läßt sich heute nicht mehr feststellen, ob dieses schön immer bestand oder erst nach dem Brande von 1798 aufgetan wurde, um den Zugang zur Synagoge zu erleichtern. Die Häuser sind auf dem Plane mit zweifachen Nummern bezeichnet, mit den römischen von 1771 und den arabischen von 1880; bei den Häusern jedoch, die die neuen Nummern (von 1880) gar nimmer erlebt hatten und an deren Stätte nun leere Baustellen oder Schuppen sind, konnten nur die alten Nummern angegeben werden. Abseits von der alten Judenstadt, jenseits des Flusses, stand das Haus Nr. I (nun 159), das ursprünglich ein Christenhaus gewesen war und beim Ankauf durch Simon Ploch i. J. 1707 von der Verpflichtung zu militärischen Einquartierungen befreit worden war, von einer Last, die nur Christenhäusern oblag. Mit dem Besitze eines Judenhauses war immer auch der Sitz in der Synagoge, der Platz auf dem „Freithof" und der Anteil an den Nutzungen der J. G. verbunden, gewöhnlich auch das Recht, freien Handel und Wandel zu treiben und zu schlachten, aber auch die üble Last, daß die Besitzer „die vorfallenden herrschaftlichen Victua'lien" (meist verdorbene Heringe) „und Mobi-lien" (altes Vieh und ausgemerzte Schöpsen) „so wie bishero alle Juden zu leisten schuldig, versilbern zugetan sein sollen". Man findet diese Bedingungen in jedem Kaufvertrage über Judenhäuser im Neuerner Grundbuche. Die Neuerner Judenhäuser haben in früheren Kriegs- und Friedenszeiten die schweren Schicksale der ganzen Stadt geteilt; aus neuerer Zeit sind zwei große Brände bekannt, bei denen jedesmal der Tempel und die Schule in Flammen aufgingen: Am 6. September 1798 sind „durch einen Donnerschlag", wie es in den damaligen Berichten heißt"), 7 Christenhäuser nebst 6 vollen Scheuern mit der heurigen ganzen Fechsung und 4 steuerbaren Judenhäusern, dann 13 unsteuerbare Judenhäuser und 2 Synagogen ganz abgebrannt und der Schaden belief sich auf 21.476 fl. 30 kr. Die heutige Synagoge war damals erst im J. zuvor fertig geworden und es stand auch noch der alte Tempel aufrecht. Aus jener Zeit sind im Bistritzer Areh. die Gesuche der Abbrändler um Verkauf von Bauholz zu ermäßigten Preisen samt ihren wohlwollenden Erledigungen zu finden. Ein zweiter Brand brach am 1. August 1861 — wieder im Judenwinkel — aus. Er zerstörte den Tempel, die Schule und sieben Häuserii). Die Neueruer Judeuhäuser, soweit sie mit römischen Hausnummern (von 1771) bezeichnet waren :15) I (159). Simon Plach (Simon Bloch, Schimbl Plach) aus Nř. XVII kauft 1707 die obere, gegen die steinerne Brücke gelegene Seite des Hauses von Georg Irlwekh, Bürger und Schneider, für 90 fl. rhein. Simon Plach hatte im Jahre zuvor seine Frau Beyle geehelicht. Sein Vater war Herschi, sein Großvater Lazar und sein Urgroßvater Mayer Bloch (vor 1618 bereits in N. ansässig, der Stammvater der ausgebreiteten B'loch-Familie). 1746 an Samson Schmule. 1767 David Salomonische Erben, dann Nathan Schmule. 1785 Salomon Bloch, der 15 fl. Schutzzins zahlt. 1788 kauft Samuel Fleischl dieses Haus, Anton Fleischl. Berthold Fleischl. Beim Ankauf durch Simon Bloch (1707) wurde dieses ehemalige Bürgerhaus von der Last der Soldaten-Einquartierung befreit „zumalen es nit gebräuchlich, daß man einem Juden Soldaten einquartieren thuet." II (142). Die Witwe Selik Plochs, Obaure (auch Droura und Twere geschrieben) kaufte 1727 „von der Obrigkeit" das Häusl am Eck, anhangend an das Lob Simon Häusel für 34 f 1. Ihr Mann Selik Ploch (sein Vater Moses Bloch, 1639) war ein Enkel des Stammvaters Mayer Bloch (vor 1618) gewesen. Das Haus übernahm 1745 ihr Sohn Jakob Küberl; später Isak Janowitzerj 1815 Wolf Janowitzer, der 15 fl. Schutzzins zahlt. Wenzl Křížek, Georg, dann Katharina Hamperl, Gustav Wallisch. Anna Wallisch. III (141). Im J. 1713 besaß das Haus Samuel Ploch mit seinem Weibe Minkerl in Pacht. Er war ein Bruder des Simon Plach von Nr. I (aus Nr. XVII). Im J. 1718 kaufte er das halbe Haus von der Herrschaft. 1746 Lob Simon, 1753 dessen Eidam Wolf Jol'l mit seinem Weib Bele. 1785 Schmulle Ploch, 1815 Gabriel Ploch, der 10 fl. jährlich an Schutzzins zahlt. Löbl Ploch, Joel Klauber, Jakob Sicher, Anton Klauber. Anton und Theresia Klauber. Therese Klauber. IV (139) war ursprünglich eine Hälfte von Nr. IÍ1. Im Jahre 1718 kauft Moyses Schmule Plach die Hälfte von der Herrschaft. 1753 übergeht sie an seinen Sohn Moses Schmule Plach. 1759 Schaya, 1785 „Schayeri-sches Haus", unbewohnt. 1815 zahlt Daniel Fleischmann 15 fl. Schutzzins. Anton Klauber, Therese Klauber. V 1618. Jannos (Jonas) Windspach. 1646 David Windspach. 1713 heißte es im Grundbuch: Dem Löbl Windspach ist dieses Haus, das er von seinem Vater und dem Ahnherrn in die 50 Jahre besitzt (von der Obrigkeit), für 40 fl. verkauft worden. 1702 O Lébel Winschbach sein Weib Schönel. 1762 von dem Sohne Josef an dessen Sohn David Wünschbach, von diesem an David Janowsky. 1797 kaufte die israel. Kultusgemeinde dieses Haus zur Erbauung einer Betschule und zahlte davon jährl. 10 fl. Schutzzins. 1798 abgebrannt, dann wieder erneuert. Tempel. VI. Leere Baustelle, nun Garten, neben dem Tempel V. Salomon Simon Windspach hatte die Stelle erkauft, bar bezahlt, das Bauholz aus dem Choden-Schlosser Walde erkauft und die Chaluppe erbauen lassen (Vater Isak 1636, Großvater Jonas Windspach vor 1618, seine Frau seit 1692 Esther von Horaschdo-witz). Der Jude Melier von Kolinetz, verehelicht seit 1658 mit Ryffka (Schwester des Moyses Bloch [1630] und Tochter des Ahnherrn Mayer Bloch [vor 1618]), hatte zwei Söhne, Jakob und Josef Meiler. Jakob O 1703 mit Rosina (aus Biowitz) und Josef O 1711 mit Frauet (aus Kuttenplan). Beide Brüder kauften dieses Haus und teilten es. Josef Melier verkaufte seine Hälfte 1743 an Elias Klaaber für 80 fl., ein anderer Klaaber (Vorname unbekannt) kaufte 1746 die zweite Hälfte. 1770 kam der Teil des Elias an dessen Erben Herschi Elias und Salomon Elias Klaaber, von diesen an Samuel Abraham Janowitz. 1815 zahlte Salomon Klauber von seiner Hälfte lYs fl., Elias Klauber (Sohn der Sara Klauber) ebensoviel Grundzins von VI b. 1850 überging das ganze Haus von Isak Janowitzer im Wege der Versteigerung an die K. G. VII (137). Brandstätte, nun Garten. Vor 1618 Abraham Zaparth. dessen Sohn Wolf Zaparth (1655); dessen Tochter Radisch heiratet 1708 den Salomon Abraham aus Rabi. Diesem wurde 1727 „von Amtswegen das in dem Judenwinkel zu Neuern befindliche herrschaftliche Häusel zwischen Joachimb Hann und Jakob Melech (Meiler) für 50 fl. überlassen". Er zahlte jährlich 10 fl. Schutzgeld. 1742 überging das Haus an seinen Sohn Schmula Abraham Janowitz (1771 und 1784 der „junge Prager" genannt). 1800 Samuel Janowitzer, David Porges. 1815 Joachim Ploch, Moritz Bloch. Um 1880 Wenzl und Katharina Schwarz (Ruaße). Um 1890 abgebrannt, dann weggerissen. K. G. VIII (mit IX zusammen: 136). Wohnhaus des Rabbi- 422 ners, ehemalige „Judenschule". Vor 1618 Jakob J. Mützl; dessen Tochter Esther heiratet 1658 den Elias Hon von Schüttenhofen. Dessen Sohn Joachim O vor 1713 Hennele von Mühlhausen. Nach dem Tode Joachims wurde ihr „das Häusl von der Herrschaft um 50 fl. überlassen". 1752 war das Haus schon geteilt, unter Elias und Meier Hann; 1771 wurden die Hälften mit VIII und IX bezeichnet. 1815 besitzt Enoch Hahn wieder beide Hälften zusammen und zahlt davon 15 fl. jährl. Schutzgeld. Salomon Hahn. K. G. IX. Mit VIII zusammen, heute Haus Nr. 136, Rabbinerwohnhaus, Eigentum der K. G, Um 1750 wurde das alte Haus geteilt und diese Hälfte erhielt Meier Hann. 1785 gehört das Halbhaus Jakob Juda. 1815 wurden beide Hälften nach mehr als sechzig]ähriger Trennung wieder vereinigt — unter Enoch Hahn. Salomon Hahn. K. G. X. Totenwagenschuppen. Der älteste bekannte Besitzer dieses Hauses ist Salomon Simon, der 1692 Esther aus Horaschdowitz zur Frau nahm (sein Vater Isak, sein Großvater Jonas Winschbach aus Haus Nr-V). Sein Sohn Mentl 1725. 1746 Lasserin, 1759 Witi-bin Zapartin, 1785 Wolf Kirschner. Nach dem Brande von 1798 wurde die Brandstelle von der K. G. angekauft und hier später der Schuppen für den Leichenwagen erbaut. K. G. Xl. Ortsraum gegen den Angelfluß, früher Synagoge. Nach dem Brande von 1798, der auch die, seit 1797 nicht mehr benützte Synagoge zerstörte, wurde die Brandstätte abgeräumt. Seither Ortsraum. XII a (135). Wohnhaus. Von Jakob Küberl, der 1769 starb, erbten das Haus die Brüder Seligmann und Moses, die 1770 den Namen Ploch (ihres Ur-urgroßvaters Meier Ploch) führten. Die Hälfte nach Seligmann erbte nach 1785 Israel Ploch. 1815 zahlte dessen Nachkomme Küberl Ploch 6 fl. Schutzzins. Elisabeth Bloch. Wenzel und Anna Kollroß. XII b (134). Im J. 1769 erbte Moses Ploch diese Haushälfte, die ihm aber zu klein war, so d,aß er 1775 noch 2 Quadratklafter Grund von der Gemeinde zukaufte (für 16 fl., mit 8 Kreuzer jährl. Baustellenzin3) und sodann sein Haus erweiterte. 1815 Moses Ploch, 6 fl. Schutzzins. Josef, später Bernard Bloch. Bernard und Marie Bloch. Josef Bloch. XIII (133). Wohnhaus. 1724 Meier Salomon, 1746 Mayer Moyses, 1759 Abraham Joll Romerl, ,1785 Joel Abraham, dann Juda Klauher, 1803 erbte es Sara Klauber. 1815 zahlte Joel Klauber 15 fl. Schutzzins. 182Í an David Klauber. Abraham. Klauber, Josef und Amalie Klauber, Gustav .Klauber, Franz Blaschek. XIV, ehemals Halbhaus, nun Schupfen. Vor 1618 Salomon Aron, dann dessen Sohn gleichen Namens. 1693 heiratet Josef Österreicher aus Zebau bei Wese-ritz Hanele, die Tochter nach David Winspach. Er kaufte 1699 von Strasserin ihre halbe Chaluppe neben Salomon Simon. 1724 verkaufte Josef Österreicher das Halbhaus an Salomon Abraham. 1746 Josef Österreicher. 1759 Rauschy oder Prager. 1785 wohnt hier der Rabbiner. 1797 verkaufte es Samuel Janowitzer, „der Prager", später „der alte Prager" genannt, an Juda ■ Klauber und dessen Sohn David. 1815 zahlte David Klauber 15 fi. Schutzgeld. Kam vor 1880 zum, Nachbarhause 133 des Josef Klauber, nun Franz Blaschek. XV. Ehem. Wohnhaus, nun Hof räum von Nr. 132. 1718 erbte es Salomon Simon (Säbel) Bloch nach seinem Vater Lazar; vorzeiten hatte hier Leonhard Schwarz gewohnt. 1746 „Sabl", 1759 „Sablin", 1785 Witib Lasserin, 1815 Moyises und Samson Fleischl (15 fl. Schutzzins). Nun bei Haus Nr. 132 der Sigmund und Berta Bloch. XVI (132), Wohnhaus. 1670 und 1692 Herschi Plach (Enkel des Meyer Plöch „vor 1618"). Wens Salomon. 1705 erwarb das Haus neben Neidlwirt (auch „neuen Wirt") David S im. o n für 150 fl. Dieser nahm 1706 Schönl aus Horaschdowitz zur Frau. Er war ein. Sohn von Isak und ein Enkel des Ahnen Jonas Windspach. 1746, 1749 Sandl. 1759 „Sandl oder Daniel Simon". 1788 an Daniel Simon, auch Bergner genannt, dann an Salomon Porges (auch Bories und Purias geschrieben). Das Haus hatte „ein Gewölbe und einen Kramladen. Der Avigail Porges gehörte im Frischmannschen Hause am jüdischen Tandlmarkt zu Prag eine Hälfte des Gewölbes. Salomon Porges zahlte um 1815 15 fl. Schutzgeld. Daniel Fleischl. Löbl Bloch. Daniel Bloch. Siegmund und Berta Bloch. XVII (140). Wohnhaus. 1686 und noch 1718 Maier Plach, ein Enkel des Mayer Bloch (vor 1618). Weib Beyle, Sohn Daniel, dann Samuel Joachim, 1746 dessen Tochter, „die .schwarze Jüdin", 1748 deren Schwiegersohn Salomon Simon; er übernahm das für 10 Jahre an die Gemeinde schuldige Wacht- und Kamingeld von je 24 kr. zur Zahlung. 1786 von Markus Salomon an Daniel Löbl Markus. 1788 Josef Jeitéles, 1815 zahlt Gabriel Bloch jährl. 15 fl. Schutzzins. Moyses Kleiner, Bernard Bloch. Josef und Amalie Bloch. Alfred und Gisela Bloch. XVIII. Wohnhaus, das bis 1861 auf dem heutigen Straßenrauxne stand, dem ehem. herrschaftl. Wirtshause gegenüber. 1732 Josef Österreicher und Hanna Wünschbachin. 1739 Chaim Österreicher, 1746 Maier Abraham Janowitzer, Großhändler in Wolle, Federn und Getreide. 1794 an dessen Bruder Samuel Abraham Janowitzer. 1815 David Borges, 15 fl. Schutzgeld. Da dieses Haus in die Straße einsprang und diese so einengte, daß ein Wagen nur knapp vorbeifahren konnte, wurde es nach dem Brande von 1861 beseitigt. Straße. In Oberneuer». I. (14). Vor 1618 bis nach 1643 war-Abraham Zaparth Eigentümer; 1655 sein Sohn Wolff; 1703 übernahm es Joachim Johl (Joel), nach •diesem besaß es seine Witwe Mory (Marie), die 1723 der Maier Lob von Biowitz heiratete. 1746 übernahm der Sohn aus erster Ehe, Joachim Joel das Haus seines Vaters um 200 fl. Er erwarb den Platz am Märkte zwischen den Scheuern Augustin (heute Haas) und Ratich (heute Blau), auf dem später Hermann Bloch das Geschäftshaus Nr. 15 n. erbaute. Später ersteigerten die Erben nach Samuel Abraham Janowitz das Haus. Sie traten es für 700 fl. an die Brüder Samuel und Jakob Moyses ab. Die Witwe Treindl des Samuel Moyses verkaufte es dem Naftali Bloch, sonst Hirsch oder Harsch genannt, Schutz- und Handelsjud zu Neuem, Sohn des Joachim Bloch, der vor 1815 starb. 1785 Herschi Moyses. 1815 Amalie Bloch, 10 fl. Schutzzins. 1870 Hermann Bloch. 1900 David und Henriette Bloch. Da es keine genauen und vollständigen Aufschreibungen über die zahlreichen Besitzveränderungen der Neuerner Häuser und den häufigen Wechsel der" Familien in der Gemeinde und auf den Häusern gibt —-selbst die Grundbücher vermerken bei weitem nicht alle diese Fälle •—, ist es unmöglich, einerseits fortlaufende Besitzerreihen zusammenzustellen, anderseits die Häuser und die Familien in Zusammenhang zu bringen; es ist darum auch nicht möglich, die lückenlose Verbindung zwischen den Einwohnern von 1713 und den Familianten von 1800 herzustellen. Erst bis einmal das Bistritzer herrschaftl. Arch., das bisher ungeordnet und unzugänglich ist, nutzbar gemacht sein wird, mag es späteren Forschern möglich sein, die fehlenden Zusammenhänge zu finden, die sonstigen Lük-