Zahl der Jndenfamilien) von der Staatsregierung eine bestimmte Ziffer festgesetzt, die nicht überschritten undi ständig in Übersicht gehalten werden sollte. Innerhalb jeder Herrschaft wurden die Familienstellen auf die einzelnen Orte, in denen Juden seßhaft waren, aufgeteilt. Die Familien der Herrschaft Bistritz beginnen mit der Landesnummer 5143, so daß jede Familie eine Landes- undi eine Herrschaftsnummer hatte. Auf dem Gebiete von Bistritz gab es 1799 im ganzen 96 solcher „Familienstellen" oder „Familianten", und diese verteilten sich hauptsächlich auf Neuern, Janowitz, Drosau, Deschenitz und Braunbusch. Auf Neuern entfielen die Stellen Nr. 11—29, dann noch 64, 78, 80 und 81, zusammen also 23 berechtigte Familien. Die meisten Juden hatte Drosau mit 24 Stellen, dann folgten Neuern mit 23, Janowitz mit 10, Deschenitz mit 9, Braunbusch mit 3 und Bistritz mit 2 Stellen. Die übrigen Familien verteilten sich auf kleinere Orte. In Neuern: Stelle 11: Fleischel Samuel (seine Eltern: Abraham Moises und Rachel David). Gattin: Barbara Ploch. Von den Söhnen erhielt Samson (* 1791) die Familienstelle, Daniel (* 1794) erhielt die Stelle 15 nach Salomon Klauber, Abraham (* 1799) „desgleichen" und der 1801 geb. David erhielt 1827 die Auswanderungsbewilligung nach Ungarn (mit Guber-nialdlekret). Samson verm. sich 1816 mit Sara Kohner und hatte die Söhne Jakob, Abraham, Ignaz, David, Moritz, Leopold und Markus (Zwillinge) und Philipp. Stelle 12: Ploch Sara (Witwe des Samson Ploch), Eltern unbekannt, heir. 1765, f 1818, Söhne: Abraham, Moises. Stelle 13: Janowitzer Wolf (Eltern: Samuel Janowitzer und Juditha Torscht). Gattin: Amalia N. Söhne: Isak (* 1789) erhielt die Stelle, Moritz (* 1801) erhielt Nr. 16. Isak heir. 1811 Sara Hahn, 1816 Amalie Auer; Söhne: Simon.(* 1817) und Markus, der schon 1825 starb. Stelle 14: Ploch Samuel (Eltern: Seligmann Ploch und Mutter N. N.). Gattin: Eteher Kaufmann (O 1755). Söhne: Wolf Gabriel (* 1769), erhielt den Ehekonsens auf die väterliche Familienstelle, und Isak (* 1773), erhielt die Heiratserlaubnis „auf den Betrieb des Ackerbaues". Wolf Gabriel heiratete 1795 Johanna Schwarz und hatte die Söhne: Joachim (* 1797), erhielt die Familienstelle, (O 1816) Eva Janowitzer, Söhne: Abraham, Moises, Wolf, Hermann, Seligmann, Gabriel, Philipp, Löbel (* 1804) kam auf Stelle 18 und Wolf (f 1830). Stelle 15: Klauber Salomon (Eltern und Gattin unbekannt, 0 1775) starb (wann, unbekannt) ohne Kinder. Nachfolger in der Stelle war Fleisch! Daniel (von Stelle 11), dessen Frau Susanna Porges (O 1819). Söhne: Albert, Josef. Stelle 16: Janowitzer Samuel (Eltern, erste Gattin, Todestag unbekannt). 2. Gattin Esther Leder (O 1806), keine Söhne. Nachfolger war Janowitzer Moritz (von Stelle 13). 1. Frau Rosalia Ploch (O 1823), 2. Frau Rachel Fleischl (O 1825). Söhne: Albert, Samuel. S t e 11 e "1 7 : Hahn Enoch (Eltern: Elias Hahn und Golde N.). Gattin: Amalia Samuel (O 1784). Söhne: Salomon (* 1800) und Joel (* 1803). Ersterer erhielt die Stelle; O 1828 Frau Rosalia Heller. Söhne: Elias, Josef, Samuel. Stelle 18: Hahn Jakob (Eltern unbekannt). Frau Magdalena N. (O 1774). f 1816 ohne Söhne. Nachfolger: Ploch Löbel (Eltern: Gabriel Ploch und Johanna Schwarz). 0 1829 Rosina Porges. Sohn Samuel. Stelle 19: Löwit Eliazim (Eltern und Gattin unbekannt) keine Söhne, „1805 verlustiget" (als schlechter Steuerzahler). Nachfolger: Klauber Elias (t 1832, Eltern: Nephtaly Klauber und Libuscha Wiener) O 1806 Sarah Schwarz. Sohn Hermann (* 1812); dieser erhielt 1832 die Stelle, O 1834 R.e-bekka Porges, Sohn Josef Eduard (* 1838, f 1839). Stelle 20: Windspach Eva (Eltern unbekannt, O 1762, f 1816). Ihr Sohn Samuel wurde für „verlustigt" erklärt. Nachfolger: Lažansky Abraham aus Drosau (Eltern: Harschl L. und Barbara Mayer); O 1800 Rebekka Freund, erhielt die Heiratsbewilli-gung auf den Ackerbau, 1821 bekam er die erledigte Stelle in Neuern. Söhne: Jakob und Löbel. Stelle 21: Ploch Seligmann (Eltern: Küble Ploch und Franziska N.), O 1767 Veronika Kohner. Söhne: Israel (* 1777) und Löbel (* 1783). Israel, O 1814 Elika Sicher, erhielt die väterliche Stelle, f 1835, Sohn Seligmann. Stelle 22: Ploch Moises (Eltern wie bei Nr. 21), O 1775 Rachel Alexander. Söhne: David 1780, Mändl 1784, Josef 1792, Lazar 1799. Josef erhielt die Stelle Nr. 52 in Slawikau, David die väterliche Stelle. O 1823 Klara Hahn, Söhne: Joachim und Alexander. Stelle 23: Klauber Juda (Eltern; Abraham Joel K. und Esther David, O 1768 Amalie Mändl). Der Sohn David erhielt die Familienstelle, O 1800 Sara Spitzer aus Neustadtl, Pilsner Kreis. Söhne: 1. Abraham 1801, O 1825 Susanna Janowitzer, Söhne: Wolf 1827, Joel 1835, Familienstelle. 2. Joel 1804, erhielt 1844 den Heiratskonsens aufs Fleischergewerbe. 3. Nathan 1811, erhielt eine eigene Familienstelle. 4. Salomon 1813, heiratete in die Stelle nach Přiwosten. die nach Nahoschitz übertragen wurde. Stelle 24: Lowitsch Moises zu Wollin kam 1781 als Witwer auf die Herrschaft Bistritz, f 1809. Stelle 25: Porges Salomon (Eltern: Jakob Porges und Rachel N.), O 1788 Abigail Berger. Der Sohn David bekam die väterliche Familienstelle, O 1814 Barbara Janowitzer; der Sohn Salomon; dieser übersiedelte 1843 nach Ungarn, der Sohn Samuel O 1839 Fanni Epstein, geb. Reichenbaum, Sohn Lippmann. Stelle 26: Jeiteles Josef (Eltern: Bernhard J. u. Eva N.), O 1788 Rebekka Daniel, t 1819. Söhne: Bernard 1804, Salomon 1807, Wolf 1809, Elia 1812. Bernard O 1838 Eva Klauber; Söhne: Elias 1839, Josef 1841, Jakob 1845. Stelle 27: Wittner Sara (Eltern unbekannt, 0 1756, 1806 „verlustigt"). Nachfolger: Ploch Ezechiel aus Deschenitz. (Eltern: Samson Ploch und Barbara Klein), O 1820 Sara Benesch. Söhne: Simon 1822 und Markus 1826. Stelle 28: Janowitzer Aron (Eltern und Gattin unbekannt, O 1794) ist 1806 nach Prag übersiedelt. Nachfolger: Freund Josef (Eltern und Gattin, Jahr und Tag des Todes unbek.). Nachfolger: Bloch Löbel (Eltern: David Wolf B. und Rebekka Ofner), 0 1814 Katharina Kohn. Sohn. Salomon Bloch, 0 1846 Elisabeth Fleischer; dessen Sohn David. Stelle 29: Ploch Naphthaly in Oberneuern (Eltern: Moises P. und Mutter N. N.), O 1787 Amalia N., f 1800. Söhne: Joachim 1780, David 1798, Neph-thaly 1802. Joachim O 1818 Magdalena Porges, deren Söhne: Salomon 1821, Hermann 1828. Stelle 64: Windspach Markus, Unterneuern (Eltern undi Gattin unbek.), keine Söhne. Nachfolger Janowsky Joachim (Eltern: Moises Abraham J. und Rachel Duschenes), 0 1790 Barbara N. Söhne: Moritz, Augustin, Josef. „Dieser Familiant ist 1812 samt seinen 3 Söhnen zur christkatholischen Religion übertreten." Nachf. dessen "Brüder Janowsky Wolf, 0 1799 Ludmilla Steiner, Sohn Aron, * 1803, 1843 nach Ungarn übersiedelt. Stelle 78: Fleischmann Daniel (Eltern: Moises Joachim F. und Anna N.), O 1800 Klara Fleischl. Sohn Fleischmann Joachim O 1825 Elisa-betha Kohner, dann O 1836 Maria Fleischmann. Sohn Abraham 1844. Stelle 80: Ploch Salomon Löbel (Eltern: Moises Ploch und Rachel N.), O 1780 Sara Kohner, t 1825. Sohn Josef Ploch O 1822 Theresia Back, Söhne: Moises 1823, Moritz 1825, Salomon 1827. Stelle 84: Fleischel Abraham (Eltern: Samuel Fleischl und Barbara Ploch), O 1825 Eva Kohner, wurde von der Herrschaft Nédraschitz in diese erledigte Stelle transferiert. Söhne: Moises 1826, Ignaz 1828, Hermann 1830, Josef 1832, Samuel 1840, Nathan Anton 1847. InDeschenitz: Stelle46:Löwit Juda, dessen Nachfolger sein Sohn Isak Wolf Löwit. Stelle 54: Klein Demuth. Stelle55: Ploch Barbara, Witwe nach Moises Ploch in Desch. Stelle 56: Schwarz Moises. Stelle 5 7: Schwarz Abraham. Stelle 58: Schwarz Israel. Stelle 59: Berger Josef. Stelle 60: Fleischmann Eliazim. Stelle 93: Luft Friedmann, transferiert 1834 aus dem Berauner Kreis auf die Bistritzer Herrschaft. In Bistritz: Stelle 8 6: Plo ch Mayer. Stelle 92: Rubin Nathan, transferiert von Teinitzl nach Bistritz. In Millik: Stelle 53 : Fleischmann Moises. Auffallend ist, daß es 1799 in Holletitz keine Familienstelle gab. Da stand neben der Ziegelhütte rechts von der Neuerner Straße zum heutigen Bahnhof (heute Gasthaus Budweiser) eine Branntweinbrennerei der Bistritzer Herrschaft, die gewöhnlich von einem jüdischen Brenner betrieben worden war. 1799 ist eine Janowitzer Familienstelle mit dem Juden David Holletitz besetzt; dessen Name deutet wie die bereits benannten Namen Janowitz, Neumark, Neuern, Österreicher u. a. auf den früheren Aufenthalts- und späteren Herkunftsort dieser Familien hin. Die Bestimmungen über die Einschränkung der Anzahl der Judenfamilien zwangen den größeren Teil des Nachwuchses einer jeden Gemeinde zu schweren Entschließungen. Der Fortschritt der Zeit hatte für Auswege gesorgt, so daß die Not der Spätergeborenen gemildert werden konnte.. Schon das Patent vom 1. November 1781, mit welchem die Leibeigenschaft aufgehoben worden war, hatte es jedem Untertan und daher auch den Juden freigestellt, nach eigenem Willen und ohne jede obrigkeitliche Erlaubnis Handwerke und freie Künste zu erlernen. Den bis dahin immer zur Ehelosigkeit oder zur Auswanderung gezwungenen nachgeborenen Söhnen der berechtigten Familien eröffnete sich da, weil sie auf Ackerbau, Gewerbe, Kunst und auf die erlangte Befähigung zum Wundarzt ungehindert heiraten durften, ein auch vielfach beschrittener Weg zur Gründung eigener Familien. Auch auf der Bistitzer Herrschaft wurde von dieser Wohltat Gebrauch gemacht. So erhielt 1809 Isak Ploch in Neuern (aus der Familien-steile Nr. 14) den Ehekonsens auf den Betrieb des Ackerbaues, 1844 der i. J. 1804 geborene Joel Klauber in Unterneuern den Heiratskonsens aufs Fleischergewerbe — und 1849 der Sohn Isak des Moises Kü-berl in Drosau die Ehebewilligung aufs Webergewerbe. Die Auswanderung hörte deshalb auch nicht auf. So^~wanderte Lazar Hartmann aus Drosau 1812 nach Ungarn aus, und zwar ohne obrigkeitliche Bewilligung, 1843 zogen Salomon Porges und Aron Janowsky aus Neuerii nach Ungarn, nachdem im Jahre zuvor Löwit Simon aus Drosau frischen Mutes nach — Amerika ausgewandert war, vielleicht der erste Bewohner unserer Gegend, der die Fahrt übers große Wasser gewagt hatte. Es kamen aber auch Fälle vor, daß bei uns Juden zum Christentum übertraten, wie 1809 Löbl Goldschmidt aus Janowitz, dann Joachim Hartmann aus Drosau, der nach Österreich auswanderte und 1812 der Neuerner Familiant Joachim Janowsky, der samt seinen drei Söhnen übertrat; er war mit Ludmila Steiner verehelicht. Durch den Übertritt wurde seine Familienstelle Nr. 64 frei, auf die dann sein Bruder Wolf vorrückte. Das Recht, der Erstgeburt hatte — der Heiratsberechtigung halber — damals große Bedeutung für jeden Juden. Und dennoch sah sich einmal ein Erstgeborener gezwungen, auf alle die Vorrechte, die aus seiner früheren. Ankunft in diesem Jammertale erflossen, in Trauer zu verzichten, wie uns eine Eintragung im Janowitzer Grundbuche beweist. Da erklärt am 4. August. 1798 der erstgeborene Sohn des Janowitzer Schutzjuden Moises K a h n: „daß, weil mir meine mißlichen Gesundheitsumstände nicht erlauben, den bürgerlichen Ehevertrag abzuschließen, und zu heiraten, ich meinem zweitgeborenen Bruder Simon Kahn das Recht der Erstgeburt sowohl in Hinsicht auf die Enrollirung (Einsehreibung zum Kriegsdienst) als auch auf alle andern möglichen Fälle, freiwillig und ungezwungen abtrete und feierlichst einwillige, daß derselbe statt meiner den Ehehimmel aufstellen könne. Ich bekenne öffentlich, daß ich selbst nie heiraten, sondern, da ich durch gegenwärtige Urkunde den Rechten der Erstgeburt ganz entsage und solche meinem zweitgeborenen Bruder Simon Kahn vollkommen übertrage, in allen Fällen nicht als Enst-, sondern als Zweitgeborener angesehen und behandelt werden will, jetzt und in Zukunft. Kötschl, Sohn des Moyses Kahn." Die Urkunde wurde mit dem Stadtsiegel von J. versehen und auch von der Obrigkeit genehmigt17). Wie sehr die von N. ausgewanderten Juden an ihrer alten Heimat hängen und wie sie sich noch nach vielen Jhzt. als Glieder ihrer Stammfamilien und als Neuerner fühlen, davon möge ein Brief Zeugnis ablegen, den im J. 1928 Herr Alexander Fleischl, königlich dänischer Konsul in Budapest anläßlich der Errichtung des Kriegerdenkmals an seine Neuerner Landsleute schrieb und in dem es heißt: „Trotzdem es viele Jhzt. her sind, seitdem ich als Kind mit meinen Eltern das alte Stammhaus und die alte Heimat verlassen habe, ist das treue Zugehörigkeitsgefühl in mir nicht erloschen und wenn es mir auch nicht gegönnt ist, den Ort persönlich aufzusuchen, wo meine Familie seit Jhzt. ansässig ist, fühle ich bei jeder Nennung des Namens N., daß, wo immer einen das Schicksal hinwirft, man doch die Wurzeln des Seins dort fühlt, wo man selbst und wo Vater und Großvater geboren wurden." 1S) ' Neuern 8