VI. Dem-Rabbi Mosche Jizehak Spiro, der "einen Ruf nach Prag zur Bekleidung des Oberrabbinats erhielt, folgte nun Rabbi Mosche Brandeis H a 1 e v i, der ebenfalls wie Samuel Bachrach ein Nachkomme des R. Löwe ben Bezalel war. Die zweite Tochter des Hohen Rabbi Löw ben Bezalel, namens Gitel (Gitel Brandeis starb am 7. Tischri 1635 in Prag). Gitel heiratete nämlich den Primas Simon Brandeis Halevi, dieser nun hatte einen Sohn Samuel Brandeis, der gleichfalls in späteren Jahren Primas war; ein Sohn dieses R. Samuel hieß R. Simon B. Rabbi Simon hatte drei Söhne, R. Chajim Halevi, der sein Leben in Tarnopol beschloß, R. Jakob Brandeis Halevi und R. Bezalel Halevi. R. Jakob Brandeis hatte drei Söhne, u. zw.: 1. Naftali Hirz, . 2. Samuel, 3. Moscheh. R. Bezalel hatte einen Sohn namens Joel Halevi und eine Tochter namens Gitel, welche die Frau des Gelehrten Rabbi Elijahu, Bunz-lauer Landschreiber, war. Dieser Ehe entstammten: 1. R. Bezalel, 2. R. Lob (Jehuda), 3. R. Jona Landsó-fer und 4. R. Gcrschon Brandeis. Letzterer hatte drei Söhne, der erste war Primas der Gemeinde, der zweite R. Samuel Brandeis war Appellant in Prag und der dritte hieß R. Naftali Brandeis. R. Mosche Brandeis, Söhn des R. Jakob Brandeis, hatte einen Sohn namens Bezalel, dieser wurde im J. 1727 in Bunzlau geboren. Des R. Mosche B. Gattin war Rebekka, Tochter des R. Baruch Segal, Prediger in Austerlitz, Mähren. R. Bezälels Gattin hieß „die Königin". Dieser Ehe entstammte Baruch Jehuda, später Baruch Löwi Brandeis, der im Jahre 1815 sein Werk über Ritualien unter dem Titel „Die Sprache der Weisen" veröffentlichte. ^ Stammtafel der Familie Brandeis levitischer ..Abkunft. (Die Stammtafel der Familie Brandeis, die nicht levitischer Abkunft ist, habe ich in meinem Aufsatze .,Jungbunzlauer Purim1' in Dr. Berliners Magazin für die Wissenschaft des Judentums 1888 veröffentlicht.) Simon Brandeis ehelichte Gitele, Töchter des Prager ORb. R. Löwe ben Bezalel, deren Sohn hieß Samuel, dessen Sohn Simon, dessen Söhne Jacob und Chajim; Jacob hatte 3 Söhne: Naftali Herz, Samuel und Mósche, Charif zubenannt. (Vgl. Neubauers Catalogue of hebrew, Ms. Nr. 761—4, woselbst eine Abhandlung von R. Mosche Charif über Chali-zah und Get sich findet. Der Name R. Mósche Charif wurde übrigens so vielen Rabbinern, die den Namen Mosche führten, zuerkannt, daß es erst einer besonderen Prüfung bedarf, um festzustellen, ob dies unser R. Mosche Br. war.) Rebekka — R. Baruch aus Austerlitz — Bezalel, geb. 1727 in J. — Baruch :— Jehuda (Lewi) — Bezalel (Beeřmann.) [Beermann (Bezalel) Brandeis, gest. im J. 1859, war Hauptmann des Geniecorps unter Napoleon L, nachher Prokurist bei Simon Edlen von Lämel in Wien und bei dessen Sohn Leopold Ritter von Lämel in Prag. Mitteilung . des Herrn Jakob B. Brandeis in seiner Zuschrift de dato 22. Oktober 1888. In einem zweiten Briefe vom 24. Okt. 1888 teilte mir Herr Jakob B. Brandeis weitere Daten mit, und spreche ihm hiefür meinen Dank aus.] — Victor Herrmann, Hendl, Esther — Jacob B. Brandeis, Buchhändler in Prag, Kinder: 1. Bertha, verehel. Phil. Kohn, 2. Richard, 3. Victor, 4. Arnold, 5. Oskar. Aber auch unser R. Mosche Brandeis sollte nicht in Bunzlau bis zu seinem Lebensende verbleiben, er wurde nach Meinz berufen und wirkte daselbst jahrelang segensreich. VII. Ihm folgte sein Sohn R. Bezalel im Amte und der Würde als KRb, J. Er starb am 4." Juni 1767, nachdem er das 40. Lebensjahr noch nicht vollständig erreicht hatte, in J. '(Sein Grabstein korinte: von uns nicht aufgefunden werden, wir haben jedoch die Original-Urkunde des Totenscheines, ausgestellt von dem sel. KRb. Ezechiel Schlesinger in J., in Händen gehabt. Das Original ist gegenwärtig in den Händen des Prager Buchhändlers Jacob B. Brandeis. Dieser Totenschein trägt das Datum 12. April 1815 und das Siegel des KRb. E. S. sowie der Ratskanzlei J. de dato 14. April 1815 und die Unterschrift von J. Stryczek, Bürgermeister.) Nach seinem Tode wurde in Prag im J. 1786 sein Werk "\*rb ri*I2í („céda la derecli" = Letzte Wegzehrung) Forschungen über die Thora durch den Druck veröffentlicht. VIII. Diesem von . seiner Gemeinde tief betrauerten, in der Blüte seines Lebens und Wirkens hinweggerafften Manne folgte R. Elieser B o n d i. Derselbe war;'.bevor er nach Bunzlau kam, KRb. des ehemaligen" Béóhiner Kreises, wie aus dem Aktenstücke zu ersehen ist, das die Überschrift führt: Rezepisse von dem Edlen, dem Landesvermittler (in jüd. Angelegenheiten) Rabbi Jörn Tob wegen des Rabbinats-briefes. Daraus ist zu ersehen, daß R. Elieser Bondi bis zum J. 1774 Rb. des Bechiner Kreises, bis zu seinem Lebensende Rb. des Jungbunzlauer Kreises war. -— Der Grabstein über den irdischen Resten des Verewigten lautet wie folgt (Übersetzung): Rabbi Elieser Bondi (das Andenken des Frommen sei zum Segen) war Vater des "Gerichtshauses im Bechiner -Kreise und ward dann zum Vater des Gerichtshauses und zum Schuloberhaupté hier in der heiligen Gemeinde J. und dessen Kreis berufen. Hier liegt der Herr des Ortes und der Herr der Halacha verborgen, das heilige Licht, dem die oberen und unteren Quellen des Wissens offenbart wurden, der mehrere Schriften und Novellen auf Halachoth bezugnehmend veröffentlicht, sein Mund hörte nicht auf das göttliche Wort zu lehren und zu lernen. Er starb im J. 1795. — R. Elieser Bondi hinterließ einen gelehrten Sohn, der zeitweise das Rabbinat in J. versah und der den Namen Menachem Mendel (Emanuel) erhielt. Nachkommen dieser Familie sind die achtbaren Familien Heinrich E. Eisenschimmel in J. und Sigmund Haurowitz in Prag. — Stammtafel der Familie Bondy: Elieser Bondi, KRb. in J. — Mendl (Emanuel) heiratete Jentel, Tochter des Samuel H. Fischeis, deren Tochter Karoline heiratete Lipman Haurowitz. — Sohn Sigmund Haurowitz, Prag, dessen Schwester Anna heiratete Heinrich' E. Eisenschimmel, deren Kinder Emil, ehelichte Rosa Eisler, Ludwig, Richard, Gustav; Kinder des Emil sind Franz, Paul. — Von den im Druck veröffentlichten Werken des R. Elieser Bondi ist uns nichts, zu Gesicht gekommen. IX. R a bbi Samuel Schmelkes (ist der Stammvater der Buchdruckerfamilie Gottlieb Schmelkes in Prag), Sohn des gelehrten Rabbi Moscheh. Sein Grabstein, dessen Inschrift nur zum Teile leserlich ist, lautet: (Übersetzung): Freitag, den 11. Schebat des J. 5565 nach Erschaffung der Welt (18Ö4 der gewöhnlichen Zeitrechnung), war ein Tag der Düsternis und Dunkels; denn in die lichten Höhen wurde gefordert die Säule der Gemeinde, der Prediger, der scharfsinnige Gelehrte, berühmt über alle Maßen, der hier beerdigt ist, Sr. Ehrwürden unser Lehrer Rabbi Samuel Schmelkes, Sohn der^großen Leuchte unseres Lehrers Moscheh, sein Andenken sei gesegnet, der Vater des Gerichtshauses in der heiligen Gemeinde Leumi (soll dies vielleicht L a u n in Böh- Ul, Boleslav 13 316 men sein?) war ... Er 'war Rabbiner und Vater des Gerichtshofes der heiligen-Gemeinde J. in Ehre und hohem Ansehen. X. Ihm folgte R. Jecheskel G1 o g a u vulgo Schlesinger (der Name Schlesinger stammt von dem Worte Schlesien und bedeutet soviel als Schlesier, da Glogau heute noch zu Preußisch-Schlesien gehört. Es bietet dieser Übergang der Aussprache des e in ng einen interessanten Beitrag zur Aussprache des hebräischen „Ajin". R. Jecheskels Vater war Dajan [Appellant] in Glogau) genannt, in der Würde eines KRb. von J. Nicht nur dessen Werk *!?KpírP nXitt (dieses Werk wurde von dessen Sohn R. Meir Schlesinger in Prag, 1822 durch den Druck veröffentlicht) „Das Gesicht Jecheskels'", sondern das Andenken, das sich vom Verewigten noch heute frisch erhalten, spricht dafür, daß er seinen Pflichten in jeder Weise musterhaft nachgekommen. Wie mir der nun im 88. Lebensjahre stehende Rabbi Moses.Porges, der noch ein Schüler des Verewigten war, mitteilt, erhielt unser R. Jecheskel Glogau einen Ruf als Mitglied des vom Kaiser Napoleon I. einberufenen Synhedrions. Ihm verdankt die hiesige Gh. K. eine Revision der Statuten. (Er unterzeichnete diese Statuten am Ghanuka d. J. 1820, ein Jahr vor seinem Tode; welches in dem Satze „durch Liebe und Treue tvird die Sünde gesühnt", angedeutet war.) (Zu dessen Zeit herrschte noch die Unsitte, am selben Tage oder spätestens den kommenden Tag den Toten zu bestatten.) Übersetzung: Hier ruht, der gestorben und begraben wurde, am 24. Tage des Monates Siwan 5581 (1821) der Rabbi Gaon, der berühmte Lehrer R. Jecheskel Glogau, Vater des Gerichtshauses und Schuloberhaupt unserer Gemeinde und des Kreises, Verfasser des Werkes „Mar'eh Jecheskel" (die jüd. Autoren lieben es, in dem Titel ihrer Arbeiten ihren Namen oder den ihrer Eltern wiederzugeben) über den Traktat Chulin aus dem babylonischen Talmud, er verbreitete Thora in Israel mehr als vierzig Jahre, sei es, daß er öffentlich talmudische Vorträge in Prag hielt, sei es, daß er in mehreren Gemeinden des Landes- (Böhmen) Vater des Gerichtshauses war, er stellte würdige Schüler aus, die sich verbreiteten im Lande und ausgezeichnet waren in der Halacha, die kämpften den Kampf gegen Sünde und Unrecht, um abwendig zu machen viele vom unrechten Weg und sie zu führen zur Fahne der Pflichten und der Thora: Seine Seele sei verknüpft im Bunde des. Lebens." Diese Grabschrift schildert in kurzen aber treffenden Worten die segensreiche Tätigkeit des R. Jecheskel Glogau vulgo Schlesinger genannt. Er hinterließ 3 Söhne, von denen der eine in der Fremde, in Frankreich, lebte und die beiden anderen Rabbi Meir und Rabbi Jehuda (Lob) Glogau vulgo Schlesinger, Jünger und Förderer des Talmudstudiums wurden. R. Jehuda, Glogau, war Berauner KRb. (Er veröffentlichte „Ewel Awi", Trauerrede auf das Hinscheiden des sei. hochgelehrten Herrn Ezechiel Schlesinger, KRb. zu Bunzlau; gehalten den 22. Juli 1821. Prag 1821. Gedruckt in der Schollischen Buchdruckerei.) Dessen Bruder R. Me'ir veröffentlichte - die Werke TlNÖM föt« I ÖD enthaltend eine. Auslegung über das ritual-juristische Religionswerk Schulchan-Aruch, Orach-Chajim auf die Abschnitte Zizith, Tefilin:usw. und TXtt "'"Ql 1SD Stammbaum der Familie Glogau-Schlesinger: Josef Joel Segal, Rb..in Laslau-Posen (Einleitung zum Werke TlKttn JÜti>). Sohn: Meier Dajjan* Sohn: Samuel Dajjan in Großglogau, Sohn: Jechskel Glogau, KRb. in Bunzlau, heiratete Chajja Sarah, Tochter des Abraham Bondi, Söhne: in Paris, Meier und Jehuda (Lob), Söhne des Letztgenannten: Josef, Samuel, Ezechiel Marcus, Kinder des Samuel: Carl, Emil, Eugen, Richard, Louise, Camilla (verehelichte Benedict Singer), Malvine. XL Einen würdigen Nachfolger fand R. Jecheskel Glogau in R. Isak Spitz (dessen Sohn Jonas Spitz veröffentlichte im J. 1843 unter dem Titel JTnbiJI prW Biographische Skizze des verewigten ehrwürdigen R. Isak Spitz, letztgewesenen KRb. zu J„ eine vollständige Biographie seines großen Vaters. Sie enthält 34 Seiten in deutscher Sprache und 34 Blätter in hebr. Sprache und bringt letztere formvollendete prosaische und poetische .Arbeiten des sel. R. Isak Spitz.) Sohn des R. Benjamin Spitz, Sofer, Kalligraph und Abschreiber der heiligen Gesetzesrollen in Kolin. R. Isak Spitz wurde im J. 1766 in Kolin geboren. (Der Name seiner Mutter war Sarah, wie aus der Grabsteininschrift unseres R. Isak Spitz erhellt), genoß den ersten Unterricht in seiner Vaterstadt, ging nach vollendetem 13. Lebensjahre nach Prag, wo er die Vorlesungen des weltberühmten Prager ORb. R. Jecheskel Landau mit seltenem Fleiß und Erfolge hesuchte. Nachdem er in Březnitz, dem damaligen Sitze des Prachiner (Piseker) Kreisrabbi-nats, einige Jahre dieses Amt in Treue verwaltet hatte, kam er im August des J. 1824 nach J., woselbst er bis an sein Lebensende, dem 6. Mai 1842, segensreich wirkte. Da der berühmte Dichter Moritz Hartmann ein Enkel des Verewigten Rb. Isak Spitz ist, wollen wir in Kürze dessen Stammbaum geben: Rabbi Benjamin Spitz, Sofer in Kolin — R, Isak Spitz, heiratete Rebekka, Tochter des Eleasar Flekeles; Kinder: Tochter Schewa, heiratete Israel Hartmann (Sohn: Dichter Moritz Hartmann), Sohn Jonas Spitz, Lehrer in Kolin. Indem wir die näheren Details übergehen, verweisen wir auf die mit Liebe geschriebene Biographie des Sohnes R. Jonas und wollen nur noch zum Schlüsse die Grabsteininschrift des R. Isak Spitz mitteilen. Sie lautet: (Übersetzung): Hier ist begraben Seiner Ehrwürden unser Lehrer R. Isak Spitz, Vater des Gerichtshauses der heiligen Gemeinde J. und des dazu gehörigen Kreises, Schwiegersohn des Gaon, des berühmten Lehrers R. Elieser Fiekles (seine Seele sei in Eden), Oberjurist in der heiligen Gemeinde Prag. Isak verschied und wurde zu seinem Volke versammelt, Freitag, am Rüsttag des heiligen Sabbat und 41. Tage (das ist nämlich der 41. Tag im Zählen der Omertage) nach der Zählung Israels, im Jahre 602 (1842) und wurde begraben in großer Ehre unter Beteiligung der gesamten (auch christlichen) Bevölkerung, was man vorher nicht gesehen. — Unser Vater! Sollen wir etwa diesen Stein Dir zum Gedächtnis setzen? — Soll er etwa Deinen makellosen Wandel dem kommenden Geschlechte verkünden, soll er melden von Deiner Gerechtigkeitsliebe, Deinem Wissen, Deiner Weisheit und Deinen edlen Werken? Wahrlich an dem Steine nagt der Zahn der Zeit und nach Verlauf einiger Jahre ist auch er nicht mehr. (Und wahrlich, der Stein ist nach kaum 46 Jahren %ehr schwer leserlich und ist es eine Ehrenpflicht unserer Gemeinde diesem verewigten Rb. einen würdigen Grabstein setzen zu lassen u. žw. zur eigenen Ehre.) Du selbst aber hast Dir einen Denkstein in den lichten Höhen gesetzt, da ist Dein tugendhafter Lebenswandel mit göttlichem Finger für die Ewigkeit verzeichnet, die Friedensengel werden Dir Ruhmeskronen winden, Dein Geist wird éin- Ml. Boleslav Í4 Junebuhzlaú Í4