Siesmund Händler Ludwig Händler B. Wintcrnitz Adalbert Weil Abraham Langschur Dr. Siesmund Starkenstein Lehrzeit verbrachte er bei der Fa "Michael Tellei, Zuckerfabrik in Prag, und war dann viele Jahre in guter Stellung als Fabriksbeamter der Fa Jakob Fürth in Schüttenhofen. Nach seiner Heimat zurückgekehrt heiratet er 16. Juni 1869 Philippine, Tochter des Moses Grüner aus Tauchar, mit der er in glücklichster Ehe bis zu seinem Tode am 3. September 1923," also 54 Jahre, lebte. Er war langjähriger Pächter des Ronsperger Bräuhauses, das dem Grafen Coudenhove gehörte. Einen großen Teil seines Denkens nahm die altehrwürdige Ronsperger Killah und der dem Brauhause benachbarte Tempel ein. Er war öfters Kultusvorsteher, mehr als 40 Jahre Leiter der Chewra und als solcher besonders um die Erhaltung des alten jüd. Friedhofes besorgt. Er 'legte eine Reihe von Büchern mit Aufzeichnungen über die Gräber an und hat durch Bittschreiben so manchen Betrag für diese Zwecke besonders aus Amerika hereingebracht. Er hat auch, trotzdem keineswegs mit Glücksgütern bedacht, so manches Schmuckstück dem Tempel geschenkt. Der Ehe entstammten 12 Kinder, von denen 9 groß wurden, d. h. heranwuchsen, sechs Töchter, die er zu seiner besonderen Freude alle verheiraten konnte und drei Söhne, von denen der mittlere leider ein Opfer des Krieges wurde, was der herbste Schlag seines Lebens war. — Selbst der pünktlichste Besucher jedes Gottesdienstes — wenn er einmal fehlte, wußte man, daß er krank war — gab er seinen Kindern allen eine tief religiöse Erziehung, übte auch durch viele Jahre das Amt des Baal Tekia am Roschhaschana aus. Auch bei den andersgläubigen Mitbürgern war er hoch angesehen und lange Jahre Stadtverordneter und Stadtrat seines Heimatsortes und Aufsichtsrat der Sparkassa. Der Name Langschur wurde durch ihn weit über die Grenzen des Heimatsortes hinaus zu Ehren gebracht. Er war natürlich werktätiges Mitglied vieler jüdischer humanitärer Vereine, auch Mitglied der Repräsentanz der Landesjudenschaft. Und in den Annalen der kleinen Ronsperger Kultusgemeinde wird sein Name unsterblich sein. Seine Frau war auch nach seinem im 83. Lebensjahre erfolgten Tode sehr wohltätig — kein Armer verließ unbeschenkt und ungelabt ihr Haus — folgte ihm nach 5jähriger "Witwenschaft am 28. April 1928 im Tode nach — zeitlebens das Muster einer „Esches chajil". Über Ronsperg finden sich auch im Werke Schön, „Die Tachauer Judengemeinde", interessante histor. Abhandlungen. J- P- R- 516 liomperg 2 Geschichte der Juden in Rosenbers. Bearbeitet von Prof. Dr. Berthold König, Brunn. Wie ein kleines Kind sich furchtsam an die Rockfalten der hoohaufragenden, beschützenden Mutter hängt, so drängte sich eine kleine Zahl von kleinen Judenhäusern an den Abbang des Rosenberger-Schloß-berges dicht heran, Schutz suchend und findend bei den mächtigen Herren den Rosenbergern. So verschüchtert und mit jedem Fleck Boden zufrieden müssen die sich dort ansiedelnden Juden gewesen sein, daß sie sogar ihren Tempel verdreht gebaut haben. Man braucht nicht einmal einen Kompaß zur Hand nehmen, wenn man bloß bei Sonnenaufgang oder -unter- Friedliof (Alter Teil) gang oder in einer sternhellen Nacht beim Tempelhause steht und sich orientiert, sieht man mit Erstaunen, daß die sonst nach Osten oder Südosten weisende „Misrach"-Mauer des Tempels nach Nordosten gerichtet ist, also etwa nach Petersburg statt nach Jerusalem schaut. Hiefür" finde ich keine andere Erklärung als die überaus zwingende Enge des zur Verfügung stehenden Raumes. Stünde der Tempel nicht mehr auf seiner ursprünglichen Baufläche, so hätte man sicherlich eine richtige Orientierung vorgenommen, gerade der Umstand der schlechten Orientierung spricht für das hohe Alter des Standplatzes. Im Innern des Tempels zeugt der schöne, ganz aus Holz geschnitzte Altar zufolge seines reinen Barockstils für die Bauzeit etwa um 1680—1700, doch scheint ein sonderbares Lilienmotiv in den Barockgittern, das fast kreuzartig aussieht, auf eine Nachbildung eines -früher vorhandenen gotischen Steinaltar mit Lilien-schmuck hinzudeuten. Sicherlich bestand vor diesem jetzigen Tempel schon ein ganz anderer, der durch Feuer oder andere Gewalt zerstört wurde. Es ist klar, daß die großen Scharen deutscher Juden, die während der Kreuzzüge aus Deutschland flüchten mußten und bei den slawischen Völkern und Fürsten eine neue Heimat fanden, besonders die seitwärts von den großen Heeresstraßen liegenden Schlösser des Böhmerwaldes als richtige Zufluchtsorte erkannten und sich bestrebten, hier Ansiedlungsrechte zu erwerben. Hier konnten sie bessere Zeiten abwarten, ihre Enkel konnten dann von hier aus in ruhigen Jahren des Friedens ein Weiterwandern nach Österreich und Salzburg versuchen. So war R. und andere J. G. des Böhmerwaldes die Mutterstädte, von denen aus Zweig- stellen in Hollenfurt, Friedberg, Kaplitz, ja sogar in Linz ausgesandt wurden, Dafür gibt es einen untrüglichen Zeugen: Den Ro-senberger alten Judenfriedhof. Es ist ein schmales, an der Südostseite der alten Stadtmauer hartanliegendes Gräberfeld, das karg bemessen war und auf den ersten Blick als kleiner Friedhof einer kleinen J. G. erscheinen könnte. Durch die fast hochstufenartigen Terrainunterschiede erkennt man aber, daß mehrmals Bodenaufschüttungen stattfanden, um Platz für weitere Beerdigungen zu erlangen, wenn der Friedhof voll war, und sonst keinen Platz für Gräber geboten hätte. Bei meinem Nachfragen erhielt ich die Auskunft, daß man seit alter Zeit erzählt, daß auf dem Friedhof dreimal Erde aufgeschüttet wurde und manche Teile des Friedhofes in drei Horizontlagen, manche nur in zwei Horizonten Gräber-Änderungen haben. Die vorhandenen Steine sind nur bei den neueren kaum 100 Jahre alten Denkmälern gut erhalten, doch glaube ich an den Formen der Steine zu erkennen, daß sie höchstens 250 Jahre ak sind. Es dürfte daher vor etwa 250 Jahren ein großer Generalakt in R. vor sich gegangen sein, der Tempel und Friedhof zerstörte, so daß dann hierauf eine Umgestaltung, eine Neuerung in diesen beiden Orten des jüd. Lebens und Todes erfolgte. Es wird in R. von Herrn Sternschein, der in der Ortsgeschichte sehr gut bewandert ist, erzählt, daß auch spanische Marannen dort gelebt hätten und begraben liegen. Auch eine diesbezügliche schöne große Sand-stein-Mazeba zeigte er mir, doch konnten wir zusammen die Inschrift nicht entziffern, nur möchte ich diesen Stein nicht für älter als höchstens 250 Jahre halten, so daß er das als Mazeba eines Marannen nicht, vielleicht aber eines späteren Nachkommens einer spanisch-jüdischen Familie gelten kann. Der R. Judenfriedhof birgt aber auch viele Juden naher und ferner Wohnstätten, wie Dr. Kurrein in Linz, in seiner Salamon Goldstein Eduard Goldstein Schrift: „Rosenberg", Prag 1930, nachweist. Aus der R. Judenschule sind viele große jüd. Männer aller Gesellschafts- und Berufslclassen hervorgegangen, es war dereinst in diesem herrlichen Städtchen der schönen Natur entsprechend ein schönes, standlos und frohes Judengeschlecht, die Ahnherren der ober-österr. und Salzburger Juden. 37 Rotenburg'1