Geschichte der Juden in Heřinaii-Měsťec. Bearbeitet von Dr. Isak Folkmann, Rabbiner, Heřman-Městec. Die erste geschichtlich nachweisbare -Erwähnung einer J. G. in H. M. ist in den archäologischen Denkmälern und topographischen Aufzeichnungen, herausgegeben von Dr. Josef Ladislav Pič, laut Teil XIV, Heft 10 v. J. 1889, S. 505, in einem von Anton Ry-bačka verfaßten Berichte zu finden. Dortselbst heißt es, daß unter Johann Jetrieh von Žirotin im J. 1591 hier schon eine ziemlich bedeutende J. G. war. Die Juden betrieben verschiedenen Handel und auch Wuchergeschäfte, besonders mit dem Kleinadel der Umgebung von H. M. Dieselbe Quelle berichtet auch, daß sich die Juden mancherlei Übergriffe zuschulden kommen ließen, dafür aber viel Unbill und Verfolgungen 2u ertragen hatten. Als Beispiel wird angeführt, daß "ein gewisser . Johann Bajchovsky aus Raškovic. einem Dorfe bei H."; einen Juden Namens Abraham aus H. erschlug. Er wurde dafür von der damaligen Herrschaft in fi. Nikolaus Trčka von Lichtenburg im J. 1509 vor das Kammergericht gebracht und mit einer Strafe von 10 Schock böhin. Groschen belegt, weil er einen ihm untergebenen Juden erschlug. Daraus ist aber auch ersichtlich, daß in H. bereits im J. 1509 Juden wohnten. . •'■■..: Laut den Aufzeichnungen des Alois Klas in seinem Wegweiser der Umgebung von H. vom J. 1901 heißt es: ,,Uin das J. 1450 waren daselbst. Bierbrauereien vorhanden, auch das Handwerk blühte, das Müller-und Bäckergewerbe waren gut entwickelt,, so daß H. als das gew erbreichste Städtchen des Chrudimer Kreises galt.rJJm diese Zeit wird aber auch der Jude in diesem Städtchen erwähnt, der sich durch Handel und durch Verleihen von Geld an den Kleinadel der Umgebung ernährte." Jedenfalls ist daraus zu .ersehen, daß bereits im J. 1450 daselbst Juden wohnten. Die Tradition, die sich liier von Mund zu Mund fortpflanzte, berichtet von einem Grabsteine, dessen Aufschrift leider vom Zahn der Zeit ganz zerstört ist, daß derselbe über 500 Jahre alt ist. Jedenfalls kann man mit ziemlicher Gewißheit behaupten, daß es bereits zu Beginn des 15. Jhts. eine jüdische Siedlung gab. Im;J. 1661 verkaufte die.Gräfin Khyslova die städtische Herrschaft dem Johann Karl Grafen Špork. Dieser war seinen Untertanen ein gütiger und gerechter Herr. Er bewies aher auch seine Gunst den Juden. Den Juden, welche die Judengasse, später Juidenstadt genannt, bewohnten, gestattete ér ein Bethaus zu erbauen. '.-'_.■ ' Nach .niündlichen Überlieferungen soll sich zu Beginn des 17. Jhts. die Judengasse samt Tempel in der vom Ringplatze "zur Vorstadt „Obec" führenden Gasse befunden, habeil, das wäre die Kosteletzergasse. Erst nach einem verheerenden Brande, wurde dieselbe in die jetzige Judengasse verlegt. Über die Gründung des hiesigen Friedhofes sind keine sicheren Daten vorhanden. Die ganz alten Grabsteine sind derart verwittert, daß man nichts positives erfahren kann. Aber die Geschichte unseres Stammes lehrt uns, daß die Juden, wo immer sie sich niederließen, in erster Reihe für eine würdige Ruhestätte ihrer Toten Sorge trugen* Wenn daher unsere Quellen auf die Existenz von Juden in H. M. bereits auf das J. 1450 hinweisen, so ist es sicher^ daß auch um diese Zeit eine Begräbnisstätte" vorhanden war. Zu Beginn des 17. Jhts. ist von einer Vereinigung edeldenkender und vornehmer Männer eine gut organisierte Ch. K. gegründet worden. Dieselbe stellte sichauch die Aufgabe, Kranke zu besuchen, Hilfe nach Möglichkeiten zu leisten und bei Toten abwechselnd Wache zu halten, worauf die noch vorhandenen Statuten der Ch. K. hinweisen. Dieselben sind am 24. Nissan des J. 1643 verfaßt und auf Pergament in hebräischer Sprache niedergeschrieben. Diese Statuten befinden sich gegenwärtig im jüdischen Museum zu Prag. Eine deutsche, behördlich beglaubigte Übersetzung derselben wurde am 8. Mai 1817 angefertigt ypn einem gewissen Karl Fischer, der Zensor und Revisor der hebräischen Bücher, und , Schriften,; sowie bestellter Translator bei den k. k. Landesbehörden war. ^ Im J. 1667 erweiterten die Juden mit Erlaubnis des Grafen Spork ihren Friedhof durch Ankauf eines benachbarten Stück Feldes voiii Johann Bureš um 8 Schock 30 Groschen. Das Feld war 8° breit und 8° lang. _ ■■■'■■-, Der Graf Johann Špořk starb im J. 1679; die Güter von II. M. und Morašic erbte nach ihm der jüngere Sohn Ferdinand Leopold Špork. Im J. 1686 wütete liier die Pest, die viele Menschenopfer forderte. In die verlassenen und unbewohnten Häuser berief der Graf Ferdinand die Juden, worauf die Vermehrung der Juden in H. M. zurückzuführen ist *). Die J. G. hatte damals, ihre eigene Verwaltung. Im J. 1685 war ein Judenbürgermeister') namens Salomon Pfogt. , Als Gemeinderat wird Simon Zacharias genannt. Die Juden besaßen damals auch ihre eigene Polizei und Nachtwächter. Daselbst wohnte auch, der KRb. (der Name desselben wird nicht in unserer Quelle genannt). Später trat in dieser Beziehung eine Änderung ein und die Juden unterstanden bis zum J. 1848 der Herrschaft in sämtlichen Justiz- und Militärangelegenhei-tcn. . Im j. 1685 erfuhr der Judenfriedhof eine abermalige Erweiterung durch Ankauf eines neuen Stück Feldes von dem bereits genannten Johann Bureš; im J. 1709 zum dritten und im J. 1723 zum vierten Male. Den nötigen Acker zu diesem Zwecke lieferte bereits Martiif Bureš, wahrscheinlich ein Sohn des obgenann-ten Johann Bureš. Der alte Tempel in der Judenstadt wurde im J. 1760 von Johann Wenzel Grafen Špork erbaut. Die gegenwärtige schöne Synagoge, das einzige hervorstechende Gebäude in der Judengasse, entstand durch Umbau der alten Synagoge im J. 1870 mit einem Aufwände von 15.051 Gulden. Den Umbau hatte der Architekt Franz Schmoranz von Slatinan bewerkstelligt. Am Heřmanův Městec I 170 Heřman-Městec 1 Heřmanův Městec 2 171 Heřman-Městec S