Sie besitzen einen im J. 1801 erbauten, in der Mitte des Dorfes gelegenen Tempel, und einen sehr alten im sogenannten Waldl (Herrnbeg) gelegenen Friedhof. Die Judenhäuser waren bis zur neuen Grundbuchsanlegung mit römischen Ziffern numeriert. : Der Tempel in Bürrmaul ist ein wegen seiner lichten, klaren Anlage bemerkenswerter Bau. Derselbe wurde im J. 1801 erbaut und im J. 1901 neu renoviert und das Holzdach mit Schiefern gedeckt. Bezeichnend ist die Inschrift auf dem äußeren Eingangsportal, welche lautet: „Jn das Gotteshaus will ich gehen,*' während es im Psalm 55, 15, lautet: „Lasset uns in das Haus Gottes gehen (zu Haufen)." Diese Abweichung ist eine bewußte. Allerorts erfüllen nämlich ■" Friedhof . ''.-,"■ solche Zitate den Zweck von Chronogrammeri, d. h. sie enthalten die Jahreszahl, welche aus den (zugleich Zahlen bedeutende) einzelnen Buchstaben addiert wird. Hiebei sind die Tausender weggelassen, worauf stets eine gesonderte Bezeichnung, und .zwar die Buchstaben LPK hinweisen. Die betreffenden Buchstaben (Ziffern) sind durch Häkchen, größere Form usw. gekennzeichnet. Wo die Jahreszahl entsprechende Buchstaben nötig machte, sind Abweichungen im Originaltext des- Spruches üblich. (Grotte, Synagogen, S: 79 bis 81.) ■ ■ i. . ' Der jeweilige Rb. ist zugleich Stiftsrb. und hat seinen Sitz in T£uttenplan. In D. gibt es nur mehr einen Rgl., der zugleich die Funktionen des Kt. und Scho-chet ausübt. Die Ch. K. wurde im J. 1863 gegr. und existiert heute noch. Trotzdem die Mitgliederzahl von Josef Lauscher Sigmund Dokto OsTcar Kohorn v. Korneg Jahr zu Jahr sinkt, werden die Jahrzeiten der verstorbenen Mitglieder genau eingehalten, am jeweiligen Todestage ein Licht angezündet, Kaddisch und Schiur ' Ganz besonders ist dies alles dem seit dem J. 1900 als Vorsteher wirkenden Herrn Sigmund Doktor zu danken, der unermüdlich alles tat, um die Gemeinde, die heute nur mehr ganz wenige Mitglieder zählt, zu erhalten und vor dem gänzlichen Verfall zu retten. Vor ihm wirkte durch beinahe 20 Jahre als K. V. Markus Kohorn, dessen Soim der bekannte Großindustrielle Freiherr Oskar Kohorn von Kornegg in Chemnitz i./S. ist. Geschichte der Juden in Eger. Bearbeitet von Armťn Wilkowitsch, Eger. Im Zentrum des Weltverkehrs, an den Grenzen von Bayern und Sachsen, von den böhmischen Weltkurorten umkreist, liegt die historisch bedeutende Staufenstadt Eger (č. Cheb), „Die Drehscheibe Europas" genannt. Überall ist die Geschichte des jüdischen Volkes mit Blut geschrieben, allein das Blutbad vom J. 1350 in E., das ein fanatischer Klostermönch heraufbeschwor, dürfte in Mitteleuropa kaum seinesgleichen finden. Eine große und vornehme J. G. war in einigen Stunden total vernichtet. Bloß ein nichtssagendes Häuflein konnte sich durch die Flucht retten. Über die Größe jenes Vernichtungswerkes aber kann man heute nicht sprechen, weil alle auf die Juden jener Zeit bezughabenden Dokumente von den Stadthono-rationen beseitigt wurden, um die Spuren des gräßlichen Mordes zu verwischen. Dennoch knüpften sich an Begebenheiten der Egerer Bevölkerung jener Zeit Reminiszenzen jüdischen Lebens, für deren Echtheit aber kein ernstlicher Geschichtsschreiber sich verbürgen dürfte. Am verläßlichsten sind noch die Quellen, die aus der „Geschichte des Egerlandes" (Heinrich Gradl, Prag 1893, Verl. H. Dominicus) fließen, denn dieser. Historiker der älteren Zeit wird in Fachkreisen sehr geschätzt. Wir wollen uns daher bestreben, in knappster Form all das zu registrieren, was die Juden jener Zeit tangierte. Es wird von der Dominikanergasse aus dem J. 1314 u. a. erzählt: „...doch mußte der jenseitige Nachbar der Kirche, Heinrich Steinkeller, sich verpflichten ;.., daß kein Jude sich dort festsetzen dürfe, was die Mönche insofern fürchten mußten, als die Synagoge derselben :(die erst viel später zur Frauenkirche umgewandelt wurde) ihrer Kirche sehr nahe lag." (Mon. Egr. I,-Nr. 621.) Vor der Übernahme des Egerlandes (1322) durch König Johann spricht eine Urkunde, gegeben am 23. Oktober, u. a.: „Wir tun auch die Gnade, daß die Juden zu E. mit der Stadt uns dienen sollen. Dadurch geloben wir auch, daß wir sie Niemandem weiter versetzen wollen und verleihen ihnen auch aus besonderer Gnade, daß sie Zolles und Ungeltes ledig und frei fahren sollen in allen unfern Gebieten und desselben Zolles und Ungelts sollen (hinwieder) alle unsere Bürger und alle unsere Leute aus allen unsern Ländern da zu E. auch frei und ledig sein. Darüber geben wir ihnen diesen Brief, mit unserem Insiegel, welcher (Brief) gegeben ist zu Prag, des Sonnabends vor S. Simon (und) Judas' Tag, als man zählte von Christi Geburt 1300 Jahr in dem 22. Jahre, unserer Regierung im 12. Jahre." (Kirschner, Eger und Böhmen, Bď. 1, 2, Drivok, a. a. 0., 320, Emier, Reg. Bohemiae etc., III, 814.) Gradl berichtet vom Frühjahr 1324 wie folgt: „Die Judenschaft der Stadt scheint um diese Zeit bereits sehr zahlreich gewesen zu sein. Sie hatte einen eigenen Stadtteil eingeräumt erhalten, der durch die (heutige) Judengasse, Bruder-, Rosen- und Dominikanergasse (diese drei in ältester Zeit „unter den Juden" geheißen) umgrenzt,; aber kaum eigentlich abgeschlossen erhalten wurde. Die anwachsende Zahl trieb jüngere ihrer Leute in die Ferne, um anderswo unbehinderter ihr Geschäft zu üben. So erlaubte mit Brief vom Í2. Sept. 1324 der röin. König Ludwig als Herzog in Baiern, daß „Jakob der Jud von E. samt Gattin und Kindern in seine Stadt Nabburg einwandern und dort sitzen, sowie alle Rechte haben solle, die die Juden in Nürnberg, doch sollen sie nicht mehr Zins nehmen als 4 Regěnsburgér Pfennige vom Pfunde und sollen jährlich 4 Pfund an die herzogl. 'Smmer zahlen"i (Oéfele, Rer. boie. Script. I, 746.) Juden zu Eger. Die Judenschaft Egers hatte in den letzten Jhztn. nicht nur an Zahl ihrer Mitglieder zugenommen, sondern auch an Reichtum. Dagegen hatte das Kloster Waldsassen, wo auf den Abt Johann (Grübel) im J. 1340 Franz (Kübel), ein geborener Egerer, als Abt .gefolgt war,. schon in den ersten Monaten des neuen Regimentes yiel gelitten. Abt Franz war ein hochgelehrter, aber prachtliebender Mann, der mit vielen Kosten und großem Aufwände fremde Höfe besuchte und zur Bestreitung dieser Reisen und seines Gefolges auf ihnen riesige Summen ausborgen mußte, die ihm die gefällige Judenschaft gerne, doch unter entsprechenden Zinsen lieh. König Johann . .. half dem Waldsassnér Konvente durch ein eigentümliches, damals nicht seltenes Mittel; er erlaubte den Mönchen, sich die gezahlten Zinsen wieder zu holen, wahrscheinlich durch zwangsweise Abrechnung vom Kapital. Solche Fälle wiederholten sich dann öfters. Hier aber auch ein Akt der Gnade: König Johann von Böhmen, der seit seiner Versöhnung mit dem Kaiser nun seinen Pfandbesjitz betreffs des Egerlandes wieder unbestritten sah, bestätigte am 11. Juni 1341 von Prag aus den „Bürgern (und) Einwohnern der Stadt E., seinen lieben Getreuen, Christen und Juden," welche seinetwegen schon lange Zeit her fortwährenden Gefahren ausgesetzt waren und noch sind, wie das Zeichen (die Scheibe) „dem Pfeile'', all ihre Briefe vom Reiche und ihren Vorfahren und verlieh ihnen dazu, auch noch alle jegliche Freiheiten, Vorrechte und (jnadeü, deren die Bürger und Einwohner Böhmens genießen, doch unter dem, daß die Egerer auch den böhmischen Untertanen gleiche Rechte in „Stadt, Land und Distrikt Eger" einräumen. (Emier, Reg. Boh. IV, Nr. 932, S. 374.) Von der Geldnot im Konvente zu Waldsassen und von der Hilfe König Johanns, „dem selbst immerwährend das nötige Geld fehlte", wird ferner berichtet (1340 oder 1341): „ ... auch der Zwanglvergleich mit den Egerer Juden, die auf höheren Befehl auf ihr