Ferd. Oplatka (Kostelec n.\L.) Adolf Weil (FSeiaty) Gemeinde dringend fordem, Rechnung tragen žu können, überließen nunmehr anderen, durchwegs jüngeren, für die Sache des Judentums sich interessierenden Herzen die Führung. Und wenn B., das in alter Zeit viele fromme, talmudgelehrte Gemeindemitglieder und namhafte Rabbiner aufweisen konnte — heute eine ganz kleine Gemeinde geworden ist, so ist diese sich dennoch ihrer wichtigen Aufgabe, als die einzige im weitesten Umkreise noch bestehende jüd. Kultustätte, bewußt und sorgt dementsprechend für die Erhaltung und Fortbestand ihrer Institutionen. Friedhof und Synagoge wurden mit beträchtlichem Kostenaufwand! in Stand gesetzt. Den Chevra-und Tempeldienst versieht ein ständiger Funktionär. — 1924 fand dort ein Rabbinerwechsel statt und seitdem wird der Religionsunterricht durch Rabbiner M. Mandl an der Volks- und Bürgerschule und am Gymnasium allwöchentlich regelmäßig erteilt. —- Die Matrikenführung, die bisher der frühere verdienstvolle greise K. V., H. Dr. R. Ulimann ^-r- ein gebürtiger Prager — durch 40 Jahre inne hatte, wurde vor einigen Wochen durch die Bezirksbehörde dem regen Mitgliede des neuen"K. A., H. T. V. Hynek Eisenschiml amtlich übertragen. Schließlich ist diese Gemeinde auch dem Svaz českých obcí angegliedert — und wenn einmal, wie zu erwarten steht, die kleinen umliegenden nicht mehr lebensfähigen Gemeinden B. angeschlossen werden sollten, so wird diese ihre neuen Aufgaben zu erfüllen gewachsen sein und sodann sicherlich, wie einstmals, zu den wenigen größeren und werktätigen Kultusgem. in der Nähe Prags zählen. Dějiny Židů ve Spáleném Poříčí. Zpracoval Rudolf Rosenziveig, Praha. Geschichte der Juden in Brennporitschen. Bearbeitet von Rudolf Rosenzweig, Prag. . oiidöstlich von Pilsen, eine halbe Stunde von der Eisenbahnstation Nezvěstitz entfernt, liegt*in einem Talkessel an den Ufern der Bradava, früher Pořitscher Bach genannt, die Ortschaft Brennporil sehen (č. Spálené Pořičí1). Im 14. Jht. s,ollen sich hier zwei Siedlungen, Alt- und Neu-Landstein genannt, befunden haben. Der Ort führt seit 1617 den Namen Poritsch. Die Gemeinde hatte eine sturmbewegte Vergangenheit und gar oft flüchteten die Bewohner aus derselben. Religiöse Kämpfe zwischen Hussiten und den katholischen Ständen riefen Brände hervor, durch welche die Gemeinde wiederholt vernichtet wurde. So am 30. September 1620. Seit dieser Zeit hieß der Ort2) Brentes Poritsch, später Brennporitschen. .Im J. 1623 zählte der Ort unter 1783 Bewohnern 160 Juden, sie dürften zu dieser Zeit bereits ihren . Tempel und Friedhof besessen haben. Um das J. 1700 herrschte hier Anna Polyxena verwitwete Gräfin von Clary und Aldringen. Im J. 1719 starb ihr einziger Sohn im jugendlichen Alter. Seither führte dieselbe einen frommen Lebenswandel, spendete viel für die Kirche, unterstützte Arme und Hilfsbedürftige. Sie soll, wie vermutet wird, -den Juden ein Grundstück 3) zum Bau eines Tempels geschenkt haben. Seit 1749 befindet sich das Schloß im Besitze der Metropolitní kapitola sv. Víta (Praha-Hradčany). Das Schloßarchiv, sowie die im Schlosse aufbewahrten Gerichtsakten, die gegenwärtig der Öffentlichkeit nicht zugänglich sind, könnten uns sicherlich so manchen Aufschluß über das Leben der Juden in den vergangenen Jhtn. geben. Die zweite Mitteilung über eine jüdische Ansied-lung stammt aus einem. Dokument von 18. Okt. 1667, in welchem berichtet wird, daß auf einem Gemeindegrundstück im vierten Häuschen der Jude V o c á-se k wohnt und 24 Gr. Zins zahlt. Die ersten Aufzeichnungen über jüd. Bewohner4) in P. und Umgebung melden uns folgende Namen: Sara Janowitz, geb. 1710 in B., gest. 1794. Anna Tro-sau, geb. 1716, gest. 1791; Florian Weil, Těnovic, geb. 1713, gest. 1793; Jakob Ledererr), Vohřeled, geb. 1714, gest. 1792; Rachel Liebert, geb. 1714 in B., gest. .1794; Moses Lederer, Těnovic, geb. 1715, gest. 1795; Natan Lederer, Mirešov, geb. 1715, gesť. 1795; Anna Lederer, geb. 1717 in B., gest. 1797; Levi Lustig, geb. in B. 1719, gest. 1794; Ester Wedeies, geb. in B. 1718, gest. 1793; Salamon Weil, gVb. in B. 1723, gest. 1793; Josef Gerdt, geb. in B. 1726, gest. 1796; Moses Lederer, geb. in B. 1724, gest. 1806; Rebeka Mendl, Te-noivic, geb. 1729, gest. 1789; Theresie Pick, geb. in B. 1739, gest. 1839; dieselbe hat ein Alter von 100 Jahren erreicht. In der Matrik aus dem J. 1785 wurden folgende Familianten 6) angeführt: Josef L e d e r e r, Vohřeled, um, 1788—1800; Sal. Weil, Těnovic, Schutzjude, um 1713—1813; Jonas L e d e r e r, Vohřeled, um 1803 bis 1824; Jakob Lewit, um 1772—1857; Abraham Ledere r, Těnovic, um 1791—1842; Jakob Weil, Schufczjude, um 1806—1842; Naftalie Herrmann, Schutzjude, um 1800—1842; Michl Goldschei-der, um 1748—1823; Salomon Gold scheider, Schutzjude, um 1750—1837; Moses Leder er, um 1784—1854; Salomon Leder er, um 1825—1892 7); Elias Lederer, um 1821—i865; Joachim Levit, um 1828—1854; David Janowitz,um 1799—1842; Josef Weil, um 1806—1840, Lazar Lewit, Čičov, um 1841, — Herrmann Weil, um 1827—1842; Karl Herrmann, um 1829—1854; Daniel Hartmann, um 1820—1870; Markus Lederer, um 1786—1858; Leopold Weil, um 1810—1855; Markus Gold-seh ei der, um 1851—1866. Im J. 1666 wird in einem Schuldbuch der Name Katharina Kantor genannt. Am 24. Oktober 1724 wurde auf Gemeindegrund an Stelle Nr. 14 eine židovská škola (Judenschule), vermutlich der jetzige Tempel, als bestehend festgestellt, an der Stelle, wo einst, wie es heißt, „das Gemeindebad stand und der Bäcker der Herrschaft wohnte". Im J. 1763 starb die Frau eines Isak Vocásek, der 1785 «eine zweite Braut Giska, jüdisch Rifka, heiratete. Das Haus, in welchem die FamiEe Datteäzweig 8), deren Angehörige auf dem jüd. Friedhofe in B. ruhen, wohnte, hieß im Volksmunde „U Vocásků". Im J. 1782 zählte der Ort 12 jüd. Häuser. 1823 zählte die Gemeinde unter 1261 Einwohnern 110 Juden in 12 Häusern, im J. 1838 9) 15 jüd. Häuser mit 18 jüd. Familien. Im J. 1845 15 jüd. Häuser mit 33 jüd. Familien. Von einem schweren Unglück wurde die Gemeinde am 25. April 1838 heimgesucht. Beim Bäcker Weiss in der Judengasse 30, brach aus unbekannten Gründen ein Brand aus, der durch den Ostwind stark entfacht % des Städtchens vernichtete. Das Feuer fand in den mit Stroh und Schindeln bedeckten Häusern reichlich Nahrung. 8 jüd. Häuser wurden vernichtet. Der Tempel blieb wie durch ein Wunder verschont, ' Auf dein Wege von Těnovic nach Lučišť liegt eine Hutweide, die mit großen Steinen besät ist. "Bér Ort heißt, im Volksmunde „Na židovském krchůvku". Hier soll einer alten mündlichen Überlieferung gemäß ein Judenfriedhof bestanden haben, dessen Alter auf 600 Jahre (?) geschätzt wird, Grabsteine sind keine vorhanden, auch in den verschiedenen Beschreibungen wird von diesem, Friedhofe keine Erwähnung getan. Im Pfarramt in Těnovic soll sich angeblich eine alte jüd. Matrik befinden10). Hier waren 1839 7 jüd. Häuser mit 9 Familien, in Vohřeled 3 jüd. Familien, in Čičov 2 jüd., Familien. Die Synagoge in Čičov soll angeblich später in einen Stall umgewandelt worden sein. Am Ende der Judengasse befand sich 1800—1868 Spálené Poříčí I 59 Brennporilschen 1