bend erwähnt, daß auch die isr. Bewohner am Ringplatze ihre Fenster beleuchteten, wofür ihnen vom Stadtrate die Anerkennung ausgesprochen wurde. Unter dem 22. August 1$58 findet sich die Eintragung: Auch die K. G. feierte dle svého způsobu, ihrer Art gemäß, die Geburt eines Prinzen und veranstaltete eine Sammlung für die Armen, von welcher sie dem k. k. Kreisamte 20 fl. Silber zur Be-tcilung armer Christen "abführte. In diesem Jahre gab es hier 192 Juden. In ďer Zündwarenfabrik Neuburger & Ekstein, *wo schon im J. 1854 von einem Brande die Rede ist, wobei vermerkt ist, daß das Gebäude nicht versichert war, brannte es am 4. Jänner 1859 wieder. Am 15. Juni 1859 übergab die hiesige K. G. dem Kreisrate 500 Ellen Leinwand auf Hemden für die k. k. Soldaten. Aus dieser Leinwand nähten wohltätige Frauen Hemden für die Militärchargen. Im Juni 1859 wurde auch in der hiesigen Synagoge wie in allen jüdischen Bethäusern außer dem Gebete für S. M. seit Beginn des Krieges" auch ©in öffentliches Gebet für Glück und Heil der Waffen und für baldigen Frieden. Im J. 1861 reklamieren schon die ersten Juden ihr Wahlrecht, einige drangen durch, andere wurden abgewiesen (wegen verspäteter Eingabe). Sigmund Hofmann mußte für das Bürgerrecht eine Taxe von 80 fl. zählen. Unter den Wohltätern wird er mit 50 fl. ö. W. erwähnt und D. L. Levit vermachte letztwillig den gleichen Betrag zur Verteilung an Arme. Am 28. Jänner 1862 erhielten Joachim Kohn aus Švihov und sein Sohn die Bewilligung zum Bau einet Lederfabrik (heute Bruml, Bloch & Waldstein), nunmehr stillgelegt), MÜt dem Baue wurde' sofort begonnen. Datei wurde ihm die Pflicht auferlegt, auf eigene Kosten einen Brunnen mit Schöpfvorriohtung für Trinkwasser zu graben für die Bewohner der neu entstandenen Gasse, weil Beschwerden einliefen, daß das Wasser im Flusse durch Abfälle aus der Fabrik verunreinigt werde. Die Fabrikanten Neuburg & Ekstein sandten auf die Londoner Ausstellung eine Ehrenpforte, mit Zündhölzchen geschmackvoll geschmückt, die Krone zierte ein Adler aus Zündhölzchen, auf einer Seite rechts war das böhmische und links das englische Landeswappen, auch aus Zündhölzchen zusammengestellt. 1864 zählte P. 20.000 Einwohner, darunter 2 3 4 Juden. Als größter Steuerträger wird die K. G. genannt (58 fl. 155 Kr.). In der Wahlkandidatenliste ist kein jüdischer Name enthalten. In das J. 1866 fällt für die jüdische Gemeinschaft P. ein trauriges Ereignis, das zum Verkünden des Standrechtes führte. Ursache war ein großer" (velkolepá) Diebstahl Příbramer Silbers, welcher im Monate Feber aufgedeckt wurde. Das Silber war den Juden verkauft worden, besonders dem Prager Goldarbeiter Taussik, von seinen Glaubensgenossen Urbah und Feigl, diesen von Příbramer Bergleuten. Die Erregung (jítření) gegen die Juden war groß und bei dem Arbeiteraufstande am 25. Feber 1866 wurde ein Angriff auf die Juden gemacht, bei welchem neun jüdische Familien ihre gesamte Habe einbüßten. Die Menge der Revoltierenden wuchs auf 500 Köpfe an, und es dauerte zwei Tage, bis endlich Militär aus Prag hieher und in die Umgebung gezogen kam. Unruhen brachen in verschiedenen Orten aus. In P. rottete sich am 2. und 3. März zur Abendzeit auch das bürgerliche Volk (obecný lid) zusammen, erfüllt von Groll gegen die Juden, aber de* Bürgermeister und Polizeikommissär bewogen durch gute Worte und Ermah- nungen wegen der Folgen die versammelte Menge zum Abzüge. An der Realschule sind in diesem Jahre % Čechen, Vb Deutsche, da findet sich angemerkt, daß unter den Deutschen eine große Anzahl Juden sei, welche, wiewohl sie čechisch sprechen können, dennoch das Deutsche als Muttersprache betrachten, und gewöhnlich nur zwei, höchstens drei Jahre an der Schule verbleiben. Heuer z. B. hat die 1. deutsche Parallelklasse 37 Schüler, darunter 15 Juden, die 2. Klasse 11. Gegen den Beschluß der Stadtvertretung vom 23. Oktober 1866, die Realschule als čechische zu' erklären, .erwuchs bei der hiesigen deutschen Partei, besonders bei den Juden, ein furchtbarer Unwille. In einer Note am Schlüsse heißt es: Es folgen die Unterschriften von Männern, von denen sich .mancher heute dafür schämen würde, wenn er seinen Namen zwischen den größten Feinden der čechischeh Nationalität sähe. ? Auch bei den Landtagswahlen 1867 geschieht der Juden keine Erwähnung. 24. Jänner 1868 widmeten Ekstein und Hirsch, Zündwarenfabrik, 100 Zentner Steinkohle zur Be-teilung an hiesige Arme. Am 31. August errichtet Elise Herz, geborene Edle von L ä m m e 1, eine Stiftung von 40.000 fl. für ehrsame makellose Handwerker, wenn sie ihr Handwerk auszuüben beginnen. Die Urkunden sollen bei der Stadtvertretung in P. hinterlegt bleiben, der auch die Verwaltung des Grundkapitals zusteht; die jährlichen Zinsen in vier gleichen Teile gehören unbescholtenen Gewerbetreibenden welcher Konfession immer. (Daraus ist ersichtlich, daß die Stifterin Jüdin war, was aber auch aus dem Zusätze erhellt: in erster Reihe Verwandte mütterlicherseits, Duschenes, in zweiter Reihe Nachkommen nach dem Vater namens Lämmel, und daß die Pilsner den Vorzug vor den Pragern haben. 1868 erbauten Heinrich F ü r t h und Leopold Geliert eine Fabrik für Papier aus Stroh. 1.869 wird von der Handelskammer Josef M. F ü r t h aus Strakonitz als Abgeordneter in den Landtag entsandt. . Nach der Konskription v. J. 1870 hat P. 1056 Häuser, 22.681 Einwohner, 1207 Juden. ; Soweit im städtischen Museum die Jahresberichte des deutschen geistlichen Gymnasiums vorhanden sind, bezw. dem Schreiber dieses zur Verfügung standen, ist aus ihnen zu ersehen, vdaß einerseits die Zahl der jüdischen Schüler sich erst in den 70er Jahren hob, andererseits daß auch in den ältesten Zeiten, mit 1851 beginnend, unter den mit Auszeichnung studierenden regelmäßig Juden sich finden. Diese sind immer als Juden besonders vermerkt. Ein Erlaß des L. Seh. R. aus dem J. 1851 ordnet an, daß der isr. Religionsunterricht einer den übrigen Lehrzweigen gleichen Behandlung unterzogen werden soll. Im Schuljahre 1851/52 sind an der Anstalt 18 Juden, im J. 1864 schon 41, und im Berichtsjahre 1865/66 ist zum erstenmal als Lehrer der mosaischen Religion der KRb. Angelus K a f k a angeführt, im J. 1867 sind zwei, nebst dem KRb. Dr. Moritz Deutsch. Im J. 1871/72 lehrt schon Dr. Vogelstein, da gibt es schon 79 jüd. Schüler. Im Jahresberichte von 1873 ist ein Aufsatz p. B. Bayerls nach der Handschrift J. Tanners: historia semper catholicae semperque fidelis civitatis Plznae in regno Boemiae, — aber von Juden kein Wort. In diesem Jahre waren an der Schule 157 Christen, 3 Protestanten und 80 Juden Schüler. In den 90er Jahren wuchs auch in P. der Antisemi-tismus unter den Deutschen mächtig an. Plzeňské Listy / tK-»' Nr. 15: „Wie mit der Schnelligkeit eines Frühlingswindes breitet sich der Ant. aus unter den Deutschen. Die Apostel der judenfeindlichen Lehre wachsen wie die Pilze nach dem Regen. Wer hätte noch vor zwei Jahren gesagt, daß in der brüderlichen Vereinigung des deutschen Lagers zu solchen Liebenswürdigkeiten es kommen werde. Im Kasino wurde*damals ein Bildchen herumgezeigt, das einen Spott auf die Juden darstellte, und viele Drohungen folgten, daß die Mitglieder austreten werden. Ein bekannter jüdischer Advokat warf sich eiligst auf Ziffern und bewies, daß ohne Juden die Pilsner Deutschen nichts bedeuten, die Schulen leer und das Kasino leer würde. Und jetzt wurde im Kasino ein Offiziersball veranstaltet, und von den" Juden nicht ein einziger geladen. Die Funktionäre bekannten sich zur Fahne des Antisemitismus. Von dieser Zeit an wuchs der Antisemitismus auch in den Vereinen, es wurde ein zweiter arischer Turnverein gegründet, nur die Ortsgruppe des Schulvereines unter Führung des Dr. Graf, eines Juden, widerstand. In der Liedertafel wurden keine Judjen in den Vorstand gewählt. Plzeňské listy schreiben: „Es ist interessant, daß die Juden nunmehr stark bedauern, daß sie ihre konfessionelle Schule aufgelassen und sich darum bemüht haben, daß die- Schule zur Stärkung des deutschen Elementes in Pilsen eine öffentliche geworden war." In den Blättern würde sicherlich noch sehr viel Interessantes über alte Zeiten sich finden, es war jedoch unmöglich alles nachzulesen, und vom J. 1893/94 geraten die Plz. Listy, selber ins antisem. Fahrwasser. Damit sind die Quellen der städtischen Berichte erschöpft, und es erübrigt uns nur noch, aus den Protokollen der K. G. den Kern herauszuschälen, um zu zeigen, wie die einst kleine Gemeinde zu ihrer heutigen Bedeutsamkeit sich emporschwang oder rang. Diese Protokolle beginnen erst mit dem J. 1868; von da an werden sie ordentlich geführt; es erscheint also dieses Jahr als Anfang des Aufschwunges, gewiß zufolge der Staatsgrundgesetze. Vordem waren es nur einzelne, die in P. sich als Handels- oder Gewerbsleute ernähren, vielleicht als Industrielle hervorragten, geschichtlich aber tritt die Gemeinde erst jetzt in -den Vordergrund. Daß in den Protokollen neben Steuer- und Inkorporationssachen die Gesuche der Angestellten der Gemeinde um Gehaltserhöhung eine ständigen Rubrik bilden, macht jeden Kommentar überflüssig. An der Spitze der Gemeinde steht im J. 1868 Sigmund Hofmänn, der erste Bürger, die übrigen Vorstandsmitglieder sind: K o b n Naftali, Klein Löwy, R a u m a n n Moritz und Tänzer Moritz. Um den Predigerposten bewerben sich 23 Männer. Repräsentant des Pilsner Kreises in der Landesjuden-R. ist Karl L e d e r e r, welcher auch ein eifriges Mitglied des Vorstandes war, denn in jeder Sitzung wird sein Name oft genannt. Dr. Heinrich (Heinemann) Vogelstein aus Lippe wird zur Probepredigt berufen und wird wärm-stens von Dr. Zacharias F r a n k 1 empfohlen. Derselbe wird einstimmig auch von allen Vertrauensmännern (Experten) gewählt. Er soll sein Amt am 1. September antreten, Funktionen aber nach Bedarf auch früher vornehmen. Am 15. April arbeitete das Polizeiamt eine Spezifikation über den Personalstand der hier wohnhaften Juden aus, nach welcher es 161 Familien mit 676 Personen in. P. gab; für diese Arbeit wird der Polizei einstimmig eine Remuneration von fünf Gulden bewilligt. Der Ertrag der Schechita belief sich damals auf 1276 fl. 52 kr. In dem Vertrage, der mit dem neuen Prediger geschlossen -wurde, ist ein bemerkenswerter Absatz 4: Er soll an jedem Begräbnisse teilnehmen und nur über Forderung des Vorstandes eine Grabrede halten. Auch Abs. 5: Bei allen vom Vorstande im Tempel angeordneten Änderungen oder Abschaffungen unzeitgemäßer Gebräuche, sofern dieselben der Religion nicht zuwiderlaufen, keinen Einspruch zu erheben, sowie auch der Rb. sich heute schon zur Aufstellung der Orgel im Tempel einverstanden erklärt. Die Tempelsitze (welche verpachtet werden) brachten 1558 fl. 95 kr. ein. Am 25. Dezember 1868 ist Neuwahl. Die Beschickung einer Synode wird abgelehnt, damit der Zwiespalt in der Gemeinde nicht erhöht werde. (Handelt sich gewiß um die OrgeL) Am 21. Jänner 1869 Antrag auf Errichtung eines Kindergartens. Ein Mitglied des Vorstandes wird zur Führung der Matrik bestimmt. Bemerkenswert ist auch ein Antrag, die Orgel an den höchsten Festen Neujahr und Versöhnungstag nicht zu verwenden, da viele Mitglieder der Gemeinde gegen das Spielen seien. Die Abstimmung nach langer Debatte ergibt Stimmengleichheit; der Vorsitzende entscheidet für das Spielen. Am 17. Mai 1870 stirbt KRb. Angelus Kafka. Dr. Vogelstein wird Leiter der isr. Privatschule. Am 3. Jänner wird Jakob L ö w i t h einstimmig zum K. V. gewählt. In der Sitzung vom 8. Juni 1871 wird schon darauf hingewiesen, daß der Zuzug isr. Familien nach P. ein bedeutender, die Anzahl der Tempelsitze aber unzureichend sei, im ganzen 113 für Männer, 122 für Frauen, aber 143 Steuerzahler. Es wird bestimmt, daß der untere Teil des Schulgebäudes als Betstube adaptiert werden solle, mit Pulten und einer Frauenabteilung. Am 9. Juni werden die neuen Statuten genehmigt. Auch wird am 10. September beschlossen, daß der Sabbat-Morgen- und Mussafgottesdienst vereinigt werde mit Rücksicht auf den Wochenmarkt und die Haftora wieder hebräisch verlesen werde. Es wurde die Stelle eines Sekretärs ausgeschrieben, es langten 35 Gesuche ein. Wiedergewählt wird J. Bloch, der schon früher Schriftführer war, aber am 14. Juli wegen Dienstverweigerung entlassen wurde. Am 8. Dezember. Antrag: Jedem in der Gemeinde um Inkorporation Ansuchenden soll die Bedingung gestellt werden, daß er zum Wohltätigkeitsvereine Ch. K. (heilige Brüderschaft) beitrete, sonst sei die Inkorporation ungültig. Am 30. Dezember 1873 wird Herr Armin Freisinger aus Preßburg zur Probe berufen. Diese fand statt am 10. Mai und am 11. Mai wurde Herr A. F. als OKt. aufgenommen. Ein Bauplatz, geeignet für den Bau einer Synagoge, soll gefunden werden. Dr. Vogelstein wird Matrikenführer. Ein Beschlußbuch soll angelegt werden, daß darin alle Plenarbeschlüsse eingetragen werden. K. V. wird Leopold Geliert, Beratungen über die Errichtung eines provis. Bethauses, 1875, Voranschlag 4600 fl., mit Pappebedachung 4200, und soll dieses Bethaus, welches sich hinter der alten Synagoge befindet, einen integrierenden Bestandteil derselben bilden, über An Ordnung des Vorstandes darin Gottesdienst gehalten werden. Lederér aus Marienbad wird für die Herbstfeiertage als K. aufgenommen. Am 2. September wird die neue prov. Synagoge eingeweiht. Die Prokoppsche Realität (auf welcher unser neuer Tempel steht), ein großer Platz mit Garten und Gebäude, wird als zum Baue geeignet angeboten für 39.500 fl., einstimmig angenommen. Der Kauf wurde in der Sitzung vom 15. März für perfekt erklärt. Die Wahl für 1877 erfolgte zum ersten Male per