vec, v jehož středu jest jeho šlechtický znak. M r a-m o r jest červený * Jungbunzlau, die vielfach rühmlichen wie auch barocken Andenkens bekannte Kehillah „Bumsle", beherbergte in ihrem Ghetto die Geister Moriz Hartmanns und Komperts, ferner Isidor Heller, dessen belletristische Schriften, besonders sein Roman „Die Alliierten der Reaktion", viel weniger bekannt sind, als sie es eigentlich verdienen. Der verewigte Lehrer aller dieser Rabbi Isak Spitz, Vater des bekannten hebr. Schriftstellers und Pädagogen J. Spitz und Großvater Hartmanns, war noch im Alter von 78 Jahren von so poetischer Geistesfrische, daß man fast sagen kann, er sei mit den Worten seines letzten hebräischen Liedes auf den Lippen verschieden: „Die Blumen, die am offnen Grab In stiller Pracht mir lieblich winken, Ich pflücke sie noch fröhlich ab, . Mag ich dabei hinunter sinken!" „Bumsler Stückel", als Bonmots weitbekannt, sind wohl Kinder des jüdischen Mutterwitzes und der poetischen Exzentrizität. •—• Zur Ehre der Christenheit in J. dient es, daß sie sehr tolerant war. (Es ist traurig genug, daß man diese Toleranz als Ausnahme hervorheben muß.) Die Judenstadt war an jenem Teile des die Stadt. tragenden mäßig hohen Berges gelegen, von wo man die Aussicht auf das gemütlich prachtvolle Isertal hat, eine der schönsten, wenn auch nicht großartigsten Gegenden. Böhmens. Doch ein fürchterlicher, Brand (1859) hat das Bunz-lauer Ghetto zerstört. Die in Komperts „Kinder des Randars" verewigte alte Pfarrstiege ist auch eingesunken. Den Tempel mag nur der Umstand gerettet haben, daß er nicht allzulange vor dem Brande durch Renovation völlig modernisiert war. Ebenso das dabei befindliche Gemeindehaus, ehemals die Behausung berühmter Rabbiner. An dieses Gemeindehaus knüpft sich u. a. folgende Sage: (Ca. 1680 oder vielleicht erst im J. 1716 spielt unsere Geschichte; hier kann allerdings nur das Wesentliche mitgeteilt werden.) In der Wohnung des Rabbi Jecheskel (höchstwahrscheinlich Rabbi Ezechiel G 1 o g au vulgo Schle-singer) entfaltet sich ein lautes, .reges Leben, das mit den Vorgängen draußen (dem schrecklichen Sterben durch die Cholera! 1716 (?) ) nichts gemein hat. Der Rabbi ist erst vor kurzer Zeit weither aus dem fernen Polen auf den seit lange erledigten Lehrstuhl berufen worden; und der Ruf seiner hohen Gelehrsamkeit, seines erhabenen, menschenfreundlichen Charakters hat bereits eine Menge von Schülern herbeigezogen an die neugebildete, viel versprechende Jeschiwah (talmudische Hochschule). ; Wir kamen eben recht, um Zeugen zu: sein, wie er mit vollem. Selbstbewußtsein der ihm innewohnenden Geisteskraft, mit stoischer Ruhe und Gelassenheit einen Streit entscheidet, der noch vor wenigen Augenblicken die Gemüter aller Anwesenden erhitzt und ihre scharfe Dialektik herausgefordert hatte. Eben gibt der Rb. das Zeichen, daß die Vorträge und Disputationen für heute beendigt sind; denn Mitternacht ist nahe. Da es gerade Montag oder Donnerstag ist, beginnen die Talmudbeflissenen die Klagelieder um Mitternacht (Chacós) um den Fall Jerusalems und die Erniedrigung des erwählten Volkes so innig, als wäre der Verlust von heute. Eines dieser Lieder (angeblich aus Mesopotamien) lautet in möglichst treuer Übersetzung: „Zu Ramah tönet laute Weheklage, Der Jammer ist's um Zions Niederlage: „Der Tage denk' ich, wo ich hoch zu Throne An Schönheit, Glänze glich der Glorienkrone, Die Gott bewahrt den Edelsten zum Lohne! Nun ich den Schlamm der Tiefe an mir trage!" So tönt zu Ramah laute Weheklage, Der Jammer ist's um Zions Niederlage." Auf diese Weise folgen noch 6 Strophen. Die Schlußstrophe lautet: „0 kehr) zurück! Laß' Aug' in Aug' uns schauen, Laß als das höchste uns Dein Haus erbauen, c Das weithin herrsche über allen Gauen, Der Freiheit Tempel hoch zum Himmel rage; Dann tönt zu Ramah nimmer eine Klage, Befreiten Jubel Tcünden alle Tage!" In fürchterlichstem Kontraste aber mit dem trostreichen Schlüsse dieses Gesanges standen die Klagelaute, welche nun aus dem Vestibul der Rabbinerwohnung bis in das innerste Gemach drangen, wo die Versammlung stalfand. Ein Bachur, vom Rabbi mit einem Lichte hinausgesandt, konnte niemanden finden und das Jammergeschrei hatte aufgehört. Kaum aber war der Bachur zurückgekehrt, als die Töne diesmal durchdringender erschollen. Jetzt eilten ihrer zwei mit Lichtern hinaus; allein kaum hatten sie die äußere Türe zum Vestibul geöffnet, als ihre Kerzen erloschen, ein Grabesduft sie anwehte, die Jammertöne in ihrer nächsten Nähe fortdauerten, ohne daß sie deren Urheber entdecken konnten. Leichenblaß kamen sie zurück. Da erhob sich der Rabbi selbst, öffnete die hintereinander folgenden Türen bis zur äußersten, kehrte zu den atemlos Harrenden zurück, und rief mit kräftiger Stimme: „Ich beschwöre dich im Namen des ewigen lebendigen Gottes, seiest du ein Menschenkind oder ein Wesen, das außerhalb der Menscheit steht, daß du mir Rede stehest über die Ursache, um derenwillen du unsere Gebete mit deinen entsetzlichen Tönen unterbrichst!" Das Geschrei hatte bei den Worten des Rabbi aufgehört, trotz der vielen brennenden Kerzen verdüsterte sich die weite Stube, eine unnatürliche Beklemmung bemächtigte sich aller, ohne daß jemand trotz der gespanntesten Aufmerksamkeit am Eingange hätte irgend ein eingetretenes Wesen wahrnehmen können. Trotzdem waren auch die Blicke des edlen Meisters nach der geöffneten Türe hin gerichtet; sein weit aufgerissenes Auge schien irgend etwas Besonderes zu sehen, sein Ohr etwas Schreckliches zu hören; denn sein männlich schönes Antlitz schien von einem gräßlichen Schmerz verzerrt. Nach einer geraumen Weile glätteten sich seine Züge wieder, mit kräftiger, mutiger Entschlossenheit rief er: „Ich werde tun, wie es meines Berufes ist." .Dann schloß er selbst wieder alle Türen; und zu seinen Zuhörern zurückkehrend, von denen die Beklemmung mittlerweile gewichen war, sprach er ruhigen Tones: „Lasset für heute die weiteren Büß- und Trauergebete, lasset die Trostworte, die wir aus den Büchern "unserer Propheten heute noch mit anhören, soll ten; nach einer alten Regel soll man nicht einem Trauernden Trost zusprechen, solange die Leiche eines verlorenen geliebten Wesens vor ihm liegt, so lange das Unglück noch nicht volle Abrechnung gehalten. Und wahrlich ein schweres, verschuldetes Unglück hat unsere Gemeinde betrof: fen. Bleiben wir aber beisammen bis zur nicht mehr fernen Zeit des Morgengebetes; es ist diese eine Nacht der Wache für uns, eine Nacht, in welcher "vtfir selber wachen sollen, weil Er, der nimmer schlummernde' Wächter Israels sein. Antlitz im Zorne von uns abgewandt hat." Alle Anwesenden gehorchten den Worten des verehrten und geliebten Vorgesetzten, indem einige in den vor ihnen liegenden Folianten in augenscheinlicher Zerstreuung blätterten, andere sich leise flüsternd in Vermutungen über das Vorgefallene ergingen. Rabbi Jecheskel aber hatte sich mit zwei Männern, die ihm gewöhnlich als Daja-nim (Assessoren) zur Seite standen, in die entfernteste Fensternische zurückgezogen, wo er mit ihnen eine eifrige, mit sehr gedämpfter Stimme geführte Beratung pflegte. Bei Anbruch des Tages verabschiedeten sich alle Anwesenden, um bald darauf von ihren Wohnungen aus mit angelegtem Talis und Tefillin in die Synagoge zu kommen. Nach der Andacht ging der Rabbi mit Gefolge durch das Ghetto, betrat unerwartet eine Wohnung, wo er die Familie im heftigsten Streite fand. Ein Rabbi war damals gar seltener Gast in einer Privatwohnung. Er erfuhr von den Anwesenden, daß der Hader hier zur Gewohnheit geworden. Ernst be-schied er das Ehepaar zwecks Belehrung zu sich; doch vorher forschte er nach der Mésusa. Er fand sie vollkommen „poßul" (unbrauchbar); der Gemeinde-Diener mußte sie mitnehmen und durch eine vom Sofer (Gemeinde-Schreiber) zu holende neue sofort ersetzen. Sein Besuch war überall eine Überraschung. An vielen, sehr vielen Orten fand er, daß die Worte der Heiligen Schrift: „Und du sollst sie einschärfen deinen Kindern, und-du sollst über sie sprechen, wenn du zu Hause sitzest und wenn du gehst auf dem Wege, und wenn du dich niederlegst, und wenn du aufstehst; und du sollst sie schreiben an die Pfosten deines Hauses und an deine Tore" arg, sehr arg vernachlässigt waren. Wohl hätte der Umstand, daß so viele Mesusöth poßul gefunden wurden, als eine große Gesetzesverletzung gelten dürfen nach dem Grundsatze der Weisen „Kein Gebot darf in deinen Augen gering sein!" allein die Unordnung an der Mesusa war zumeist bloß ein Zeichen der Unordnung im häuslichen Leben; und der Rabbi hatte eine schwere Aufgabe, alles in Ordnung-zu bringen, wie er es für seine heilige Pflicht hielt. Freilich konnte eine gründliche Heilung der eingebrochenen krankhaften Erscheinungen nur durch ein unausgesetztes Bestreben in längerer Zeit erwartet werden; aber das Werk wurde eifrig begonnen, und es erwies sich klar, daß hier eine geschickte Hand die Wunden sondiere, hier ätzende Säure, dort mildernden" Balsam in dieselben träufle. Der Rabbi ermüdete nicht, bald Entzweite zu yersöhnen, widerspenstige Kinder gegen ihre Eltern gefügiger zu machen und lieblos gewordene Eltern zu ihrer Pflicht zurückzuführen; so teilweise die erhabene Sendung erfüllend, welche der Prophet bezeichnet mit den Worten: „Und er wird zurückführen das Herz der Väter zu den Kindern und das Herz der Kinder zu ihren Vätern, sonst würde ich kommen und die Erde mit Bann schlagen." Die Sage berichtet dann noch sehr spannend von einem nicht gelungenen Falle der Hilfeleistung, bei welcher sich Rabbi Jecheskel vergeblich bemühte, einen Wucherer zu bessern, welcher im Wahnsinn starb.— Auch von einem mustergültigen Falle der Redlichkeit, wo' es nicht nötig war, die Mesusa zu untersuchen. —Den Worten der Alten gemäß: „Nicht das Studium ist Hauptsache, sondern die Tat" rettete der Rabbi noch am selben Tage einen Geächteten aus verrufenem Hause (einen gewesenen Bačhur „Jeke-wel Satan"), so daß er reuig zurückkehrte und später als „Reb Jekew Bachur" wieder zu Ansehen gelangte. Dreimal haben seitdem große Feuersbrünste das B unzlauer Ghetto gänzlich in Schutt und Asche ge- legt, doch immer ist die Gemeinde wie ein Phönix verjüngt neu erstanden. Die Gemeinde ist ein ungeschwächtes Ganzes, in ihr blühe immer neu in reger Wohltätigkeit die Saat von Rabbi Jecheskel gesäet, und sein Andenken lebe fort in ewiger Frische als das Andenken eines Gerechten zum Segen! Jimgbuuzlauer Rabbiner. Jungbunzlau hat mehr als 400 Jahre nachweisbar jüd. Einwohner und jüd. Gemeindeinstitutionen; vom J. 1562 (daß bereits vor dem J. 1546 Juden in J. wohnten, ersieht man aus der Beschreibung der Prager Juden, ihrer Weiber, Kinder und Dienstboten, welche von den Prager Herren ain Mittwoch vor dem heiligen Geisttage im J. 1546 veranstaltet wurde, mitgeteilt von G. Wolf in L. Geigers Zeitschrift für die Geschichte der Juden in Deutschland, p. 178—189, wir finden daselbst: Isak, der wenig sieht, geboren in Jungbunzlau, Samuel, Lehrer, in Bunzlau geboren) angefangen, haben wir die wichtigsten Urkunden in unserem Zentralblatt e zu veröffentlichen begonnen, Doch erstrecken sich diese Urkunden fast ausschließlich auf politische Ereignisse. Soll jedoch das Leben einer jüd. Gemeinde richtig erkannt und gewürdigt werden, so muß das Wirken des religiösen Oberhauptes sowie der Gelehrten überhaupt mit in Betracht gezogen werden. J. nun hatte das seltene Glück, anerkannte Persönlichkeiten, die in der jüdischen Literatur einen Namen haben, als Rabbiner zu besitzen. Zur Literaturgeschichte der Juden in Böhmen bietet diese Arbeit einen bescheidenen Beitrag. Jedem mit ähnlichen Arbeiten beschäftigten Forscher wird die Schwierigkeit derselben von selbst einleuchten; denn historische Daten direkt zu liefern war nicht Sache unserer Vorfahren. In der Ergründung des göttlichen Wortes lag ihr Heil und ihr Glück. Sich selbst hielten sie nicht für so wichtig, um in der Geschichte, zu glänzen; lange vor Spinoza betrachtete der währe Jude alles Irdische sub specie aeternitatis „von dem Standpunkt der Ewigkeit aus", wo alles Irdische, wo der Einzelne und sei er noch so bedeutend, dahin schwindet und verschwindet, als wäre er nie gewesen. Nur Abkömmlinge, würdige Nachkommen großer Ahnen, wollten sie sein und so sind wir größtenteils auf gelegentliche Bemerkungen oder in günstigsten Fällen auf die Vorreden und Einleitungen der betreffenden Werke angewiesen, wenn wir die Genealogie berühmter Gelehrtenfamilien erhalten wollen. Und wo auch solche versagen, da sind oft nur die stummberedten Grabsteine Verkünder des Namens von Vater und Großvater des Verblichenen, und dies trifft besonders da zu, wo die Vorfahren Tabbinische Funktionen versehen haben. Auch die sogenannten Mappoth, womit die Torarollen befestigt werden, bieten oft Hilfsmittel zur Ergründung genealogischer Verhältnisse. Ein charakteristisches Zeichen der Gelehrtenfamilien der Juden Böhmens ist es, daß sie fast durchweg miteinander in naher verwandschaftlicher Beziehung standen. Allerdings nur aus ■ dem Grunde, weil zu jener Zeit des Geistes Adel von den Juden am meisten geschätzt wurde. ■ Gehen wir nun zu den Rabbinern Jungbunzlaus über, so ist der erste, über den wir Nachricht haben, Petachjah aus Bunzlau. In dem handschriftlich vorhandenen Werke Kanfé Jónah von Rabbi Me-nachem Asarjah da Fano (diese Handschrift1 gehörte ursprünglich dem Hebraisten Israel Goldblum in Paris, gegenwärtig behufs Studien in Rom. Dieser schenkte die Handschrift der Pariser Bibliothek und trägt dieselbe das Zeichen Fonds hébreu 1347 [brief-