mauer, welche hier die Judengasse abschloß. 249 an der Stadtmauer, gehörte der Jüdin Dobrá, welche es 1410 den Enkeln ihrer Tochter Dina vermachte, von denen noch 1423 als Besitzer Musche genannt wird. Dieser Musche kaufte 1416 das. Haus 245, nach ihm erwarb es die Jüdin P i p k a. Es ist nicht klar, ob es seine Tochter oder Witwe war. Das Haus Nr. 260 wird im J. 1409 als jüdische Schule oder Synagoge erwähnt. Von da ab kann man die Spur bis zum J. 1533 verfolgen, wo dieses Haus in Privatbesitz übergeht. Das angrenzende Haus besitzt im J. 1409 der Jude H e s 1, der es dann dem Juden Dobrý verkauft. Das Eckhaus 267 wird im J. 1433 vom Dominikanerorden erworben und im J. 1445 dem Juden Zalman verkauft. Ungefähr an der Stelle, wo heute der Gasthof „Zum englischen Hofe'1 steht, war ein ausgedehnter Garten, welcher der jüdischen Gemeinde in Pilsen gehörte. Diesen Garten kauften die Juden nach und nach in den J. 1424, 1432 und 1445, teils von der Stadt, teils von Privaten zu dem Zwecke, um dort ihre Toten zu bestatten. Pro "iepuZ-tura judeorum in civitate habitantium I. 313 Jahr 1432 6. Jänner. Längs dieses Friedhofes führte eine Gasse zum Flusse, Reihna platea Reihna penes kor-tum judeorum. Der jetzige unermüdliche Archivar der Stadt, Herr Dr. Fridolin Macháček, dem für seine ganz ungewöhnliche Zuvorkommenheit hier herzlichst Dank gesagt sei, schreibt in seiner Broschüre: O staré Plzni (Alt-Pilsen) manches Wertvolle auch über die Juden. Wir lassen dies hier auszugsweise folgen. Im J. 69 ließ die Pilsner Gemeinde das Querhaus V kleci, welches die Solní (früher Judengasse) abschloß, niederreißen und öffnete so diese Gasse. Wo heute die Post sich befindet, war die jüdische Synagoge oder Schule, zwischen dem Hause V kleci (Im Käfig) und der Synagoge führte ein schmales Gäßchen ins Scharfrichtergäßcherij Katovská, welches links von der Stadtmauer 'abgeschlossen war, rechts hinter der Synagoge standen Häuschen und rückwärts bildete das Ende dieser Sackgasse die Wohnstätte des Scharfrichters. Weder die Synagoge noch die Häuschen hinter ihr standen in genauer Linie. Dies beweist die große Verwirrung bei der Bestimmung der Häuschen in dieser Gegend. — Es ist aber bloß wahrscheinlich, d.aß hinter der Synagoge, welche eine Ecke bildete, aber vielleicht allein stand, nicht unmittelbar mit den Nebenhäusern in der Solní zusammenhängend, in der Katovská zwei Häuschen standen. Diese Katovská, schreibt Macháček, ist wirklich ein verfallener und verlorener Winkel der Sladt. Hier wohnte immer nur Bettelvolk. Zu Beginn des 16. Jht. waren diese Häuschen im Besitze der Juden, welche aber in den ersten Jhzt. wegzogen. Nach ihnen sind die Eigentümer kleine Leute und wenn Reiche sich hier ankaufen, so lassen sie ihr Gesinde hier wohnen. Das Plasšer Kloster besaß auch in der Stadt ein Haus. Als das Kloster voii Josef II. aufgehoben wurde, kam auch das Klosterhaus in weltliche Hände und sogar (v držení té vrstvy) in den Besitz jener Volksschichte, welche eben erst unter Josef II. Bürgerrechte erlangt hatte. Am 31-, Mai 1790 kauften von der Administration der Staatsgüter das Saus 281 die jüdischen Großkaufleute aus Prag Joachim von Popper und Dusensy (wohl Duschenes) mit Hof und Stallungen und mit der ganzen Einrichtung um 4188 fl. Abraham Dusensy erbte dann nach Popper, es waren vielleicht Schwiegervater und Schwiegersohn. Dies ist, wie Dr. M. sagt, der erste Fall, wo ein bürgerliches Haus in jüdische Hände gelangt und für geraume Zeit der einzige. Erst nach 1820 mehren sich solche Fälle. 1817 verkauften übrigens die Erben Poppers, der inzwischen geadelt worden war, ihr Besitztum an einen gewesenen Kreishauptmann. Auch das Haus 258 gehörte im J. 1515 der Jüdin Rosa (Růža). Sie verkaufte es für 7 Schock míš. dem Jakob Klima, also war es gewiß ein armseliges Häuschen,' ebenso, 259, das dem Juden Leo eignete und von diesem 1518 für 7% Seh. an Nikolaus Prinzipal überging. Strnad schreibt: Die Juden bildeten im 15. Jht. ihre eigene Gemeinde unter Verwaltung ihrer Ältesten und hatten darum auch ihre eigene Betstätte im erwähnten Hause 260 und ihren eigenen Friedhof. Die Synagoge wurde allem Anscheine nach nur bis zum J. 1507.als solche benützt, denn in diesem Jahre wurden die Juden aus "der Stadt ausgewiesen und durften von jener Zeit ab keinen Besitz haben. Die letzte Erwähnung der Synagoge fällt in das J. 1533, als das Nachbarhaus 261 verkauft -wurde. In den „Památky arch.' a místopisné", Jahrg. 1887—1889, ist ebenfalls der Juden, die einst in P. wohnten, gedacht. Wir lassen den Absatz in Übersetzung folgen: Es bleibt noch eine dritte Gattung der Bevölkerung Pilsens, die Juden. Von den Juden haben sich aus dem 14. Jht. überhaupt keine Berichte erhalten, erst aus dem 15., und -da erscheinen gleich zu Beginn in den Gerichtsbüchern Nachrichten über sie. Die Juden bildeten damals in P. eine eigene Gemeinde, besaßen verhältnismäßig viele Häuser in der Stadt, besonders in der heutigen Solní ulice (Salzgasse) und Sedláčekgasse, die Juden hatten auch ihr Bethaus oder Synagoge zwischen der städtischen Wage und dem Gasthause „Zum blauen Stern", außerdem hatten sie ihren Friedhof auf der Škvrňaner Vorstadt, in der Gegend des heutigen Englischen Hofes. In diesen Gerichtsbüchern werden im ganzen 35 jüdische Personen erwähnt, 19 männliche und 16 weibliche. Unter diesen dort aufgezählten Namen finden wir wieder den genannten Arzt Israel. Die Gerichtsbiicher 1411—1449 sind im Museum Pilsens aufbewahrt; sie enthalten Hauskaufverträge, ferner Einschreibungen über Pfänder, verschiedener Hausgeräte, welche die Bürger, wenn sie Darlehen nahmen, den Juden verpfändeten, wobei immer auch die Summe genannt wird, die auf ein solches Pfand geliehen ward. Bis 1420 sind diese Bücher lateinisch geführt, später sind hie und da čechische Wörter eingestreut. Auch die 'Bezeichnung der Pfänder ist sprachlich bemerkenswert. Dieser Sprachenwirrwarr entstand sicherlich dadurch, daß der Schreiber dort, wo er den lateinischen Namen nicht kannte, eben den čechischen benützte, oder die Čechische Bedeutung des lat. hinzufügte, die im Volke gebräuchlich war. Im J. 1507 waren in der Stadt mehrere Brände, am 5. Juni, am 7., 10. und 29. Mai, bei welchen alle Häuser abbrannten. Bei diesem Brande, so erzählt Strnad in einem Feuilleton der „Plzeňské listy", 1894, Nr. 6, unter dem Titel: „Ein interessanter Prozeß aus dem XVI. Jht.", verbargen die Nachbarn der Synagoge ihr bewegliches Eigentum im Keller derselben und dann fehlte einem gewissen Tomec angeblich das Geld. Tomec war damals der Besitzer von 262, das Haus 261 zwischen der Synagoge und dem Eckhause gehörte bis 1472 dem Juden Michal, von diesem kaufte es der Jude Mekl mit seiner Frau Bele. Diesen Mekl nun klagte Tomec, daß er das Geld genommen habe, denn es habe niemand anderer die Schlüssel gehabt. Die eingehenden Verhöre lassen wir weg; das Urteil lautete, Mekl soll mit zwei glaubwürdigen Fntla-slungszeusen einen Eid ablegen — nach unserem Rechte sowohl mit Juden als mit Christen, wen er brauchen könne —, daß er das Geld nicht genommen Zeremonienhalle Tempel (Innenansicht) Iriedhof (Älter Teil) Vom alten Friedhof Friedhof (Alter Teil) Tempel (Außenansicht)