bauung der Lokalbahn Chodau-Neudek ins Leben gesetzt wurde. Grafs Kanzlei übernahm nach ihm sein Bruder Dr. Alex. Graf, der ebenfalls schon nicht mehr unter den Lebenden weilt. Siegmund Brückner Wie bereits oben an einzelnen Beispielen hervor-. gehoben wurde, beteiligen sich die jüdischen Einwohner auch am öffentlichen Leben des Ortes und tragen durch ihre Wirksamkeit zur Hebung der Kultur und Wirtschaft der gesamten Siedlungsgemeinschaft bei. Herr Siegmund Brückner ist auch Mitglied des Verwaltungsausschusses der Jugendfürsorge. Herr Otto Schulz gehört der Gemeindevertretung »seit der Staatsgründung an und war auch in einer Wahlperiode Vizebürgermeister und Finanzreferent der Stadt, Herr Dr. Leo Heniš c h gehört dem Vorstand der Jugendfürsorge, dem Bezirksausschusse und der Bezirksvertretung an, ist Obmann des öffentlichen Bezirksbildungsausschusses und Mitglied des Schul- 1.Q1 ausschusses und einer der Schöpfer des neuen Krankenhauses, das der ganzen Bevölkerung zur Heilung und Pflege offen steht. Außerdem sind als jüdische Mitglieder der Gemeinde zu nennen: Distriktsarzt Dr. Daniel Fragner, Dr. Josef Großmann, Chefarzt Dr. Viktor Kurs eh n e r, Alfred Kornfeld, Walter Krön-4) e r g e r, Bernhard L ö w y, Bezirksarzt Dr. Ernst N o v a k und Egon Zentner. Der jetzige K. V. ist Med. Dr. Max Samuel in ST. JOACHIMSTAL (č. JÁCHYMOV). In dieser Stadt gibt es etwa 6 ständig anwesende Familien, doch kommen auch nicht wenig jüdische Kurgäste alljährlich während der Badezeit her. Außer der Familie des K. V. sind Dr. Emil P o 1-1 i t z e r, W. Herrmann u. Frau Anna Samuel zu nennen. Die Gesamtzahl der Juden des Bezirkes wurde 1921 'mit 27 festgestellt, darunter 21 in der Stadt, 4 in Elbecken und je 1 Person in Merkelsgrün und in Wickwitz. (Für freundliche Auskünfte bin ich Frau Polizeidirektorsgattin Hanna Klose in Wien, Frau Fabrikantensgattin Mela Schulz in Graslitz, Sr. Ehrwürden Herrn Rb. Springer in Lichtenstadt, Sr. Ehrwürden Herrn Rb. Dr. Ziegler in Karlsbad, Herrn Dr. Leo Henisch in Neudek und Herrn Hugo Gold in Prag verbunden, denen hiemit bestens gedankt wird.) *) Vgl. Krauß Samuel, „Die böhmische Familie Lichten-Stadt-Lasch" in d. „Zeitschrift f. .d. Gesch. d. Juden i. d. Tschechoslowakei", II. Jahrg. 1931/1932, S. 147. 2) P i I z, „Geschichte der Stadt Neudek", 2. Aufl., Neudek (1923), Verlag der Stadtgemeinde. 3) Sommer, ..Das Königreich Böhmen", 1. Bd., Prag 1847, Ehrlich. Geschichte der Jjuden in Lobositz. Bearbeitet von Dr. Friedrich Lederer, Lobositz. LJie älteste uns zugängliche und verläßliche Quelle über die Geschichte der Juden in Lobositz (č. Lovosice) sind die beiden noch heute beim Bezirksgerichte L. in Verwahrung befindlichen, ausdrücklich als „Judengrundbuch" bezeichneten Lederbände, deren ursprüngliche Bestimmung allerdings nicht die eines Grundbuches im heutigen Sinne war, sondern die der strengen Evidenz über die richtige Abfuhr jener Abgaben dienen sollten, welche von den jüdischen Ansiedlern an die Herrschaft für die Überlassung der Baugründe in dem noch heute inoffiziell als „Juden-sladt" bezeichneten Stadtteil zu zahlen waren. . Diese Judenstadt, um den jetzt amtlich als „Brunnenplatz" bezeichneten, mit einem öffentlichen Brunnen versehenen, etwas abschüssigen P'latz gruppiert, besteht aus 17 alten Häusern, die sich, von den übrigen Stadthäusern nicht nur durch ihre altertümliche Bauweise, sondern auch heute noch durch die offizielle Bezeichnung im jetzigen Grundbuche als „Judenhaus" und die Numerierung mit den römischen Ziffern I—XVII unterscheiden, liegt unmittelbar gegenüber dem städtischen Rathause und nur durch die zur' Elbe führende Überfuhrstraße von dem der Herrschaft Sehwarzenberg gehörigen, mitten in der Stadt gelegenen Meierhof getrennt. Zum Marktplatz zu wird sie begrenzt durch das große, der Firma M. Gläßner & Söhne gehörige zweiflügelige Haus, nach unten gegen den Modelbach durch die jetzt stillgelegte Lederfabrik der Firma Paul Müller. An der unteren östlichen Ecke dieses Stadtteiles und an der Überfuhrstraße befindet sich, die Synagoge, ein vier- , eckiger, fast freistehender Bau ohne architektonische Besonderheiten; an der westlichen Seite steht das der K. G. gehörige einstöckige Haus mit einer Winterbetstube und der Wohnung für Rabbiner und Gemeindediener. Die Synagoge besteht etwa 200 Jahre, ein bestimmtes Jahr ihrer Entstehung ist weder im Juden-grundbuche noch sonstwo' angeführt. Um 1800 wurde sie nach einem Brande wieder hergestellt und kurz vor dem Kriege 1914—1918 im Innern und etwa 1924 auch von außen renoviert. Nach der mündlichen Überlieferung sol'i die hiesige Jüdenansiedlung dadurch entstanden sein, daß die aus der nachbarlichen Bisohofstadt Leitmeritz vertriebenen dortigen Juden mit zwei Torarol'len und ihren Tempelgeräten sich nach L. wandten und hier ansiedelten. Eine quellenmäßige Bestätigung dieses Berichtes war aber nicht zu finden. Im Grundbuche I ist bloß angegeben, daß die „Ja-den-Schuel" (wahrscheinlich der Baugrund) am 12. März 1704 von der Herrschaft um 55 Gulden „der Lo-bositzer Judenschaft vor Ihrer Gemeinde" verkauft wurde. Einige von den seinerzeitigen Judenhäusern sind heute unbewohnt und werden als Magazine verwendet, einige andere enthalten Arbeiterwohnungen. Das Register zum Judengrundbuch I führt den Titel: ^Register deren in diesem neu ausgerichtet!! Grundt Buch beschriebenen Juden Häuszetn" und enthält die folgenden ursprünglichen Eintragungen der Hausnummern, der ersten Hauserwerber und der Folien in diesem Buche: ,5imto 1702 ©alamon 2 Gšijí) ©aíomon 3 SDamb ©aíomon 4 (Sara ©ájmulht SSittib 5 Sftoe -£>b'rf