (John, Jahrbuch, a. a. St.: „Den 22. Hornung 1733 wurde Bericht an das Kreisamt erstattet: ,Das sich in der Stadt Teplitz 66 Paar und in S. 73 Paar zusammen 139 Paar Juden auf der Herrschaft Teplitz befinden.' ") besagt, daß es in diesem Jahre 300 Juden in S. gab. Die jüdische Gemeinde in S. stand also der Tep-litzer Judengemeinde an Größe nicht nach, nur scheinen die hiesigen Juden weniger bodenständig gewesen zu sein. (Vgl. Wanie, Gesch. d. Juden in Teplitz.) Diese Ansicht wird durch den Mangel schriftlicher Aufzeichnungen nur noch bekräftigt. 13 Jahre später finden wir in den Johnschen Jahrbüchern die Vorsteher der J. G. angeführt: „Mittels Dekretes v. 15. Nov. 1737 wurden fol- 601