wogen werden. Aufgeschrieben wurde nur jene Ein-führungsmenge, die von Wollhändlern und Tuchmachern im fremden Verkehre auswärts angekauft wurden. Auf Anregung des großen jüd. Negotianten Fürth aus Prag wurden im J. 1812 gedruckte Bollet-ten eingeführt. Handwagen waren verboten. Die Handwage des Juden Lazar Haan wurde im J. 1818 in Beschlag genommen, trotzdem es ihm nur darum zu tun war, den „blutarmen Tuchmachermeistern, sowie den Strumpfwirkmeistern, die .sich schämen, mit ihren geringen Wollbeträgen auf die große Wollwage zu gehen" uneigennützig eine Gefälligkeit zu erweisen. Der Wagemeister Elger führt im J. 1831 Klage, daß Juden, die früher in der Stadt wohnten, ihren Handel mit Wolle dort trieben, sich auf die Christianstadt begeben und ihre Waren nicht mehr auf der Stadtwage wiegen la.ssen. Die Protokolle der Stadtwagegebühren sind vom Jahre 1702 bis 1782 und 1850 bis 1854, sowie 1863 bis .1865, erhalten geblieben. Darin ist auch die Menge der gelieferten Wolle, sowie die Namen der Tuchmacher, die sie abnahmen und das Wagegeld, das die Juden bezahlten, verzeichnet. Die Stadt hat durch das Wagegeld an den Juden viel verdient. Bezüglich des 18. Jahrhunderts sind wir besonders gut unterrichtet. Schade, daß die Wageprotokolle nicht vollzählig erhalten blieben. Dank der Wagbücher kennen war die Namen eine« beträchtlichen Teiles jüd. Wollhändler. Die Eintragungen sind oft lückenhaft. So finden sich häufig Bezeichnungen wie : ,,E in Bunzlauer Jud e", „Ein fremder Jud e", „D er junge Jude Tatsc h", „ J u d aus Mähre n", „N i m-b u r g e r J ü d i n", „L ö b 1 s S o■ h n, der Verehelicht e", „L ö b 1 s Bub e", usw. Oft lautet die Eintragung bloß: „D er Ju d". — Bis zum 19. Jht. wurde jedem Namen die Bezeichnung „J u d" hinzugefügt. Nachstehend ein alphabetisches Verzeichnis der Namen, die in Wollwagbüchern in endlosen Wiederholungen sich finden und die auch für die Namensforschung nicht ohne Interesse sind. Abraham Philipp Abraham aus Turnau Abraham aus Schlan Abraham Isacc aus Gabel Allenstein David Altschul Jacob Ascher Löbl Bauer Jacob Bernard aus Mähren Bischitz Isaac Bondy Josef Boákowitz Alexander Brandeis Löbl Brandeis Meyer Brandeis Moses Brandeis Wolf Löbl Buchbinder Moses Buchdrucker Abraham Buchdrucker Mos. Israel Buchdrucker Samuel Daniel aus Prag Daniel aus Rohositz David aus J. Bimzel David Jacob aus Turnau David Josef Eiselt aus Polna Eisenschiml aus Jung- bunzlau Eberle Löbl Elbogen Christof Elbogen David Elbogen Jakob Elbogen Josef Elbogen Isaac Elbogen Israel Elbogen Israel Sohn Elbogen Moses Elbogen Samuel Elbogen Samuels Aydam Elias aus Beneschau Elias aus Turnau Epstein Daniel Eschelbach Fanto Feith Noe aus Jungb. Feith Noes Sohn, Jungb. Feith Vor Feith Vörs Sohn Feitel Löbl, Prag Fischl Jacob Fischl Markus Friedländer Friedmann Abraham Freund Löbl Götzl Berl Götzl Jacob Götzl Markus Götzl Samuel Grottauer Abraham Grottauer Fischl Gutmann Israel aus Kolin Hahn Samuel Hanschi Abraham Hartstein Wolf Heller Ignaz Herschi Moses aus Svijan Herschi Philipp Herschi Salomon aus Tre-bitsch Herzka Jacob Herzka Jacobs Söhne Hilel David Hilel Löbl Hiller Moritz Hirschl aus Laun Hirschls Sohn aus Laun Hochmuth Hochner Horschitz Alexander Horschitz Jacob Isaac aus Bredl Isaac aus Bidschow Isaac aus Prag Isaac Nathan Iltis Jacob aus Aicha Jacob aus Bidschow Jacob Markus aus Bidschow Jacob Simon aus Bosko-witz Joachim aus Wien Josef Jonas aus Turnau Josef Löbl aus München-grä tz Josef aus Podol Josefs Witwe aus Podol Josef Markus aus Bidschow Karpe'l Karpeles Leopold Katz Kaufmann Kohnrad Siegmund Ko 11 hier Abraham Kolliner Abraham aus Turnau Kraus Landesmann Lazar aus Kolin Lazar aus Bunzel Lazar Moses Lichteiwtadt Calman aus Prag Lichtenstadt Menddl aus .Prag Lichtenstadt Salomon aus Prag Liebitzky Siegmund Löbl aus Münchengrätz Löbls Sohn aus Münchengrätz Löbl aus Jičin Löbl aus Laun Löbl aus Přibraní Löbl aus Turnau Löbls Sohn sen. u. jun. Löbl Simon aus Humpoletz Löbl PhilioD aus Turnau Löwy Bernhard & Co. Löwy Israel & Co. Löwy Gebrüder Löwy Simon Markus Bernhard aus Böhm. Leipa Markus Herschi Markus Moses aus Polna Markus Simon Marx Jacob aus Jung-bunzlau Marx Josef aus Jung-bunzlau Marx Löbl aus Münchengrätz Marxens Sohn Mautner Jacob Mayer Gebrüder Mayer Löbl Mendel aus Böhm. Leipa Morawetz Samuel Moses aus Jičin Nath. Jacob Neuhauser Siegmund Oesterreicher Adolf Oesterreicher Moritz Oesterreicher & Liebitzky Pappenheimer Patzowsky Philipp aus Turnau Philipps Sohn aus Turnau Pinkas Samuel aus Jung- bunzlau Pinkas V. aus Jungbunz- lau Popper Priester Raphael Elias Raudinitz Löbl aus Jung- bunzlau Reach Gebrüder Reichmann Gebrüder Reichmann Wolf Reisemann Hermann Reither . Robitschek Rosenbaum Rotschiml Rubin-Bredl Salomon aus Gillovey Salomon aus Gratz Salomon aus Jičin Salzel aus Jungbunzlau Samuel aus Březno Samuel aus Polna Schey Jsaac Schidlqw aus Kolin Schidlow Gebrüder aus Kolin Schlesinger Schnabel L. aus Neubid- schow Schnabel Hermann aus Neubidschow Schön Jsaac aus Münchengrätz Schön Jsaac aus Teplitz Schulhof Jacob Löbl aus Pirnitz Schulhof Jsaac aus Pirnitz Seligmann Semler Simon Josef Simon Markus Singer & Reisemann 548 Sobotka Sorer Sorer u. Kohnrad Spitzner Karl Straschnow Alexander Philipp Strass und Staroste Strenitz Abraham aus Jungbunzlau Strenitz Jacob aus Jungbunzlau Strenitz und Pick Süsskind This aus Prag Tatsch Tatsch jun. Taussig Taussig und Grünfeld Taussig und Nevekluv Vor aus Jungbunzlau Wiesner Winterberg Josef aus Jungbunzlau Wohrisek Gabriel Wolff Abraham Wolff Benjamin Wolff Bernard Wolff Herschi Wolff Jsrael Wolff Joachim Wolff Josef Wolff Jaaac Wolff Marcus Wolff Philipp Wolff Simon Wolff Löbl aus Brandeis Zasmucker Salomon Zoudek Moses. Das Wiener Wollgeschäft nahm einen großen Aufschwung. Die dortigen Wollhäuser Ausspitz, Rechnitz, Stotz u. a. hatten in R. ihre Vertreter und Sensale. Die Tuchmacher brauchten Kredite. Die jüd. Wollhändler haben ihnen Kredite, oft sogar weitgehende, eingeräumt. Viele Tuchmacher hätten feiern müssen, denn nur der Kredit machte es ihnen möglich, sich mit Rohmaterial zu versehen und ihr Handwei-k auszuüben. Gerade den armen Meistern, dem kleinen Mann standen oft die jüd. Wollhändler bei. Daß sie mit der Eintreibung ihrer Wollschuld oft ihre liebe Not hatten, geht aus den städt. Ratsprotokollen zur Genüge hervor. In wenigen Stadtbüchern wird man wohl so oft die hebr. Kursivschrift finden, wie in den Reichenberger Ratsprotokollen, Quittungsund Obligationsbüchern. Denn die jüd. Wollhändler gaben ihre Namensfertigung namentlich in den früheren Jahrhunderten in hebr. Kursivschrift. Aus den gerichtlichen Erkentnissen erfahren wir natürlich nur jene Fälle, wo es mit der Bezahlung nicht so glatt ging. All diese Fälle zu registrieren ist schier unmöglich. Geschichtliches Interesse beansprucht wobl nur ein größerer Wollprozeß in der 1. Hälfte des 17. und die Einmahnung einer kleineren Wollschuld aus dem 3. Jahrzehnt des 18. Jhts. Den großen Wollprozeß strengten die Erben des Jakob B a s s e w i an. Sie hatten mit der Eintreibung der Wol'ischuld große Schwierigkeiten. Der Grund lag nicht so sehr in der Saumseligkeit der Tuchmacher, als in den damaligen trüben Zeiten. Die von Königsmark erlittenen schweren Plünderungen und allerhand Kontributionen haben naturgemäß die Zahlungsfähigkeit der Tuchmacher geschwächt. Wahrscheinlich vom J. 1639 bis 1644 währte der Prozeß. Über die Appellation findet sich folgendes Dokument: 2ßir gerbinanb III., SSou ©otte§ ©naben, eritäfjiter' vom. ®aifer etc. befefjnen aCfS Unfern "Berorbneten Sßtäfjí* bent unb 8täti;e, fo über ben 2ippeIIattone§ auf Ilnferm fönigt. @cf)Cof§ Sßrag fitjen con SBurgermeifter unbt Síatř) ber ©tabt SRetjájenberg unb feine 33urge§mannen 2Ippetla= tione§ etjltdje ©atjftfjnften groifájen Qaiobett Safferot (Svben unbt fíeon SÓaffemt áppsííanteš an eine, unbt etlidje %ucfj= madjec gu Sftetcfjenberg Síppelíati am anbern STCjeil guge« fcf)i(ft roorben unb barinnen roaf§ reď>t fein mödjte gu-eťfennen gebetfjen. $ahm gebaute Unfere $räffibent unbt Üiätfje nad) ernftl. unbt genugfamber ©rroägttng berfelben fo Bei Sín16!! verbleiben gu Stedjt erlcmnt, bafs> oon Söurger« meifter unbt Slatíjmannen ber ©tabt 3t. roofijgefprodjen unbt roofjt 2ippeliert icerben bennen $evte baf§ con tíjnen beu SSirgeljenten Qcmuarr bef§ Dernňcfjeuen ©edjgeljnrjunbert« neununbbrenffigften $af)i:e§ gefprodjene UrtĚjett baíjin gu reformtreu, baf§ bte Slppetfatt benen 2lppeIIante§ bte 6e= ííagte einřjunbertDterunbgToangig (Stern-■ fedjgeřm unb eine tjalbe ißfunbt neben benen Don angefangenen £age btf§ bato ber aufgeíaufenen ßanbüblidfje§ $ntere£)fe gu galjlen fdjulbig feien, bie ©ericfjtž unbt anbere ttnfoften toerben auß erfjebtidj Urfad;en gegen einanber compenfiret unbt aufgehoben oon 9tec£)t roegen. Solit llríunbt btefeS 33rieff§ ift auf. Unferem íjiergu oerorbneten @$endjt§!iegel. ©egebeu ift auf. Unferem föntgl. ©djtofS Sßrag ben Sfteungeljenten Sage befš 9Jřonat§ gebruarn ^unbert Sßier unbt SSier-gigftcn, unferer SReid^e.befš röm. im 2íá)ten, bef§ §unge= rifdjen im neunge^enten unb bef§ SoEimifájen im fieben ae^enten Gezeichnet: ©eorg.3Sunföir& Adressiert: ?fn Sürger SDřetfter unbt SRatí; ber ©tabt 9ieicf)enberg. Trotz dieses erflossenen Urteil« scheint es mit der Eintreibung der Schuld nicht so rasch vorwärts gegangen zu sein. Darauf weist ein Brief des Johann Wagner in Prag 1646 an den Bürgermeister und Rat hin. Der Bassewische Gessionarius Wiedermann ■schickte wiederholt einen Bevollmächtigten nach R., um bei etlichen Tuchmachern auf Bezahlung zu drängen. Diese waren zu einem Ausgleich geneigt und Wagner bietet hiezu seine Dienste an. Der Bassewische Bevollmächtigte begnügte sich jedoch nicht mit den angebotenen 500 Reichstalern. Dem gleichen Aktenbündel gehört noch ein „Verzeichnuss und Extract der Tuchmacher schulden, die ich zu zahlen über mich genommen, wieviel eines jeden Summa, was ihm darauf gezahlt und was einem jeden noch Restieret, dies ist das Rechte, lass dich sonsten keinen Scautek nicht irren'. Unterschrift: Johannes Demant. Dieser mußte als Protestant bei der Gegenreformation emigrieren. Auf dem Titelblatt stebt die Bemerkung: „Dieses rührt her vom Monat November und Dezember A. D. 1636, als die Schwedischen Völcker alhir dominirt" Das Schriftstück enthält genaue Abrechnungen über gelieferte und gezahlte graue und blaue Tuche, was jedem Meister dafür berechnet wurde, was bezahlt und was noch offen war. Am Schlüsse jeder Seite steht eine Umrechnung: „Von Thaller zu gulden." Die Liste der Tuchmacher-iiamen zeigt, daß fast alle diese Familien auch heute noch in der Reichenberger Gegend heimisch sind. Es werden genannt: Christoph Beyer, Salomon Bayer, Abraham Ehrlich jun., Jacob Ehrlich sen., Christoph Fladeil, ? Fiebiger, Christoph Hofmann, Hanss Hofmann jun., Mathes Hofmann, Joachim Jantsch, Aron Keyl, Mathes Knobloch, Melchior Kretschmer, Christoph König, Elias Möller, Christoph Möller, Christoph Pülz, Georg Posselt, Hanns Richter, Joachim Schultze, Jacob Thalwitz usw. Vorhanden sind auch die wiederholten Abrechnungen des damaligen Reichenberger Bürgermeisters Matthes Ginzel, der im dreißigjährigen Kriege aufopfernd für die Bürgerschaft tätig war. Er unternahm mit Ratsmitgliedern in der Angelegenheit des Bassewischen Vollhandels Reisen. Wiederholt hat er bei Zitationen zu den Gerichten im „Jungen Bunzel" und in Prag „wegen der Intcrehsirung Tuchmacher und Leon Bahsewi, Präger Juden" interveniert. Wahrscheinlich hat er und der Rat die Bürgschaft für die Wollschuld geleistet, wie dies zuweilen auch anderswo der Stadtrat tat. Anfang Feber 1648 hat er fast 10 Tage hindurch „einen Tag über den andern bey Ihr« Gnaden H. Kreishauptmann aufgewartet und durch dessen fleis-sige Interponierung mit Hernn Vertimann und Leon Bahsewi Juden güttlich des langwierig undt bewuss-ten Krigs halber tractirt". Einmal mußten auch die noch zuhause gebliebenen vier Ratsherren (Dav. Uli-