G E L E I T WORT Nachdruck, auch auszugsweise verboten. Alle Rechte, insbesondere an den Bildern und das der Übersetzung, vorbehalten. Copyright 1934 by Jüdischer Buch- und Kunstverlag, Brünn-Prag. Nach fünfjähriger Arbeit erscheint das vorliegende Sammelwerk als dritter Band der bis jetzt erschienenen Monographien über die jüdischen Siedlungen in Vergangenheit und Gegenwart auf dem Gebiete der tschechoslowakischen Republik. Der vorliegende Band enthält die Geschichte der jüdischen Landgemeinden in Böhmen. Die Juden dieses Landes blicken auf ein Jahrtausend historischer Entwicklung zurück. Und auch hier, wie in vielen anderen jüdischen Landgemeinden, vollzieht sich seit der Emanzipation der Prozeß der dauernden Abbröckelung, der die Auflösung der ehemals blühenden jüdischen Gemeinden zur Folge hat. In zwölfter Stunde, vor dem sicheren Verfall und völligen Verlust bedeutender jüdischer Werte, habe ich mir die fast übermenschliche Aufgabe gestellt, das zu retten und für alle Zeiten festzuhalten, was mir erreichbar war. Bedauerlicherweise hat die jüdische Geschichtsforschung in früheren Zeiten besonders auf Böhmen ihr Augenmerk nur wenig gelenkt. Nur ganz wenige historische Abhandlungen fanden, sich für die Bearbeitung dieses Stoffes vor. Als erste größere Publi-kationzur Geschichte der Juden in Böhmen, Mähren und Schlesien ist das Regestenbuch von Bondy-Dworsky anzusehen, das allerdings bloß bis zum Jahre 1620 reicht und auch bis zu dieser Zeit nur eine lückenhafte Darstellung bietet. Als zweite größere Publikation sei das in unserem Verlage im Jahre 1904 erschienene Buch von Rb. A. Stein: Die Geschichte der Juden in Böhmen, angeführt. Das gesamte archivalische Material mußte, soweit es bis zur Drucklegung dieses Werkes überhaupt erreichbar war, gesammelt und bearbeitet werden. Ich bin mir dessen bewußt, daß ein solches Werk, wenn es den Anspruch auf Vollständigkeit erheben Will, keine Arbeit eines Einzelnen sein kann. Wenn ich aber heute trotzdem dieses Werk der Öffentlichkeit übergebe, dann geschieht dies in dem Bewußtsein, der mir gestellten Aufgabe treu geblieben zu sein, die Liebe bei den Juden zur Geschichte ihrer Vergangenheit zu wecken, „die mit der Geschichte ihrer Heimat innig verknüpft ist und sie zu erhalten, damit auch die späteren Generationen nicht vergessen mögen, aus welchen Wurzeln ihre Kräfte sprossen". Auch dieses Werk bildet nur einen Baustein zur Geschichte der Juden in Böhmen. Die Forschung beginnt eigentlich erst jetzt. So will ich denn rastlos an dieser mir gestellten Aufgabe weiter arbeiten. Die allfälligen neuen Forschungen und Ergebnisse werden auch weiterhin fortlauf end in meiner „Zeitschrift für die Geschichte der Juden in der Tschechoslowakei" und vielleicht später in einem Supplement-Band veröffentlicht werden. Die schwierigste Frage war für mich die Suche nach geeigneten Mitarbeitern, insbesondere in jener ungeheuren großen Zahl von Siedlungen, die heute keine jüdische Bevölkerung mehr aufweisen. Mit umso größerer Dankbarkeit fühle ich mich den zahlreichen nichtjüdischen Forschern und Mitarbeitern verbunden, die in selbstloser und aufopferungsvoller Weise ihre hervorragend gründlichen Kenntnisse in den Dienst dieses Werkes gestellt haben. Ihnen sei an dieser Stelle mein besonderer, aufrichtigster Dank gesagt. Mit besonderer Genugtuung muß ich feststellen, daß sich die Herren Rabbiner mit ganz wenigen, bedeutungslosen Ausnahmen zur Mitarbeit in der selbstlosesten Weise einstellten und zum Teil wahrhafte Förderer meiner Bestrebungen wurden. Auch ihnen muß ich an dieser Stelle herzlichst danken. * Viele Gemeinden sind in diesem Werke in Monographien festgehalten, auf die die jüdische Historiographie stolz sein kann. Die meisten derselben sind hier überhaupt zum ersten Male behandelt. Wohl sind mehrere Monographien nur in knappen Darstellungen veröffentlicht; der Herausgeber weiß sich jedoch frei von dem Vorwurfe mangelhaften Bemühens um das Zustandekommen dieser Abhandlungen. Unzählige Zusagen, auf die ich mich verlassen zu können vermeinte, sind in der letzten Minute srundlos rückgängig gemacht worden. Gegen solchen Wortbruch war auch