Ledeč n./S. Ehemalige Schule Josef Reich Tempel (Außenansicht) Synagoga Geschichte der Juden in Leitmeritz. Bearbeitet von Stadtarchivar Heinrich Ankert, Leitmeritz. Der älteste böhmische Chronist, Cosmas, dessen Geschichte allerdings mit Vorsicht aufzunehmen ist, berichtet uns, daß die Tschechen die Mitte Böhmens bewohnt haben, während die Nachbarn im Norden, die Lutomericii, an der Elbe gewesen sein sollen. Die Bur°- und der Vorort des Gaues der letzteren lag auf dem sanft ansteigenden Hügel, der jetzt die Residenz der Leitmeritzer Bischöfe trägt. Dort oben erbaute um 1057 der böhmische Herzog Spitignew II. an Steile eines schon länger gestandenen Kirchleins ein steinernes Gotteshaus zu Ehren des hL Stephan und gründete bei demselben ein Kollegiatkapitel. Der Kirche sollten die Einkünfte aus den derselben geschenkten Dörfer und Bauernhöfe, weiter die Zölle und Abgaben von den Märkten zufließen, welch letztere .auch die J u d e n zu zahlen verpflichtet waren, welche in ^der Stiftungsurkunde als Wein- und Salzhändler bezeichnet erscheinen. ''.',, • u In der Nähe der Burg und des Stiftes siedelten sich im Laufe der Jahre nach und nach nebst Einheimi-schen zahlreiche aus Deutschland herbeigekommene Büreer an und legten so den Grund zur eigentlichen Stadt L. Die Gründung der Stadt, die im schönsten Teile des gottgesegneten böhmischen Paradieses, aut mehreren mäßigen Anhöhen auf dem rechten Elbeuřer Hegt, erfolgte um das J. 1230. Die neuen Bewohner kamen als freie Männer in die junge Stadt und brachten deutsches Hecht, deutsches- Gewerbewesen und deutsche Sitte aus ihrer Heimat:ia dieselbe mit. Es kann wohl als sicher angenommen werden, dali esin Leitmeritz (c. Litoměřice) bereits v o r der Gran-düng der Stadt1) Juden gab. Denn unterhalb der alten Gauburg bestand ein Markt, auf welchem aus dem Innerböhmen Waren gebracht wurden, die dann auf der Elbe weiter abwärts verfrachtet wurden. Da der Handel Böhmens nachgewiesenermaßen damals größtenteils in den Händen der Juden lag, so durften fich auch jüdische Kaufleute am Leitmeritzer Markte, der an der Elbe gelegen war, niedergelassen haben. Und als dann die Stadt gegründet wurde, zogen unzweifelhaft auch die jüdischen Kaufleute m dieselbe Eine Urkunde über die Gründung der Leitmeritzer Judengemeinde ist nicht vorhanden. Doch steht es fest, daß sich schon vor dem Hussitenkriege in L. ein eigenes Judenviertel2), u. zw. außerhalb der Stadtmauern an Stelle der heutigen großen Dominikanergasse befand. Nach der Erweiterung der Stadt am Ende des 14. Jhts. waren die Juden, die unter kgl. Schütze standen, mit ihrer Schule, ihrem Bade und ihren Wohnhäusern in den schutzenden Stadtmauern mit eingeschlossen. Der Platz aber auf dem "e ihre Tandelmärkte abhielten, blieb außerhalb der Stadt vor dem Langen Tore- Das Gasthaus „Zur Gottsande-, das his in die achtziger Jahre des vorigen Jhts die-Aufschrift „Kocanda'' führte, erinnert noch heute an den alten Tandelmarkt der einstigen Leitmeritzer Judengemeinde, in deren Nähe am Uter des Elbearmes der sogenannte „Judengarten", der heutige städtische Holzgarten, liegt. Die Stadtgemeinde erkaufte ihn samt Scheuer am 24. April 1775 von Ste, phan Albin. Am Anfang des 15. Jhts,3) erscheint unter den reichen Juden von L. ein „Schmul" (Schmol), der dem niedrigen Adel der Umgebung- Geldvorschüsse gewährte. •' r . 1453 finden wir einen „Lebe Jude gesessen zu Lei-thomeritz", der auf die vom Herzoge Friedrich von Sachsen eingezogene Habe seines im Gefängnisse zu BrÜx verstorbenen Vaters Isak verzichtete. (Schlesm-ger, Stadtbuch von Brüx, S. 128 u. f.) Dié Hušitenzeit scheint anfangs., keine: einschneidenden Folgen für die Leitmeritzer Judengemeinde gehabt zu haben. _ Im J. 1497 wird in einer Schuldverschreibung der Jude E 1 i a s in L. und in einem' Verzeichnis der jüdischen Gläubiger ein I s a k von L, erwähnt, 1498 ein Isak Černý Žid von ,L,, 1499 ein Ab r a ha m Elias Ž i d von L. König Wladiskv gewährt dem Abraham Elias und dem Isak-von L. den Aufenthalt in Prag, (Arch. český 18.157.) Der Jude I s a k von L. dürfte wohl derselbe sein, der,.der Frau Anna von Sullowite einen Geldbetrag: vorstreckte, -der nach einem Auftrage König Vladislávs vom 26. April 1505 bezahlt werden sollte. Am Anfang des 16. Jhts. mui es in L. noch reiche Juden gegeben haben. Denn als nach langem, wegen einer Kleinigkeit geführten Streite zwischen der Stadtgemeinde und dem Kitter Hans von Polenks ein Ausgleich zustandekam und die Gemeinde sich zur Zahlung von 500 Schock meißnisch verpflichtete, zu welcher Summe ihr 300 Schock fehl-ten, da war es ein Jude Isak, der ihr hiezu 125 Schock schenkte, während die restlichen 75 Schock von zwei Bürgern der Stadt geborgt wurden. Am 14. Oktober 1529 fordern die obersten kgl. Hauptleute des Königreichs Böhmen Zdeněk Lew von Rožmtal und Radzlaw Berschkowsky den Burgermeister und Rat der Stadt L. auf, keine Beschimpfung und Verfolgung der Leitmeritzer Juden seitens der Bewohner zu dulden, denn der König habe ihnen vor "seiner Abreise strengstens befohlen, die Juden in dieser Hinsicht zu schützen. Wenn jemand dagegen handeln würde, so .sollen sie ihn den kgl. Hauptleuten angeben. Ferner sollen sie den Judenältesten in L.Jiei der Einhebung der Steuer gegen die Türken behilflich sein. A Am 11. März 1534 erteilt König Ferdinand dem Juden I s a k die Erlaubnis, in L. unbehindert wohnen zu dürfen 4). . Am 24. Mai 1539, — in diesem Jahre finden wir in L. unter anderem die Juden Schmohel, i> a-docli, Abraham, I s d r a h e 1, Jakob und Leitmeritz t