habe, dessen ihn Tomec bezichtige. Wenn Mekl dies innerhalb zweier Wochen nicht täte, dann wird er verpflichtet sein, dem Tomec jene Summe zu erstatten, welche T. eidlich erhärten werde. Beide Parteien nahmen das Urteil an und dankten den Herren für ihre Arbeit. Über die alte Gerichtsbarkeit ist notwendig zu bemerken, daß in P. nach deutschem Rechte gerichtet wurde, wie in allen königl. Städten, die Ratsherren suchten Rat in der Prager Altstadt. (Přivil, der Fleischerzunft: quia ipsa civitas pylzneum jure Majoris civitatis Pragensis locata est.) * Bevor wir nun zur zweiten Epoche unserer J. G. übergehen, möchten wir nur bemerken, daß es sehr auffallend ist, über die Juden in Altpilsen (Plzenec) gar keine Nachrichten finden zu können; daß in den kleinen Orten, wo Juden ihre Wohnsitze hatten, keine Arch. waren und überhaupt keine Aufzeichnungen geführt wurden, ist dem Wesen der Leute und der Zeit entsprechend. Ein beredtes Zeugnis der unscheinbaren Anfänge unserer K. G., welche heute an 4000 Seelen zählt, sind die Matrikenbücher, welche bis zum J. 1867/68 in der Erzdechantei in P. geführt wurden. Der Titel des ältesten Buches lautet: Matricula Israelitarum natorunt ad territorium Archidiaconatus Plsněnsis spectantium ab anno 1802 usque 1840. Die erste Eintragung in der Geburts-matrik (alle, auch Trauungs- und Sterbematrik, sind in einem Bande) ist vom 6. November 1799, und zwar Rosalia, Tochter des Filip Schack, Handelsmann in P., und der Anna, Tochter des Isak Lederer, Handelsmann in Bušovic. Die erste Trauung ist im J. 1811 erwähnt: Joachim L e d e r e r, Handelsmann und Pächter in Dobraken, nachgelassener Sohn des Salomon Lederer, Bušovic. und Josefa G e r s o n, Tochter des Jakob Gerson aus Auval, fürstl. Lichtensteinsche Herrschaft, Handelsmann. Die Trauung vollzog Josef Mandel, Subrab-biner in Vossek, später trauten verschiedene Rb. aus der Umgebung. Janovic, Kosolup, Všeradice und Pet-schau hatten ihre eigenen Rb., bis am 16. November ]836 die erste Trauung der KRb. für den Pilsner und Klattauer Kreis, Angelus Kafka, vollzog. Die erste Beerdigung ist vom 14. Juni 1804 (Bušovic), dann erst im J. 1811 und 1816 je, ein Todesfall, 1819 — 2, 1822 — 1, 1824, 1826 keiner. Im J. 1844 sind vier Fälle. Sonst haben wir die ersten Nachrichten aus dem J. 1854, und zwar, daß am 17. Feber 1854 in P. 41 jüdische Familien lebten mit 249 Seelen, 118 männl. und 131 weibliche. Die Stadt verkaufte im J. 1831 die židovna Nr. 55 in Bušovic. Am 23. Jänner 1854 hatte die Stadtverlretung eine Sitzung, in welcher der Beschluß gefaßt wurde, nach dem Antrage der k. k. Bezirkshauptinannschaft vom 29. Dezember 1853 die Abgabe von 9 Kreuzern für jedes auf den Markt gebrachte Pferd, welche einzuheben die Stadt berechtigt ist, abzuschaffen. Ihren Ertrag hatte der Jude Nathan B 1 o c h für den jährlichen Betrag von 6 Gulden: 18 Kreuzer gepachtet. Im Dezember erhielt die K. G. vom h. Ministerium die Bewilligung zum Baue einer Synagoge und Einrichtung einer Schule. Gleichzeitig bewilligte die Statthalterei eine Sammlung von freiwilligen Beiträgen bei den Glaubensgenossen zum selben Zwecke. Am 5. Februar 1856 erhielt die hiesige K. G.- die Bewilligung zur Errichtung eines jüd. Begräbnisplatzes auf dem Roten Hügel bei Boleves. Bisher wurden die Juden entweder in Štěnovic oder in Tuschkau beerdigt. (Dieser alte Friedhof ist spurlos verschwunden.) Es waren hier in den letzten Jahren noch einige wenige reservierte Gräber, nun bergen sie alle die betreffenden Staubhüllen. Der Friedhof wirkt ungewöhnlich eindrucksvoll, denn die starken Bäume und die schmalen Pfade zwischen den Gräbern verleihen ihm einen seltenen Reiz. Am 17. Juni 1857 erfolgte die feierliche Grundsteinlegung zur "Synagoge auf dem Hofe des Hauses Nr. 80, auf dem Stephansplätze (heute Smetanapro-menade5).Der alte, in schöner Gotik erbaute Tempel steht schon seit einer Reihe von Jahren, unbenutzt, dem Verfalle preisgegeben. Vielleicht ersteht auch ihm der Tag der Wiedergeburt., etwa als jüdisches Vereinshaus. (Das Haus Nr. 80 wurde von der Gemeinde zum Zwecke des Baues angekauft.) Die Grundsteinlegung geschah in Anwesenheit aller K. V., der Amtsvorstände der Stadt und vieler Ver-einswürdenträger. Die Funktionen versah. KRb. Angelus Kafka. (Er liegt auf dem alten. Friedhofe begraben.) Das in Kupfer gravierte Dokument enthält Jahr, Monat und Tag der Grundsteinlegung, die Nainen des Landesherrn und aller Mitglieder der kaiserl. Familie, dann die Namen der K. V., der Vorstände der Ämter und der Stadtgemeinde, wie auch der Anfertiger der Pläne zu diesem Baue, die Herren Stelzer und W i e 8 n e r. Nach Beendigung der Zeremonien betete der Rb. und der k. k. Kreishauptmann brachte ein Sláva! S. M. dem Kaiser aus. Diese Synagoge wurde am 8. April 1859 feierlich eingeweiht. Im Gedenkbuche der Stadt lesen wir folgende Bemerkung: „Es ist Pflicht hier zu erwähnen, daß die kleine K. G. der hiesigen Juden in den letzten Jahren ohne irgendwelchen Fond, unterstützt nur durch Beiträge 'der Glaubensgenossen, sich in P. einen Friedhof, ein Gemeindehaus und eine Synagoge errichtet hat, was einen Aufwand von wenigstens 30.000 fl. Silber erforderte." Hierauf folgt die ausführliche Schilderung der Einweihungsfeier. Am 10. März 1860 fand in der Synagoge ein Dankgottesdienst für die erteilte Besitzberechtigung der Juden statt. Bei dieser Gelegenheit (wir zitieren) hielt der KRb. Kafka eine ausgezeichnete (výtečné) Predigt, in welcher er die Glieder der Gemeinde besonders zu treuer Ergebenheit zu Kaiser und Thron aufforderte. 1861: Aus Anlaß des lang anhaltenden Winters in diesem Jahre spendete die K. G. den hiesigen Armen einen ansehnlichen Beitrag und 300 Zentner Kohle, welche unter 100 Arme verteilt wurden. Am 17. März 1861 fordert der Bürgermeister den Vorstand der Handwerkervereine und die iMeister auf, da durch das Einschlagen von Fenstern bei Juden unsere Stadt in schlechten Ruf kommen'könnte, daß sie die Gesellen und Lehrlinge zur Nachtzeit zu Hause halten und durch nachdrückliche Belehrung vor solch strafwürdigem Beginnen, wodurch sie sich öffentlicher Gewalt schuldig machen, auf welche schwerer Kerker von 1—5 Jahren steht, strenge zu warnen. Vom Bürgermeister Dr. Maschauer, m. p. Bei jeder Gemeindesitzung werden nun jene genannt, welche in den Verband der Stadt aufgenommen wurden, darunter sind jedesmal jüdische Namen, das Bürgerrecht aber erlangte, sofern unsere Forschungen vollständig sind, als erster und für länge Zeit einziger Sigmund Hofmann, am ■ 1. April 1861. (Er war Vorsteher der K. G. und Gründer eines Bankhauses, später Hofmann & Kottlarzig, welches heute zur Filiale der anglo-čechosl. Bank geworden ist.) Bei einer Auferstehungsfeier wird besonders lo- 484 485