Landgemeinden mehr oder weniger fühlbar macKeirý> in mustergiltiger Weise die Gemeinde und fungiert jetzt als Friedhofsverwalter. Gegen Ende des J. 1930 wurde die K. G. von einem schweren Verlust betroffen. Am 9. Dezember d. J. starb eines- der angesehensten Mitglieder derselben, Herr Wilhelm L ö w i d t, im Alter von 69 Jahren. Er wurde wiederholt zum K. V., später zum T. V. gewählt. Ganz besonderes Interesse zeigte er für die altjüd. Synagogal-Gesänge, in welche er durch Osias Eisler, einen gebürtigen Koliner, eingeführt wurde. Tro,tzdem ihn der Beruf eines Kaufmannes voll und ganz in Anspruch nahm, fand er doch Zeit sich der Gemeinde als freiwilliger Vorbeter zur Verfügung zu stellen. Durch mehr als 30 Jahre trug er im Gotteshause mit starker Betonung die altjüd. Gebete vor.' Die regcl-' mäßige Abhaltung des Gottesdienstes wurde ihm zur Herzenssache. Mit Vorliebe pflegte er seine Ansichten durch Zitate aus der Bibel zu belegen. Große Verdienste erwarb er sich um die Renovierung der altehrwürdigen Synagoge und der Friedhofsmauer. Während des Krieges sorgte eť für die jüd. Flüchtlinge und intervenierte wiederholt bei den Behörden zu ihren Gunsten14). In der Gemeinde bestanden zwei Vereine, die Ch. K. und der jüd. Frauenverein zur Unterstützung armer Frauen. Obmann der ~ Ch. K. war 1860 Carl Weil, gest. 1882, und Josef W e i 1, zuletzt Josef L ö-w i t, St. V. Jakob E h f m a n n. Der F. V. wurde von Franziska E i s 1 e r gegründet. Dem Ausschüsse gehörten an: Franziska Löwit, Friederike H e r r-mann, Johanna Janowitz und Rosa Herr-mann. Später leitete dien Verein Frau Anna B 1 och, Marie É c k s t e in, Anna Eckstein, Marie Lederer, Fanni E h r ni a n n, Kassierin war Frau Therese Herrmann. Ali 4er Spitze des Vereines stand zuletzt Frau Karolině ;Lö w i t. - Die K. G. zählte 15 Mitglieder, hievon 12 zahlende. Die Einnahmen betrugen 800 Kč, die Ausgaben 600 Kč. Der Wirkungskreis der Gemeinde erstreckt sich über die Orte: Borovno, Brenn-Poritschen, čičov, Čiš-kov, Železný Újezd, Lipnice, Lučišť, Milinov, Mišov, Mitov, Nfecha'nice, Nové Mitrovice, Nezvěstice, Přešín, Stáhlavice, Štítov, Struhař, Těnovice, Vohřeled, Ža-kov, Zhuř, Kakejcov, Kornatice, Mešno, Přikosic, Tro-kavec und Vísek. Das bewegliche und unbewegliche Vermögen der jüd. Gemeinde in B. ging nach deren Auflösung in de» Besitzt d^-Kultusg.em_e:inde Pilsen über. In Brenn-PoritscheH: fehťéjrr. -I|í3Ž^vfer4tt^šGh#. Familien. Zum Schlüsse danke ich allen denjenigen, die mir bei meiner Arbeit förderlich waren, ganz besonders Herrn Arthur Löwidt und Frau Hilde Sabath, denen ich eine Reihe interessanter Mitteilungen verdanke, Herrn Sekretär Jaří Rada, der mir in entgegenkommender Weise die Stadtchronik zur Verfügung stellte und Herrn Dechanten Soukup, der mir in liebenswürdiger Weise Einsicht in die in der Dechantei aufbewahrte jüd. Matrik gewährte. x) Städtische Chronik, zusammengestellt auf Grund alter Dokumente von Oberlehrer Straka. 2) Schauer,' Topogr. 3) Eine Bestätigung dieser Vermutung habe ich bisher nicht gefunden. Mein Schwager Robert Löwidt, Bratislava, hat das diesbezügliche Dokument gelesen. 4) Jüdische Matrik 1785—1860, Dechantei Brennporitschen. B) Sein Sohn Siegfried trat zum Christentum über. 6) Ein genaues Familianten-Verzeichnis wurde dem Familienbuch I, Pilsner Kreis, aufbewahrt im Archiv des Ministeriums des Innern, Prag, entnommen und in der Zeitschrift für Geschichte der Juden in der ČSR., Jahrg. II, Heft 1, veröffentlicht. 7) Starb in Reichenberg 1892. 8) Eine interessante Studie „Zur Geschichte der Familie Dattelzweig" veröffentlichte J. Diamant, Marienbad, und B. Glaser, Mies, in der Zeitschrift für Geschichte eder Juden in der ČSR., Jahrg. II, Heft 2. °) Popis okresu blovického od Frant. Faktora. — Angabe nach Sommer. 10) 1838 Königreich Böhmen von Johann Gottfried Sommer, VI. Band ") Hat in Reichenberg ein Ehrengrab, seine zahlreiche Familie arbeitete sich aus notdürftigen Verhältnissen zu großem Wohlstand empor und seine Söhne besaßen Spinnereien in Reichenberg, Brunn und Warnsdorf, in Wien Großhandlungs-häuser. Seine Gattin Louise, geb. Beck aus Dobříš, starb in Prag 1916 im Alter von 101 Jahren. l2r) Auf demselben befinden sich zwei Wetterfahnen mit dem Davidstern und Jahreszahl 5410 (1650), vermutlich das Jahr der Renovierung. 13) Geboren 1. Feber 1815 in Ronsperg (Böhmen) wirkte als Rb. 1841—1852 in Wottitz, 1853—1856 in Heřmanměstec, 1856 bis 1857 in Leipnik (Mähren), 1870—1876 in Brennporitschen, 1877—1907 an der Ungarischen Landesrabbinerschule Budapest, starb 6. August 1909. 14) Meine Arbeit verfolgte er mit lebhaftestem Interesse und verdanke ich ihm eine Reihe für die Geschichte der hiesigen Gemeinde überaus wichtiger Mitteilungen. Mit ganz besonderer Liebe hing er an seiner Familie und an seinem Enkelchen, der kleinen Ruth. Das Leichenbegängnis fand am 11. Dezember 1930 unter zahlreicher Beteiligung der gesamten Bevölkerung statt. Geschichte der Juden in Březnice. (Judenstadt Lokschan.) Bearbeitet von Jaroslav Polák-Rokýcana, Prag. JL/ie Judenvorstadt „am Lokschan" (č. Lokšany), so heißt in den alten Urkunden der durch eine „Judenpforte" (heute noch durch einen Schwibbogen) vom „großen Ringplatz" der Stadt Březnitz (č. Březnice) getrennte Stadtteil. Die" einstige Unabhängigkeit von der Stadtverwaltung und unmittelbare Zugehörigkeit zur „Herrschaft" B. hat die Judenyorstadt L. heute gänzlich eingebüßt und nur die topographische Sonderbezeichnung erinnert an die einstige Selbständigkeit. Diese Sonderbezeichnung besteht in einer rotweißen Straßentafel „Lokšany" und in großen, mit römischen Zahlen I.—XXII. bezeichneten Barock-hausern, die zumeist baulich und auch gut bewohnbar hergerichtet, noch heute gut erhalten sind. Die Judenstadt, „židovské město", oder auch kurzerhand „v židech", wird durch zwei enge Gäßchen und zwei recht geräumige Plätze, deren erster länglich, der zweite ziemlich regelmäßig viereckig ist, gebildet! In der Mitte des zweiten Platzes steht (C. Nr. XVI.) eine sehr schöne, gleichfalls im Barockstil gehaltene S y n a g o g e, welche am 14. April 1821 anläßlich der Feuersbrunst, der halb B. zum Opfer fiel, vernichtet, jedoch von der damals noch sehr zahlreichen J. G. gleich wieder erbaut wurde, und zwar ohne einer Veränderung im alten Baustil und auch des äußeren Bildes. Nur im Innern erfuhr die Synagoge damals eine durchgreifende Veränderung: vor allem wurde der Omed, der bis dahin in der. Mitte der altehrwürdigen Synagoge stand und eine ziemlich getreue Nachbildung des heute noch bestehenden Omed der Altneusynagoge in Prag darstellte, zur Ostwand gestellt, wo sich auch der Oraun ha kodesch, ferner die Ehrensitze für den Rb. und den Gemeindevorstand befinden. Dieser Teil der Synagoge ist um eine Steinstufe erhöht und durch ein geschmackvolles Eisengitter" von dem andern Teil der Synagoge getrennt. Zu beiden Seiten des Oraun ha kodesch, in ziemlicher Höhe, sind gotisch gehaltene, künstlerische Fenster mit stilvoller Glasmalerei, eine Widmung des Sohnes eines einstigen Gemeindeangestellten (Schamesch), des Herrn S. Červenka. Die in der rechten Ecke auf einem hohen Sockel ruhende Messing-Menora dürfte, nach der in deren Mitte befindlichen männlichen Figur und Tracht, holländisch-spaniolischen Ursprunges sein. Die Westseite der Synagoge wird durch eine Galerie geteilt, auf welcher sich die „Frauenschul" befindet. Die vor dem Omed befindlichen zwei Luster (geschnitzte Holzornamente) finden auf dieser Galerie recht geschmackvolle, kleinere Gegenstücke. Die Pforte des Oraun ha kodesch ist mit vergoldeten Kränzen und Pfeilen, den Wappenbildern des ehemaligen Grafen Josef Kolowrat-Krakovsky, dem Gönner der J. G., durch dessen Hilfe diese schöne Synagoge nach dem großen Brande, wieder erstanden ist, verziert. Die ornamentale Ausschmückung der Synagoge ist neueren Datums, ein Werk des bekannten cech. akadem. Malers Lad. Kuba. Die letzte Renovierung der Synagoge erfolgte i. J. 1874, was aus der über dem Portal angebrachten Inschrift hervorgeht. Aus der ungewöhnlich großen und wertvollen Sammlung der zur Synagoge gehörigen Toraschmuck und Kunststickereien hebe ich vor allem ein wertvolles Perachoth v. J. 1793 (Widmung des Tempel (Innenansicht) bekannten, der hiesigen Gemeinde entstammenden Philanthropen Joachim Edlen v. Popper) hervor, welches als ein Andenken an dessen verstorbene Frau gedacht ist. Derselbe Gönner hat der Prager und auch der Březnitzer J. G. beträchtliche Legate und wohltätige Stiftungen hinterlassen, welche auch jetzt noch von diesen Gemeinden verwaltet werden. Sein Wohnhaus C.-Nr. I. ist auch heute noch im Besitze der Familie Moritz Popper, eines Nachkommen der Familie Joachim Edlen v. Popper. Das Portal des vierfrontigen, großen Doppelhauses ist im Barockstil gehalten und mit dem Handelsabzeichen, einem Anker, verziert. Hier im ersten Stock, wo schöne, geräumige und behagliche Zimmer sind, wohnte Joachim v. Popper bis ca. 1780. In diesem Jahre seiner Nobilitation wurde ihm der Ankauf eines Hauses in der Prager Altstadt gestattet. Dieses , «^ Haus findet nach dem Tode Joachim v. Popper Er- iß O wähnung in Schallers Topographie der königl. Hauptstadt Prag v. J. 1796, S. 699. Das ehemalige „Wagen-