Geschichte der Juden in Senftenberg, Bearbeitet von Karel Hostovský, Senftenberg. Di 'ie am Fuße des Adlergebirges gelegene Stadt Senftenberg (č. Žamberk) ist aus einer im 13. Jht. vermutlich unter König Přemysl Ottokar II. gegründeten Ansiedlung entstanden. Die Stadt S. gehörte in alten Zeiten zur gleichnamigen Herrschaft und war den Burg- oder Schloßherren Untertan. Wann sich hier die ersten Juden angesiedelt haben, läßt sich nicht genau feststellen. Die erste gescMchtlicKě Aufzeichnung über Juden in S. besitzen wir, wie des weiteren berichtet wird, aus dem J. 1666. Das vorhandene geschichtliche Material ist in einem besonderen Kapitel des Werkes „Paměti žamberské" zusammengetragen. Autoren dieses im J. 1890 erschienenen Buches sind der verstorbene Wiener Chirurg und Univ. Prof. Hofrat Eduard Albert, ein gebürtiger Senftenberger und P. K. Chotovský. Das betreffende Kapitel, betitelt „Dřívější město židovské'1 (Die gewesene Judenstadt), sei hier in Übersetzung wiedergeben: „Die älteste Erwähnung von Juden in S. stammt aus dem J. 1666. In einem Schreiben des Jindřich Vrba wird von ,einem hiesigen Juden' gesprochen. Gemeinderechnungen aus dem J. 1688 besagen, daß vom Senftenberger Juden Markus für Nachtwächteranzüge Tuch gekauft wurde. Wir wissen ferner, daß unter den Marktläden, welche vor dem J. 1700 auf dem Ringplatz standen, sich auch ein jüdischer Laden befunden hat. Man findet nämlich im alten Grundrecht (Grundbuch) einen Kaufvertrag, durch welchen Graf Franz Adam von Bubna im J. 1699 dem Isak Markus ein gegenüber der Mühle stehendes Steinhaus verkauft, dazu auch ,einen Judenladen, neben den Fleischerläden am Ringplatz stehend, für die Summa 10 //.'. (Diese alten Fleischerläden befanden sich dort, wo jetzt die Statue steht; später wurden sie auf der Nordseite des Platzes, oberhalb der Nummer 147, errichtet.) Dieser Isak Markus Sachsel war aus Dačic. Das Haus Nr. 235 kaufte im J. 1699 von der Herrschaft der Jude Moses Abraham. Daraus ist ersichtlich, daß Graf Franz Adam bemüht war, die Stadt zu vergrößern und den Handel zu heben, weshalb er den Juden erlaubte, sich hier anzusiedeln. Es waren sogenannte privilegierte' Schutzjuden. Sie durften nur in der unteren Stadt wohnen, ihre Häuser waren in den Grundbüchern von den anderen getrennt eingetragen und mit römischen Zahlen bezeichnet. (Noch in unsern Kinderjahren sahen wir unten, in der Tiefen Gasse, am Hause Nr. 102, einen in der Luft über die Gasse gespannten Draht, welcher das Judenviertel Eruv von der übrigen Stadt trennte.) Im Laufe des 18. Jhts. nahm die Zahl der Juden langsam zu, so daß sie im letzten Viertel desselben "°hon 9 eigene Häuser besaßen. Im josefinischen Kataster sind sie wie t'olgt eingetragen: Nr. I. Franziin, Witwe. Nr. II. Isaks Witwe. Nr. III. Josef Saxl. Nr. IV. Samuel Simon (ein Garten beim Hause). Nr. V. Anna, Witwe (ein Garten bis zur Adler). Nr. V. David Katz (mit Garten). Nr. V. Marie, Witwe (mit Garten). Nr. VI. Jüdisches Gemeindehaus (in demselben Josef Aaron und Herschel Loebel). Nr. VII. Isak Gabriel. Josue Abraham. Nr. VIII. Herschel Abraham. Nr. IX. Abraham Israel. Bei der Konskription vom J. 1805 sind folgende Judenhäuser bezeichnet worden: Nr. I bis IV (jetzige Nummern 226—229), V bis VII (103—104), VIII bis XII (230—234). Noch im J. 1797 gebietet der Graf durch einen Dekret, daß kein Jude aus dem Judenviertel in die Stadt übersiedeln darf. Joachim Saxl erhielt die Erlaubnis, nur ein Jahr in einem Christenhause wohnen zu dürfen, damit er inzwischen auf seiner Brandstätte ein neues Haus erbauen kann. Jakob Saxl durfte es bloß ein halbes Jahr, um sich nach einem andern Platz umzusehen. Dem David Brady wurde befohlen, aus dem Hause Nr. 168 auszuziehen. Aber in einem Dekret vom 21. Juni 1806 verordnete Gräfin Marie von Bubna, geb. Gräfin Kolowrat, daß Juden, welche hierher übersiedeln, 175 fl. bezahlen sollen, dafür wird ihnen jedoch erlaubt christl. Wohnungen zu mieten. So wurden die Juden freier und einige Jahre später erbauten sie sich in der Judenstadt eine Synagoge, die noch heute besteht. Ein im Pfarrhaus befindlicher Status animarium vom J. 1811 enthält das Verzeichnis aller Senftenberger Juden. Aus diesem ist ersichtlich, daß sie auch Wohnungen in Christenhäusern gemietet hatten. Sie haben sich meistens in der Tiefen Gasse angesiedelt. Es waren im ganzen 24 Familien (19 mit Vätern, 5 mit verwitweten Müttern und 89 Kindern). Seit dieser Zeit gab es für die Juden keine Hindernisse, sich in der eigentlichen Stadt niederzulassen. Gegenwärtig steht nur noch die Synagoge in der gewesenen Judenstadt. Einige gewesene Judenhäuser machten Neubauten Platz, andere wechselten ihre Besitzer.- In der Stadtchronik findet man verzeichnet, daß am 6. Oktober 1810 ein großer Brand in S. gewütet habe, welcher einen Teil der Stadt eingeäschert hat, darunter auch „die Juden auf der oberen Seite bis zum Moses'1. Desgleichen am 17. Mai 1833 sind „oberhalb der Mühle 3 kath. und 7 jüd. Häuser abgebrannt". Interessant ist ferner eine Eintragung im Grundbuch in B. fol. 104: „Herrschaftliches Weissger berhaus in welchem Weissgerber Johann Georg Beichmar sitzt und davon 10 fl. jährlich dem Rentamt zahlt. Es ivohnt hier ein Jude. Es ist von Miets wegen dem Flusshaus angeschlossen. In diesem ivohnt der Flusser Löwel Khue." Dieser Flusser war also der Jude. Žamberk 1 594 Senftenberg 1 Winterbetstube Friedhof (Alter Teil) 595 Senflenberg 2