dem großen Brande von Grund auf neu errichtet werden mußte. Von den anderen Gemeindemitgliedern ist noch Heinrich Gans zu nennen, der sich durch einen hohen Grad des Wissens auf allen Gebieten des jüdischen Wissens auszeichnet und so dien Ruf eines wahrhaften geistigen Führers der Gemeinde besitzt. In den schweren Kriegsjahren hat er sich als K. V. große Verdienste um die Gemeinde erworben, besonders warm nahm er sich der galizianischen und der russischen Flüchtlinge fürsorglich an. : !>.. /./■;«■!./ V-V Dr. Moritz Gans Mit berechtigtem Stolz nennt die N. J. G. den Namen ihres Besten: der Universitätsprofessor MUDr. Edmund Weil (dessen Bruder Philipp Weil ist derzeit Kassier der Gemeinde) wurde ain .16. April 1879 in N. geboren. Er wirkte zuletzt als Vorstand des serologischen Institutes an der deutschen Universität zu Prag und erlag einer Flecktyphusinfektion am 15. Juni 1922, die er sich in JLemberg bei Versuchen^ durch einen unglücklichen Zufall zugezogen hatte. ii: Noch kurz, vor seinem Tode wurden aussichtsreiche Verhandlungen gepflogen, die seine Berufung zur Leitung der; hygienischen Abteilung an der Universität Jerusalems zum Ziele hatten. Obwohl erst 42 Jahre alt, starb Weil als Forscher von Weltruf, dessen wissenschaftliche Arbeiten ihm einen dauernden Ehrenplatz in den Annalen der Bakteriologie und der Immunitätslehre sichern. Als Mensch war Dr. Weil eine markante Persönlichkeit, ein vornehmer Charakter, ein fanatischer Wahrheitsfreund, zurückhaltend im privaten Verkehr. Unermüdlich in der Arbeit, gönnte er sich nur in wenigen Jahren einige Rasttage, die er in seiner Heimat verbrachte. An ihr und seinen Angehörigen hing er in treuer Liebe und das lautere Gemüt des ernsten, verschlossenen Mannes zeigte sich in voller Klarheit, wenn er voll Verehrung von den Jugendjahren im Elternhause sprach. : , Einige wertvolle Abschriften von Dokumenten, welche die Judengemeinde von N. betreffen, befinden sich auf den Vorblättern eines großen, gut erhaltenen Buches, welches die Aufschrift „Hauptbuch, Abgabs- und Billigungs-Buch der' Israelitengemeinde Neustadtl" trägt. Hier ist die Abschrift des Gemeindestatutes vom 20. Feber 1808. Der Gemeindevertrag mit der Herrschaft und der Ortsvorsteherschaft vom 9. Mai 1819, „verfaßt vom Judenrichter und den Deputierten der Judengemeinde". Das älteste, der jüdischen Gemeinde N. nach dem Brande erhaltene „S i t z u n g s p r o t o k o 11" ist beim K. V. Alfred Lang in Aufbewahrung und zeigt an unzähligen Stellen von der großen Liebe und inniger Zusammengehörigkeit der Gemeindemitgliedier. Nirgends findet sich auch nur eine Spur von Zwistigkeiten und Streit. Die sehr häufigen Fälle der Rekurse und Kul-tussteuerrückstände werden in freundschaftlicher Form erledigt. Gleich das älteste Sitzungsprotokoll vom 1. April 1877, das erste nach dem großen Brande, besagt, daß „dem Herrn Moritz Strauss die bis heute stattgehabten schuldigen 3 fl. für Cultus-steuer nachzusehen und als bezahlt anzusehen sind". Ferner wurde beschlossen, daß jedes Kultusmitglied ohne den einzelnen Spenden noch besonders 1 fl. in die Zedokokassa jährlich zu zahlen hat. Jakob Gans. S. Neubauer, Moritz Fischer, David Holzer, Simon Weil, J. Weiss, Moses Lang, Simon Österreicher, Isak Grünhut, Jakob Klein, Isak Holzer, Moritz Strauss, Samuel Lang, Samuel Wedsz. Am 20. Mai 1877 resignierte Samuel W e i s z als Vorsteher der Ch. K. Die Wahl fiel auf Moses Fischer als Vorsteher und Jakob W e i s z als Stv. Mit welch geringen Mitteln und Aufwand diese Gemeinde verwaltet wurde, bezeugt der Kultussteuer-Umlage-Vorschlag für das Jahr 3882: Für Cantor Philipp Böhm 310 fl,, für Gemeindediener Österreicher 35 fl., für Uhr und Wassergeld 6 fl., für Joh. Lindner, Fräuenbad, 5' fl., für Äquivalentgebühr 2 fl., für div. Auslagen 12 fl.; zusammen 370 fl. Am 21. August 1882 wurde eine „Gedenkmänner-Versammlung", wegen der Verteilung der Tempelsitze einberufen, in welcher die Lage der alten Tempelsitze (im eingeäscherten Tempel) fixiert und die Verteilung der Sitze in der neuerbauten Synagoge vorgenommen wurde. Ein Beispiel dieser Protokolle sei hier angeführt: „Jakob Klein erklärt sich als Eigenthümer der Männersitze Nr. 10 und 22 im südlichen Seitenschiff der abgebrannten Synagoge und des Frauensitzes Nr. 43 .auf der westlichen Gallerie und ist einverstanden, Nr. 7 und 22 im gleichen Schiffe der neuen Synagoge und Nr. 6 auf der nördlichen Gallerie dafür zu erhalten, welche Sitze demselben angewiesen wurden. Neustadtl, 21. August 1882. Jakob Klein, m. p." So folgten die weiteren Protokolle von: David Gans, Moritz Gans, Samuel Weiss, Wilh. Gans, Isak Zeiner, Samuel Lang, Isak Holzer, Josefa Holzer, Resie Kern, Isak Grünhut, Moses Lang, Simon Weil, Markus Gans, Johann Österreicher, David Holzer, Ig. Fink. PERNATITZ bei Neustadtl a. Klinger (Stráž). Diese uralte Judengemeinde besteht schon seit länger als zwanzig Jahren nicht mehr. Eine „G e b u r t s-, Trauung s-, Sterbematrik der Pernatitzer Israeliten" ist beim K. V. der Neustädtler Judengemeinde Alfred Lang in Aufbewahrung. Das Buch umfaßt zirka 1 Jhzt., beginnend vom J. 1804; bei jeder Eintragung befindet sich der Namen der beiden Mchelim: Abraham Eckstein aus Chotieschau und Beer Maler aus Neustadtl. Aus dem Buche erfahren wir die Namen der jüdischen Einwohner und (mitunter) auch deren Beruf und Besitz: „Bernard Bloch, Schutzjude und Hausbesitzer, Simon Glauber, Inwohner und Schutzjude, David Glauber, Hausbesitzer, Nathan Glauber, Handelsjude und Hausbesitzer, Jakob Glauber, Handelsjude und Hausbesitzer, Michael Weil, Hausbesitzer, Mich. Weisz, Hausbesitzer, Judas Weiss, Handelsjude und Hausbesitzer, Löwl Doktor, Schullehrer. Die Pernatitzer Juden liegen am Neustädtler Friedhof. *) Tatsächlich finden sich am alten jüd. Friedhofe in Neustadtl mehrere Grabsteine aus den Jahren 1330—1350 in gut erhaltenem Zustande vor. Jar. Pol^k-Rokycana. Nové Strašecí Neustraschilz Karel S. Fišer Leopold Lilwner Hynek Katz Sigmund. Löwner Dr. Hugo Fišer R. Saje Lampl Ada Taussigová