wanderte er um 1700 nach Deutschland, bis er schließlich nach Böhmen kam. Der wohlhabende und freigiebige Élijahu berief ihn nach Eger zur Tätigkeit in sein Beth Hamidrasch. • Er wirkte dort mehrere Jahre bis 1718, wo er dann nach Wilhermsdorf übersiedelte, um sein Werk „Pne Ärje Sutta" (Wilhermsdorf 1720), welches Glossen und Homilien zum Pen-tateuch enthält, und einen Auszug aus seinem großen, unveröffentlichten Werke" „Pne Arje Rabba" darstellt, drucken zu lassen und die Drucklegung zu überwachen. R. Arje Leib Torczyner starb am 15. Mai 1721 in Tachau in Böhmen. (Vgl. Gesch. d. Juden in Tachau a. a. 0.) * ' . Wie in den meisten größeren Städten durften auch in E. die Juden keinen ordentlichen Wohnsitz haben. Die Juden, die einst in E. eine bedeutende Gemeinde unterhielten, sogar ein Beth Hamidrasch (Talmud: schule) hatten, von dem heute nocheine Tafel in der Rosengasse, im Hofe des Fleischhauers Götz, Zeugnis gibt, zerstreuten sich nach den umliegenden Dörfern und Marktflecken, wie Königswart, Königsberg, Amonsgrün, Schüttüber, Schönlind, Kuttenplan und Steingrub. Die zuerst genannte Gemeinde, deren Glanz längst verblaßt ist, hieß man damals „Klein-Prag". « ■:' * Für die neue Siedlung schöpfe ich die Geschichte aus der Chronik unserer K. G., aus Mitteilungen älterer Gemeindemitglieder und aus eigenen Aufzeichnungen. Dennoch sehe ich mich veranlaßt, nur das Wichtigste der Geschehnisse der Gemeinde wiederzugeben, um nicht über den Rahmen des Zulässigen zu wachsen. Die Einleitung überlasse ich dem Egerer Geschichtsschreiber Vinzenz Pröckl: Nach dem J. 1848 fanden sich allmählich in Ě. Juden ein, welche teils Häuser ankauften, teils ihre Geschäfte in gemieteten Kaufläden betrieben. E. erhielt Eisenbahnen und durch diese einen, sehr lebhaften Verkehr. Es bildete sich auf Anregung des Herrn Heinrich Bloch eine K. G., Statuten für diese, wie für einen israel. Religionsverein, wurden verfaßt und von der Statthalterei am 1. Sept. 1862 bestätigt. Hierauf wurde im Hause des Nephtali Zuckermann in der Schulgasse ein Dachzimmer um 100 fl. gemietet, dort ein Betsaal eingerichtet und am 1. Sept. 1869 die erste Andacht abgehalten. Diese Darstellung des, Geschichtsschreibers Vinz. Pröckl wird von berufener Seite berichtigt und dahin ergänzt: Der erste Jude, der sich hier niederließ, war Ariel L ö w y aus Königswart im J. 1853, der ein Bankgeschäft hier betrieb und sogar zwei Häuser kaufte. (Es wurde vor Jahren ein Verlobungsschein mit der Zeitangabe 30. Okt. 1796 aufgefunden. Diese Urkunde ist unterschrieben mit Isak Heller und Ráchel Blochowitzer. Letztere ist die Tochter des Israel Blochowitzer, k. k. Tabak-Distrikts-Verlegers in E. Hieraus ergibt sich, daß es schon vor Í853 in E. Juden gab.) Der Begründer der jüd. Gemeinde jedoch war Nephtali Z u c k e r m a n n, der das Haus Nr. 45 in: E. (Schulgasse) im J. 1854 erwarb und in seinem Ha«se den Mittelpunkt für die fremden Juden, die bei ihm stets Gastfreundschaft fanden, sowie auch für die nach E. übersiedelten Juden schuf. Sein jüngster Sohn, der Egerer Rechtsanwalt Dr. Moritz Zuckermann, war der erste Jude, der seit dem' 14. Jht. in E. geboren wurde. Es sei hier gelegentlich vermerkt, daß bei dieser Geburt (November 1856) der Türmer vom Pfarramte, wie dies bei Taufen üblich war, blies, was auf eines gutes Zusammenleben der Konfessionen schließen läßt. Im Hause des N. Zuckermann wurde der erste jüd, Religionsunterricht in einem zur Schule hergerichteten Zimmer erteilt und Anfang der 60ger Jahre durch Nephtali Zuckermann Leopold Gottlieb Ausgestaltung des rückwärtigen Bodenraumes in einem zweiten Stock eine ganz geräumige Synagoge errichtet, in welcher der Gottesdienst bis zum J. 1870, in welchem Jahre die Synagoge in das angekaufte Haus „Zur Krone" am Kasernplatz verlegt wurde, verrichtet wurde. DerselKe^wurde bereits im J. 1865 modern (mit Chor) abgehalten und zwar unter Leitung eines geprüften Hauptschullehrers und Kantors, der auch eine jüdische Schule mit dem öffentlichkeitsrechte bis zu seinem Abgange im J. 1867 ebenfalls in demselben Hause führte. N. Zuckermann war auch der erste K. V. Tind T. V. des jungen Gemeindewesens und das Schicksal fügte es, daß er auch als erster auf dem jüd. Friedhofe, noch ehe dessen Einfriedung errichtet wurde, begraben wurde. Schon im J. 1867 haben die Herren Ephraim Gottlieb, Josef W o 1 f n e r und Bernhard W e t z 1 e r den Bau eines Tempels in der Opitzstraße angeregt und auch dort eine Baustelle um 4000 fl. gekauft. Der Bau wurde angefangen und bis zum Parterregeschoß zustande gebracht. Doch trotz der Opfer aller Kreise war die Fortführung des Baues aus finanziellen Gründen unmöglich geworden. Mittlerweile ward das Gasthaus „Zur Krone" in der Schiffgasse feilgeboten und die Herren Jakob Bloch, Adam Rosenbaum, Ephraim Gottlieb und Josef Wolfner erkauften dieses Haus um 18.000 fl., ließen den Saal zu einem Tempel umgestalten, einen sehr fein gearbeiteten Altar nach einer Zeichnung des Möbelfabrikanten (Emanuel Gottlieb anfertigen und mit- Kandelabern für Gasbeleuchtung errichten. Am 1. September 1869 vollzog der Rabbinatsubsti-tut Herr Philip L e d e r e r die feierliche Einweihung und seitdem wurde täglich, besonders aber am Samstag und den Feiertagen, die Andacht abgehalten. Die K. G.-Statuten wurden am 12. November an die Staatsbehörde geleitet und deren Bestätigung erfolgte d. d. Prag, 2. August 1872 ,Z. 36.231. Die um jene Zeit neugewählte Kultus-Repräsentanz ging mit Eifer daran, mehrere Reformen, welche auf den in den Jahren 1869 und 1871 zu Leipzig und Nürnberg gefaßten Synodal-Beschlüssen basierten, durchzuführen. Hiezu gehörte die Kürzung der Liturgie und die Einführung des geregelten Gottesdienstes mit Chorgesang, wie die Einschaltung mehrerer deutscher Gebete. Diese Reformen geschahen auf Grundlage der von Wien angenommenen Neuordnung bei der mo- Eger 4 134 dernen Andacht. (Nach Mannheimer und Prof. Sulzer.) Auf Grund gesetzl. Bestimmungen vom 24. Feber 1873, daß laut § 3 dieses Gesetzes auch die K. G. einen Vertreter in den Ortsschulrat zu entsendeD habe, wurde der damalige K. V. Heinrich Bloch in der am,24. Jänner 1874 abgehaltenen Sitzung als solcher gewählt. Gegen Ende 1872 erstand die Gemeindevertretung vom Bürger Th. Schrödl, in E. eine Grundparzelle im beiläufigen Ausmaße von 2500 Quadratklafter um den Preis von 1500 fl. zum Zwecke der Errichtung eines Friedhofes, wovon 625 Quadratklafter als vorläufiger . Belegraum umfriedet wurden. Zugleich wurde ein Totengräberhaus und eine Leichenkammer errichtet. Die Übergabe der vollendeten Oüjekte wurde am 17. Juni 1874 im Beisein des K: V., H. Bloch, des indessen angestellten Rgl. S. Popp er und einiger Ausschußmitglieder, durch den -Herrn Baumeister Haberzettl vollzogen. . ■ Um dieselbe Zeit konstituierte sich ein Kranken-und Leichenverein (Chewra-Kadischa Gemilath chas-sodim). Die behördliche Bestätigung erfolgte bereits am 22. September 1874. Am 12. März 1876 erfolgte die Bestellung des Rgl. S. Popper am Egerer Gymnasium. Am. 9. Feber 1880 beschloß die Repräsentanz der K. G. die Anstellung eines Kt. und wurde von 27 Bewerbern Herr Adolf Lederer aus Miskowitz gewählt. Am 19. Mai d. J. erfolgte dessen Dienstantritt. Wie in den meisten K. G. wurde auch in E. der Wunsch rege, einen F. V. ins Leben zu rufen. Am 25. Dezember 1882 wurde eine Frauenversammlung einberufen, bei welcher Herrn S. Popper die Abfassung der Statuten übertragen wurde. Bei der am 19. Oktober 1884 abgehaltenen Generalversammlung wurde die Unzugänglichkeit des Tempels in der „Böhmischen Krone" namentlich während der hohen Feiertage betont und der Beschluß gefaßt, ein 15 gliedriges Komitee zum Zwecke der Beschaffung der Geldmittel und Ermittlung eines geigneťen Bauplatzes, zu bilden. Es wurde die Verfügung getroffen, sowohl im Gotteshause wie bei Privaten Sammelbüchsen anzubringen. Am 28. August 1886 fand in der hiesigen Synagoge eine feierliche Einweihung einer Gesetzesrolle, die Herr H. Bloch aus Anlaß einer entgangenen Lebensgefahr spendete, statt. Am 14. Dezember 1888 verstarb in Teplitz das verdienstvolle Vorstandsmitglied und Kassier der Egerer K. G. Herr Gabriel Kohn und wurden dessen irdische Überreste" nach E. zur Bestattung überführt. • . , Bei der am 22. Jänner 1889 im Tempel abgehaltenen Generalversammlung wurde der einstimmige Beschluß gefaßt, einen Baugrund im Ausmaße von 6250 m" für 6500 f 1. von Herrn Dr. G s c h i e r zu erstehen. Dieser Betrag wurde durch freiwillige Beiträge seitens der Gememdemitglieder aufgebracht und die Bauparzelle der K. G. grundbücherlich einverleibt. In der Generalversammlung am 23. Juni 1890 wurde das Gemeindehaus „Böhmische Krone" Herrn Anton Weissl um 29.000 fl. überlassen. Mit Rücksicht auf das sanktionierte Gesetz vom 13. März 1890, die Rechtsverhältnisse der Juden betreffend, wurde seitens der k. k. Bezirkshauptmaiin-schaft E., unter Beiziehung der K. V. der Gemeinden Eger, Franzensbad und Steingrub, die Abgrenzung der K. G.-Sprengel vorgenommen und wurde für die Egerer K. G. das ganze am rechten Egerufer gelegene, bis zum bayerischen Grenzzug, den polit. Egerer Bezirk umfassende Gebiet, festgestellt. Mit Ende Mai 1891 wurde mittels Erlasses des k. k. Landesschul-rates an Stelle des verstorbenen Herrn Leopold Ab e-1 e s Herr Leopold Gottlieb in den k. k. Bezirksschulrat berufen. Am 9. Juni 1892 vormittags fand der feierliche Akt der Grundsteinlegung auf dem Fundamente der hiesigen neuen Synagoge statt. Hieran nahmen teil der gesamte Vorstand der K. G. und eine weitere Anzahl von Mitgliedern mit dem Baumeister. Nachdem der Akt durch den Rgl. Popper mittels Rezitie-rens de? Psalms 12 eingeleitet wurde, nahm der T. V. Beck die Vorlesung der Urkunde vor, der gleichfalls die Vorlesung einer durch', genannten Rgl. in hebräischer Sprache abgefaßten Gedenkschrift folgte. Hierauf hielt der K. V. Max Gottlieb eine feierliche Ansprache. Zum Schlüsse wurde die Einlegung der beiden verlesenen Schriftstücke, sowie mehrer zu jener Zeit kursierenden Geldmünzen in eine Blechkapsel durch den Senior des Baukomitees, Herrn Leöp. Kohner, sowie deren Versenkung in den Grundstein unter Abgabe der üblichen Hammerschläge seitens der Anwesenden vorgenommen. Bei der am 12. Juni 1892 stattgefundenen Gen. Vers, wurde Herr S. Popper zum Rb. der hiesigen K. G. gewählt. Mittels Statthaltereierlasses vom 9. Juni gleichen Jahres wurde besagter als Rb. in Böhmen bestätigt. Mit außerordentlichem Glanz vollzog sich am 2.5. Juli 1893 die Einweihung des neuen Tempels. Nach verschiedenen Zeremonien am Vormittag versammelten sich um 2x/2 Uhr nachmittags die Festteilnehmer im herrlich geschmückten Tempel. Im Vestibül vollzog sich um diese Zeit der Akt der Schlüsselübergabe durch Herrn Baumeister Leo Buchen an den Vorstand, worauf der Senior des Tempelbaukomitees und der Gemeinde überhaupt, Herr Leop. Kohner, eine Ansprache an die beiden Architekten, Herren Brüder Haberzettl und den H. Baumeister, richtete, in welcher er die dankbare Anerkennung für die Ausführung dieses der Stadt zur Zierde und der K. G. zur Ehre gereichenden monumentalen Prachtbaues zum Ausdruck brachte. — Nun hegann der Empfang der Honorationen durch den Vorstand. Herr Statthaltereirat Carl Vogl, als politischer Amtschef und Herr Oberlandesgerichtsrat I.Watzka, als 1. Stadtrat und Vertreter des entschuldigten Bürgermeisters, Herrn Dr. Gschier, erwiderten mit herzlichen Worten die an sie vom Vorstände gerichteten Ansprachen. Außer den genannten Dignitären waren zur Feier folgende Herren erschienen: Kreisgerichtspräsident Englisch mit den Landesgerichtsräten Kohl, Woratschek und Welzl. Staatsanwalt Dr. Hehner mit dem Staats-anwalt-Substituten Dr. Kbstial, Oberfinanzrat Baron Konradsheim mit Finanzrat Weiser und Finänz-Ober-kommissär Kirschner, Qberzollverwalter kais. Rat Ling, Oberst Fischer, Oberstleutnant v. Graf mit mehreren Landwehroffizieren, Major Schiffner, mehrere Offiziere des 73. I.-R., Gendarmerie-Rittmeister Krist, Oberpostverwalter Regner, kais. Rat Stanke, Landesabgeordneter Dr. Schücker, kön. baý. Bahninspektor Teppe, kön. sächs. Güterverwalter Steinbach, Gymnasialdirektor Marx, Prof. Pleyl der Lehrerbildung^» anstalt, die Bürgerschüldirektoren Luhan und Pro-kosch, Vikar Kreysa i. V. des Herrn Superintendanteň Thomas Koch usw. Abordnungen des Handelsgremiums, des freiw. Rettungskorps, sowie mehrerer heimischer Gewerbegenossenschaften, zahlreiche Deputationen auswärtiger K. G. Präzise 3 Uhr eröffnete Herr Okt. Tiger aus Karlsbad unter Mitwirkung des dortigen Tempelchöres bei