uei wieaer. Aöer nach dem Salzeinfuhrverbot von 1706 verfiel der „Gold. Steig". Daß inzwischen auch in Č k j n sich Juden angesiedelt hatten, dafür ist der jüdische Friedhof daselbst wohl der früheste und zugleich stärkste Zeuge. Nach einem Gräberverzeichnisse ist der älteste Grabstein der einer R i w k e 1 e, Frau des C h a-j i m, gestorben 10. Tebet 5448, d. i. 1688 gregorianisch (nähere Angaben fehlen; doch war sie vermutlich die Mutter des Chajim Lejb aus dem nahen Orte Eltschowitz). Der zweite Sterbefall wird erst nach 12 jähriger Pause (wenn nicht Zwischenfälle mangels Grabsteinen u. a. Überlieferungen unerwähnt blieben) verzeichnet, u. zw. L e y b (Sohn des M e i r) am 25. Tischri 5460 (1700), was ein Beweis für die noch sehr schwache Judenkolonie wäre. Dann folgen bis 1712 in 3—4 jährigen Pausen je 1, noch überhaupt ohne Ortsangabe. Doch dürften diese Personen *) auch dort herum, gewohnt haben. Als erster Ort überhaupt erscheint Eltschowitz, u. zw. durch Isak ben Meir, gestorben 20. Tebet 5490 (1730) und dessen Gattin G i 11 (geborene Chajim Lejb), gestorb. 4. Schebat 5491 (1731); sie waren die Stammeltern des Freih. v. Z d e k a u e r in Prag. (Ihre Gräber wurden 1906 renoviert.) In dieser Zeit erscheinen die weiteren Namen E r d-mann (vermutlich auch Jude), Mahl er und! S ü ß-kind (später Altmann aus Kolinetz, Bezirk Klattau). 1723 wird inzwischen im Schwarzenbergischen Arch. Isak Fandl (ältester Sohn des erwähnten Markus F. in W.), 23 Jahre alt, in Čkjn verheiratet, genannt; 1727 übersiedelte Markus Fandl aus dem Gemeindehause (jetzt „Altes Rathaus", Ringplatz Nr. 8) in das heutige Stadthaus Nr. 1 und bezahlte der Stadt als Zins 18 il. 33 Kreuzer. Außer genanntem Isak hatte Markus F. noch 2 Söhne u. 8 Töchter; als Dienstboten wohnten anno 1723 noch bei ihm der „Schulmeister" Salomon aus Burlitz (Pohrlitz bei Nikolsburg?) in Mähren, ein Graf v. Zinzendorfischer Unterthan, u. ein Junge namens Melier (vielleicht ein Neffe, siehe oben). Markus F. trieb „Handtl mit unterschiedlichen Zeigen, Tuch, Woll, Federn u. a. Waren". 1735 wird der Eltschowitzer Schutzjude Jakob Israel mit Weib und Kind in der Binderei neben dem herrschaftl. Brauhaus in W. angesiedelt. Eine Synagoge befand sich hier nicht, das Gebet wurde in einem Zimmerl des F. verrichtet. Die Bürger von W. beschwerten sich oft über die Juden, „weil sie ihnen die Nahrung wegnehmen"'; aber die Grundobrigkeit (seit 1719, wie gesagt, Sehwarzenberg) hat die Juden stets in Schutz genommen. In den folgenden 40 Jahren erscheint liier kein weiterer Juden-name; vielleicht sind also obgenannte Familien teils ausgestorben, teils abgewandert. Die „F and 1" führten in ihrem Petschaft einen Korb, die „M e 1 1 e r" zwei Fische. — Dagegen nennt das Gräberverzeichnis eine Moses, gestorben 1740. — Während des österr. Erbfolgekrieges (1742) waren in der ersten Jahreshälfte in W. u. W o 1 i n franz. Kürassierregimenter einquartiert; in Wolin liegt der franz. General Ximenes begraben, nachdem er bei einem Brande hier vergebens in W. Logis gesucht hatte. Nach dem österr. Siege bei Zahaj (unweit Frauenberg-Budweis) anfangs Juli zogen die Franzosen nach Bayern ab, verfolgt von hauptsächlich ungar. Husaren, die in der Winterberger Gegend lagerten. Diese sicherlich allgemeine Plage hielt aber nicht die Ausbreitung der Juden auf; so der C h a j i m s, Joseph (Sohn des K's e r i e 1, siehe unt. Moses), Samuel (mit 3 Verstorb. ab 1759), M e i n s t e r u. 1 L e j s e r. Gleichzeitig (1771) erscheint in Čkjn als erster einer langen Reihe Fajbl S i 11 i g, dem 1775 eine R e i n i t z (Kirobitterin) folgt. — Dann führt uns das J. 1777 abermals nach W. zurück, wo gleichfalls ein neuer Stamm auftaucht durch Abraham Beer Vocásek aus Mireschau, der als k. k. Tabakverleger nach W. kam und später auch die Mauten bekam. Allerdings hatten sich gegen seine Ansiedlung der damalige kathol. Pfarrer und ein Großteil der Bürgerschaft heftig gewehrt — angeblich weil er am Ringplatze wohnte „in zu großer Nähe der Kirche" —; jedoch bloß mit dem ErfoJg, daß er gegen Ende des 18. Jhts. in das Haus Nr. 21 am Schloßberg übersiedelte, das er erbgrundzinslich kaufte und das seither das „Judenhaus" heißt. Übrigens kam der jüdischen Anpassungsfähigkeit und Zähigkeit das Josefinische Toleranz-Edikt und die gänzliche Aufhebung d«r Leibeigenschaft (1. November 1781) zuhilfe, um leichter Fuß zu fassen. Anfangs des 19. Jhts. wurde das „Judenhaus" an eine zweite Judenfamilie namens H a 1 d e k 2) verkauft (von der es in den 50er Jahren vorigen Jahrhunderts die Herrschaft rückkaufte). Die „W o c z a s e k" (wie ihr Name auch erscheint) übersiedelten in die Vorstadt. Neue Namen sind auch 11 z i g (ab 1778 in 2 Gliedern), Stampf (s. unt. Gans) und Leml (1794 Eltschowitz). Auf der Herrschaft W. werden um diese Zeit auch von Josef Puhani „Juden" erwähnt; es heißt dort: Damals wurden in den Wäldern Aschenbrennereien eingeführt, um die große Masse Lagerholz (Rönnen) der gänzlichen Verwesung zu entziehen; anfangs betrieb man die Aschenbrennerei sowie die daraus gefolgte Salyseter-Siederei in eigener Regie, später wurden dieselben zumeist an Juden verpachtet, wobei die „Aschensteige" oder „Judenwege'' entstanden; z. B. im Revier K e 11 n e nächst dleni Kubáni östlich W. Auch die Einsammlung des Zünderschwammes 3) wurde verpachtet, wozu sich später das Harzreißen (Pe-cheln) gesellte. Von Kuschwarda zur bayerischen Grenze führt gleichfalls ein „Judenweg", dessen Name aber so erklärt wird, daß sich angeblich „die im J. 1815 aus Südböhmen ausgewiesenen Juden auf diesem Wege außer Landes begeben mußten". Es kann sich aber um keine allgemeine Ausweisung gehandelt haben, weil nach den vorliegenden Quellen z. B. die hiesige J. G. nicht nur keine Unterbrechung erfuhr, sondern sich im -Gegenteil noch mehr ausbreitete; sie verzeichnete bereits um 1790 jährlich einen Sterbefall (vgl. ab 1688). Gleichzeitig mit W. oder unmittelbar anschließend waren inzwischen (nach dem Gräberverzeichnisse) die Nachkomen M e i r s von Eltschowitz auch bereits in Z d ik a u als 4. jüdischer Siedlung ansässig; u. zw. starb hier Joseph Wolf Zdekauers (Sohn des Meir) Gattin 1794 (abgesehen von immerhin fraglichen früheren Fällen). Wahrscheinlich leitet sich der hier schon erscheinende Familienname Zdekauer ab von Zdikau, bzw. einer volkstümlichen Bezeichnung als „Zdikauer Juden". Zdikau liegt zwischen W. und Bergreichenstein im Čech. Gebiet der K. G. und war nach Jos. Puhani schon 1318 ein Gut Groß-Zdikau, sowie Dorf Klein-Zdikau im Besitze der „Johanniter", bzw. „Kreuzherren" von Strakonitz. Im J. 1799 erwähnt die Matrik in Č k j n die Schutz-juden Arnsteiner. Der Ort entwickelte sich nun jedenfalls zum Mittelpunkte, d. h. zur stärksten jüdischen Siedlung und damit zum eigentlichen Sitze dier ganzen jüdischen Diaspora-Gemeinde. Winterberg 3 692 Die „Jiulengeineinde Čkjn" und ihre Äste. Nach der Chronik der heutigen K. G. W. bestand um 1800 schon ihre Vorgängerin als Gemeinde Čkjn und hatte hier anstelle der heutigen Spiritusbrennerei eine Synagoge, die ihr der damalige Grundherr Graf Franz Sickingen später enteignete; eine Verwahrung des Vorstandes Josef K o h n dagegen in persönlicher Audienz beim Kaiser hatte jedoch den Erfolg, daß der Grundherr verpflichtet wurde, eine neue Synagoge in gleicher Größe zu errichten. Diese wurde im August 1828 der J. G. als Eigentum übergeben. Vertragszeichner waren: der Gutsherr und dessen Amtsverwalter Wenzel Stepnitzka, Josef Hor-ner (Bevollmächtigter), Markus Fantes, Isak Zucker, Israel H a 1 d e k 4), Matias K o h n, Matias Stein und K. V. Josef K o h n. Die „Č k j n e r J u-dengemeiiicl e" (worunter wohl nicht der Ort Čkjn, sondern der ganze Amtsbereich zu verstehen sein dürfte) zählte damals „an 60 Familienhäuipter". Als erste Rb. werden erwähnt: Zecken dorf, Freundu. Back (später Herausgeber der „Israelit. Zeitschrift" in Budapest); nähere Angaben fehlen. Außer Genannten erscheinen noch ab 1800 die Namen: Math. Bloch (nach dem Gräberverzeichnis auch Rb. Mendl Bloch), Pick Moses, Isak Gans, Elias W e d e 1 e s, Wolf, Beck, Popper, S i n-ger, Fant 1, Weil, Haschl (Toraschreiber, 1810), Seh am schon (ab 1812 in 3 Gliedern), Lederer, Hahn, ein Blum (1821). — Um diese Zeit hatte sich č e s t i t z (an der Straße Čkjn—Wolin) als 5. jüdische Siedlung angeschlossen u. zw. 1818 durch einen Nachkommen der Arnsteiner. 1823 finden wir als 6. Siedlung Wolenitz durch Mejer L o w i t (Nachkomme des schon erwähnten Abraham). Übrigens scheint mit ihnen Wolenitž als jüd. Siedlung wieder ausgestorben oder aufgelassen; möglich ist bei den mangelhaften Ortsangaben auch, daß diese Siedlung schon viel älter war. Die 7. Niederlassung ist Fereschin (bzw. P ř e-čin), mit Sicherheit festzustellen 1835 durch einen Moses, der aber möglicherweise dort bereits 1740 einen Ahnen hatte; anderseits dürften Moses Klein, 1859 dort gestorben, und ein gleichzeitiger Joseph K. in Zdikau Nachkommen sein. (Diese Orte liegen sämtlich im tschechischen Gebiete der K. G.) Laut einer Volks- u. Viehzählung der k. k. patriotisch-ökonomischen Gesellschaft im J. 1837 zählte Winterberg bereits 243 Häuser mit 2121 Einwohnern, „mit Ausnahme von 3 Juden" deutschkatholisch. Dieses überraschende Wachstum wäre — wenn nicht durch Rechenfehler — wohl nur durch die mächtig aufstrebende, erwähnte Glasfabrik „Adolf" zu erklären, die schon damals 176 Leute beschäftigte und nach dem Gemeinde-Gedenkbuche die Erwerbs- u. Bautätigkeit günstig beeinflußte. Erwähnte Juden waren vermutlich Glieder der V o-c á s e k, vielleicht auch der Haldek (s. um 1800 u. 1828 Čkjn) und ein Paul Fleisch man n, der im Grundbuch (Fol. 34/1836) erscheint. Wohl in oder um Čkjn erschienen mittlerweile die neuen Namen S p i r o, 1832 je ein B o š i e, Harsch u. Garber-Patsehl, ab 1835 die Familie L ö w y (mit 4 Verstorb.) und 1841 ein Groger; ferner Holub, Kraus u. W u d 1 ; schließlich die Niederlassungen: Drtschinka (Dršinka), wo 1841 Jakob Fantl starb; sowie Bohumilitz (zwischen Čkjn u. W.), wo gleichzeitig die Gattin eines Josef Weil starb. Das mächtige Anwachsen der J. G., die nun schon 9—10 Orte umfaßte, zeigt auch die erreichte jährliche Durchschnittsziffer von 2 Sterbefällen im Vergleich zu Anfang. 1848 brachte die Befreiung von für.stl. Abhängigkeit und Leistungen, Freizügigkeit usw.; von da an dürfte die Zahl der Juden noch rascher gestiegen sein, denn heute noch heißt z. B. in W. im Volksmuhde der Waldekplatz das „Judenplatzel" (mit Bezug auf mehrere dort sich niederlassende jüdische Geschäftsleute). ") 1852 macht das Gräberverzeichnis durch eine Frau Ber F i s c h 1 aus Boschitz, 1853 durch K o z i-š e k aus Nezdašov und 1854 einen K i 1 n e r auf weiteren Zuwachs in zweifacher Beziehung aufmerksam. 1859 weist das Geburtsbuch einen Hirsch T o c h, bzw. dessen Sohn Simon T. in Klein-Zdikau aus (der später in W. sich als Kaufmann niederließ); um diese Zeit kamen noch hieher: 1860 Adolf (recte Adam) Wedeies, s. oben unter „Judenplatzel"; — aus Kaltenbach der Handelsmann Seligmann Kohn als 3. Vertreter des schon in Čkjn begegneten Namens. Durch ihn war also auch Kaltenbach (zwischen W. und Außergefild) vorübergehend jüd. Siedlung. Günstigerer Boden war jedenfalls W. schon durch immer mehr sich entfaltendes gewerbliches u. industrielles Leben; zu einer buchstäblichen Weltfirma blühte ja z. B. erstaunlich rasch die um diese Zeit gegründete Buchbinderei und (kathol.) Verlagsanstalt J. Steinbrener auf, die auf der Höhe vor 1914 rund 1000 Arbeiter beschäftigte. Ähnliches Schicksal wie Kaltenbach hatte dagegen wo'hl die nächsterscheinende jüd. Siedlung S c h a t-t a w a (zwischen W. u. Wallern) trotz der nahen, zweiten Glasfabrik „Eleonorenhain"; denn wir finden dort 1862 nur den Namen Hermann Zdekauer, also ein von Zdikau ausgegangener Familienast, wie. _ der 1864/65 sich in W. niederlassende Nathan Ignaz' Zdekauer. 1865 ist mehrfach bemerkenswert: durch die für das Anwachsen der K. G. in den seit 1688 verflossenen 177 Jahren (wo zwischen den ersten Sterbefällen 12 Jahre lagen) bezeichnende Jahres-Höchstziffer von 19 Sterbefällen, bzw. Durchschnittszahl von jährlich über 4; das bedeutet mit andern Worten etwa 48fache Kopfzahl. — Im selben Jahre finden wir in Mute-n i t z einen Zweig der schon in čkjn begegneten Familie Fantes. — Im nächsten, dem Kriegsjahre 1866, enthüllt das Gräberverzeichnis neue Interessenkreise: In Hostit z (auch Huschitz, 7 km östl. W., schon 1479 als Markt- u. Kirchort der Herrschaft erwähnt) ein Glied der in Boßchitz aufgetauchten Familie Fisch 1, in Zdikau erscheint der Name B r o z a m (abgeleitet wahrscheinlich vom deutschen Worte „Brosamen"). Zu erwähnen sind hier noch ein Hasterlik (1862), ein K a t z u. Ehrlich (1866), Sclmabl (1868) u. ein Stern (1869). 1872 vermehrt sich die Judenschaft von W. um Alois Fantes, laut Gräberverzeichnis auch um eine Familie Hahn; 1874 ist Bürgermeister u. Apotheker Dr. Albert Popper Mitgründer der Knaben-Bürgerschule. Borkenkäferfraß zog abermals 3000 Arbeiter in die Umgebung. In dieser Zeit (1872) erscheint denn auch Oberplan (Marktflecken und eig. Gerichtsbezirk an der Südoistgrenze der K. G.) durch einen Todesfall in der Familie Jochim W e d e 1 e s, welchem Stamme wir nun schon viermal begegnen, in welch letzterem Falle wie bei Ogfolderhaid es sich aber vielleicht nur um Überführungen in die Heimat handelte. Im selben Jahre Böhmisch-Röhren (nahe der bayrischen Grenze, Gerichtsbez. Wallern) als 693